Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
ein, pumpte mein Herz Sauerstoff in
meinen Körper, während Luciens blutiges Handgelenk aus meinem Sichtfeld
verschwand und sein erleichterter Ausdruck einer unaussprechlichen Traurigkeit
wich.
"Es tut mir
leid, Mia. Ich wollte nicht, dass es soweit kommt.", flüsterte er mit
gebrochener Stimme, und bevor ich noch realisieren konnte, was gerade geschah,
strich seine Hand über mein Gesicht und schickte mich ins Nichts.
9
Wenn man aus dem
Schlaf aufwacht, geschieht das gewöhnlich ohne Übergang, fast augenblicklich.
Genauso wie bei einer Trance.
Doch so war es
nicht!
Das erste was ich
hörte war das Rauschen meines Blutes, das angetrieben von meinem Herzen, durch
meine Gefäße strömte. Mein Körper fühlte sich irgendwie schwer an, und doch
leicht, als würde ich auf Wattewolken schweben. Beim Versuch meine Finger zu
bewegen, vernahm ich die leichte Taubheit in meinen Gliedern. Meine Gelenke
waren viel zu steif - als hätte ich sie tagelang nicht bewegt -, und ich
erwartete schon fast ein Knacken zu hören, als ich langsam mein Knie
anwinkelte. Doch es bewegte sich ohne Geräusch. Ich hatte keine Schmerzen,
nicht die leiseste Andeutung davon. Angestrengt versuchte ich mich daran zu
erinnern was passiert war, aber da waren nur Bildfetzten, zusammenhanglose
Ausschnitte, die ich nicht zuordnen konnte. Menschen die schreiend
durcheinanderliefen. Explosionen. Feuer. Blut. Soviel Blut!
Der Gedanke daran
ließ mich schlucken. Meine Kehle war trocken, als hätte ich tagelang nichts
getrunken. Doch seltsamerweise fühlte ich keinen Durst. Nicht das kleinste
Gefühl von Hunger, das normalerweise an meinen Eingeweiden zog und in meinen
Adern pochte.
Langsam versuchte
ich meine Augen zu öffnen, wollte raus aus dieser Dunkelheit, die mich
plötzlich einengte. Doch meine Lider waren so schwer wie Sargdeckel, ließen
sich nur einen Spalt öffnen. Ich sah eine Kommode, einen Tisch und Stühle, und
ein Fenster, bevor helles Sonnenlicht in meinen Iritiden brannte und mich dazu
zwang, meine Augen fest zu schließen.
"Du siehst
besser aus. Das Rasten hat dir gut getan." Schlagartig war ich wach. Saß
kerzengerade auf dem Bett, kampbereit, wobei mein Körper vor Anstrengung
zitterte und die weiche Matratze unter mir leicht bebte. "Immer schön
langsam. Du warst lange ohne Bewusstsein."
Ich kannte diese
Stimme. Sie war angenehm leise, mit einem freundlichen Unterton.
"Iljas?"
"Ich hab doch
gesagt, dass wir uns wiedersehen." Ich sah das leichte Heben seiner
Mundwinkel, bevor mich das Tränen meiner Augen wieder zum Blinzeln zwang.
Erschöpft ließ ich
mich in die Kissen sinken und versuchte das Brennen hinter meinen Lidern mit
Druck meiner Handballen zu mindern.
"Deine Augen
müssen sich erst an das Licht gewöhnen. Lass ihnen Zeit."
"Wie lange habe
ich geschlafen?"
"Du lagst fast
fünf Tage hier."
Nach so langer Zeit
hätte ich Durst verspüren müssen. Extremen Durst. Doch meine Lippen waren weich
und meine Kehle fühlte sich durch das Sprechen nicht mehr so rau an.
Wieder versuchte ich
mich daran zu erinnern was genau passiert war, und wieder waren da nur einzelne
Bilder die mir zeigten, dass Explosionen alles in die Luft gejagt haben und
Feuer, das sich rasend schnell ausbreitete, bis alles in Flammen stand. Aber
wenn das Anwesen in Schutt und Asche lag, wo war ich dann?
"Du bist bei
mir zu Hause. In Chicago und vor allem in Sicherheit" Seine Stimme war
beruhigend, doch seine Worte ließen mich erstarren.
Wenn ich hier war, bei
Iljas, dann war ich nicht bei Elia, und das hieß, ich hatte meine Abmachung
gebrochen und somit Saras Leben in Gefahr gebracht.
Das Lächeln, das
Iljas Gesicht Jungenhaft wirken ließ, verschwand, und zurück blieb eine ernste Miene.
"Du bist in Sicherheit und du musst dir auch um niemanden sonst Sorgen
machen, Mia. Du und auch Sara, ihr seid beide außer Gefahr!"
Schlagartig wurde
mir klar, dass ich keinen meiner Gedanken laut ausgesprochen hatte. "Du
kannst Gedankenlesen!", stellte ich anklagend fest und verstärkte
instinktiv meine Barriere.
"Deine Barriere
ist stark, Mia. Doch in meinem Haus gibt es keine Geheimnisse, und schon gar
nicht vor mir!" Er verließ seinen Platz am Fenster und setzte sich auf den
Stuhl, der neben dem Bett stand.
Keine Geheimnisse!
Wenn er von Sara wusste, wusste er auch von meinem Pakt mit Elia!
"Ja, ich weiß von
deinem Abkommen.", bestätigte er. "Und ich habe dem ein Ende gesetzt.
Du musst nicht mehr zu Elia zurück und Sara ist nicht mehr in Gefahr.
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