Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
bewusstlos gewesen? Wie
viel Zeit war vergangen?
Wortfetzten
erreichten mich, schienen jedoch nicht bis in mein Hirn zu dringen. "Wir …
sie wegbringen … raus hier…!", "…blutet zu stark…" Jemand rüttelte
an meinem Körper. Schüsse fielen.
Ich spürte wie sich
wer über mich beugte, wie ich an einen Körper gezogen wurde, doch ich fühlte es
irgendwie nicht.
"Mia, … bei uns!"
Der Lärm war erdrückend. Ich konnte nicht klar denken, wusste nicht mehr wo ich
war. Bilder von Luciens Tod schossen durch meinen Kopf, zerrten an mir. "...
bei mir!", hörte ich wieder jemanden rufen. Lucien? Sara tauchte vor
meinem inneren Auge auf. Schlagartig wurde mir bewusst, dass ich ihr
unschuldiges Leben gefährdete. "Bleib bei mir!", dröhnten nun Luciens
Worte an meinem Ohr. Die Verzweiflung in seiner Stimme ergriff von mir Besitz
und zerrte mich in einen Nebel aus Ereignissen und Gefühlen. Die Vergangenheit
stürzte über mir ein. Bilder aus meinem früheren Leben rasten durch mein Sein
und hielten mir vor Augen, dass ich jeden, der mir am Herzen lag und der sich
in meiner Nähe aufhielt, entweder verletzte oder in Gefahr brachte. "…muss
aufhören!", flüsterte ich in Gedanken. Der Schmerz und die Enge in meiner
Brust nahmen mir den Atem.
Die Erkenntnis, dass
Lucien wieder fast getötet worden wäre, überrollte mich wie ein
Schwertransporter. Niemals würde er in Sicherheit sein. Nicht solange ich an
seiner Seite war. "... das muss aufhören!", schrie ich in Gedanken.
"Halt durch,
bleib bei mir!", rief er. Ich wollte ihm sagen, dass ich nicht bleiben
konnte, niemals. Auch wenn ich es von Herzen wollte. Ich war eine Gefahr. Für
jeden, besonders für ihn. Wäre er nicht nach New York gekommen, hätte dieser
Anschlag auf ihn nie stattgefunden. "... weg von mir!". Ich wusste
nicht ob ich laut sprach oder mich irgendwer hören konnte.
Der Nebel wurde
dichter und raubte mir meinen kläglichen Rest von Bewusstsein, falls man
überhaupt von einem solchen sprechen konnte.
Im nächsten Moment
war alles um mich herum verschwunden. Eine angenehme Stille machte sich breit.
Kein Laut, kein Schmerz. Nicht einmal Kummer spürte ich. Mein Geist schien auf
einer Welle des Friedens zu schweben.
Und wenn dieser
Frieden der Vorbote des Todes war, dachte ich, dann müsste man das Sterben
nicht fürchten.
Eine Ewigkeit schien
ich zu treiben. In einem luftleeren Raum. Eingepackt in Watte. Wohlig weich und
warm, fernab der Realität. In einer anderen Welt.
Zufrieden. Behütet,
... bis auf dieses stetige Murmeln, das zu Geflüster wurde und schließlich zu
Worte, die nicht mehr zu ignorieren waren.
"…braucht Blut!"
"… mich dafür
hassen!"
"… ihr Tod."
Ich kannte die
Stimmen, konnte die eine nicht zuordnen, wusste jedoch, dass die andere Lucien
gehörte und wünschte mir, ich könnte den Schmerz und die Verzweiflung darin
einfach verschwinden lassen.
Ich wollte ihm
sagen, dass es mir gut ging. Keine Schmerzen, keine Trauer, nur Frieden. Doch
ich musste feststellen, dass diese seltsame Verbindung einseitig war. Ich hörte
zwar, konnte mich jedoch nicht mitteilen. Als hätte ich keinen Körper, sondern
würde nur aus Geist bestehen.
Luciens Stimme wurde
leiser, war kaum noch zu verstehen. "Sie will … nicht! … Elia bleiben … an
mich binden …verabscheut ..."
Es hätte mir egal
sein sollen, aber es ärgerte mich, dass ich immer nur Teile der Sätze hörte,
die sie sprachen.
Wieder wollte ich
etwas sagen, ihnen sagen, dass ich sie hören konnte. Doch nichts geschah.
Im nächsten Moment
zerrte etwas an meinem Geist. Ich wehrte mich dagegen, kämpfte gegen die
unsichtbare Macht, die mich nach unten zog. Doch ich fand keinen Halt. Da war
nichts, an das ich mich klammern konnte, um nicht in den Strudel zu geraten,
der mich mit sich riss.
Plötzlich spürte ich
eine unbeschreibliche Süße in meinem Mund, gepaart mit einem bekannten
maskulinen Duft. Ambrosia, der Trunk der Götter. Ich muss im Himmel sein,
dachte ich und lächelte über meine eigenen Gedanken. Doch diese Empfindung,
diese Seligkeit, dauerte nur einen Moment, denn plötzlich überrollte mich ein
unsagbarer Schmerz, der mich schreien ließ.
Höllenfeuer brannte
in meiner Brust, schoss durch meine Adern, in meine Glieder, zog mich schlagartig
aus dem wohligen Vakuum und katapultierte mich ins Leben zurück.
In die Wirklichkeit,
wo ich erschrocken die Augen aufriss und in die von Lucien starrte. Wie vor dem
Ertrinken gerettet, sogen meine Lungen Luft
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