Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
Dafür
bürge ich!" Seine Worte waren aufrichtig, klangen wie ein Versprechen, und
hätten Erleichterung und Freude mit sich bringen sollen. Doch ich spürte nur
Scham.
Niemand sollte
wissen, welche Demütigungen ich über mich ergehen lassen habe, nur weil ich zu
schwach war, einen anderen Weg zu finden, um Sara zu schützen.
"Du glaubst du
bist schwach. Doch ich sehe eine Stärke in dir, die du selbst nicht sehen
willst. Du hast in deinem kurzen Leben so viel mitgemacht und bist nicht daran
zerbrochen. Im Gegenteil, du hast dich immer wieder aufgerappelt und bist noch
stärker geworden - eine Kriegerin. Aber nicht nur das! Im letzten Jahr hast du
auch noch selbstlose Nächstenliebe gezeigt. Du hast Entscheidungen aufgrund
deines Herzens getroffen, obwohl du wusstest, dass dein eigenes Herz dabei
brechen würde. Du hast Demütigungen hingenommen, die du keinem Anderen zumuten
würdest, und doch hast du das alles über dich ergehen lassen, obwohl du immer
in der Lage warst, dem ein Ende zu setzen.
Und bei all dieser
Schmach, hast du immer noch auf andere geachtet, die geschätzt, die es Wert zu
schätzen sind und versucht Freude zu bereiten, obwohl du selbst nicht mehr
wusstest was es heißt sich zu freuen! Du bist alles andere als schwach, Mia."
"Du kennst mich
nicht!", flüsterte ich, während ich so tat, als würde die Träne, die über
meine Wange lief, von meinen schmerzenden Augen kommen, und sie schnell mit dem
Zipfel der Bettdecke weckwischte. "Du sagst ich besäße Nächstenliebe? Ich
habe alle verletzt die mir etwas bedeuten, habe alle immer in Gefahr gebracht."
"Ich werde
nicht versuchen dich davon zu überzeugen, dass du anderen nicht weh getan hast,
denn das hast du. Aber du darfst nicht vergessen, dass jeder die Fähigkeit hat
zu verzeihen und es da draußen immer noch Leute gibt, die für dich in den Tod
gehen würden! Leute die dich lieben!"
"Mich zu lieben
ist eine Dummheit, Iljas!" Wieder kam eine Träne. "Eine Dummheit vor
der man jeden bewahren muss!"
Ich bin es nicht wert
geliebt zu werden, dachte ich. Ich bin schwach. Zu schwach, um die die ich
liebe zu beschützen. Zu dumm, um Entscheidungen zu treffen, die keine schweren
Folgen für die Personen in meiner Nähe haben.
Plötzlich begann
Luciens Mal an meiner Hand zu brennen, und während ich noch darüberstrich,
Iljas einen fragenden Blick zuwarf und das Gefühl hatte, dass hier irgendetwas
nicht stimmte, kam der Schmerz. Ein scharfes Ziehen in meinem Kopf, das mich
aufstöhnen ließ, bevor mich ein Sog aus der Wirklichkeit zog.
Ich sah Lucien vor
mir. Er trug seltsame Kleidung. Eine Art Rock aus Leinen, darüber einen breiten
Gürtel, von dem länglich, geformte Platten hingen, die vielleicht als Schutz
dienten. Seine muskulösen Arme waren mit goldenen Reifen verziert, die sich in
unterschiedlichen Abständen von seinem Handgelenk bis zu seinen Schultern
zogen. Sein nackter Oberkörper war blutverschmiert, zeigte etliche tiefe
Schnittwunden. Seine tätowierte Seite hob sich stark von seiner Haut ab und die
Verschnörkelungen schienen zu pulsieren.
Sein Ausdruck war
mörderisch, doch da war auch eine Spur von Trauer in seinen dunklen Augen.
"Nicht nur,
dass dein Entschluss denen die Hoffnung nimmt, die deinen Schutz
brauchen.", sagte er mit tiefer Stimme. "Du verrätst auch noch
denjenigen, der dir am nächsten steht?" Stille trat ein, bevor er mit den
Worten: "Eines Tages wirst auch du verstehen was Gnade ist! Finaje dasu
staret, sisal !", ein riesiges Schwert erhob und mit einem Zischen
durch die Luft schwang.
Ein jeher Schmerz in
meiner Schulter ließ mich aufschreien. Im nächsten Moment starrte ich in Iljas
besorgte Augen.
"Scht, Mia. Es
ist vorbei." Sein Unterarm drückte mich in die Matratze und mit einer Hand
hielt er mein Handgelenk, fast so, als hätte er einen Schlag von mir abgewehrt.
"Was ist
passiert?"
Langsam ließ er mich
los und trat zurück. "Du erinnerst dich an das Fest?"
Ich nickte. Versuchte
die einzelnen Bilder in meinem Kopf zusammenzusetzten, während ich mühsam die
Erinnerung verdrängte, die nicht meine zu sein schien.
"Ich sah diesen
Mann mit einer Waffe in der Hand. Ich bin auf ihn losgestürmt und habe ihn zu
Fall gebracht. Dann ..." Mir stockte der Atem. Da war so viel Blut!
Überall. Auf meinen Händen, auf meinem Kleid.
"Die Kugel, die
eigentlich für Lucien bestimmt war, traf dich in die Brust. Du hast sie
abgefangen. Du wärst fast gestorben, Mia. Du warst dem Tod näher als dem Leben.
Es
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