Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
mein Befinden erkundigen können. Er hätte nicht
auftauchen müssen!"
"Er ist nicht
nur gekommen um dich zu sehen, Mia. Er ist gekommen, um dich zu sich zu
holen!"
Meine Gedanken
überschlugen sich und schienen sich in den Falten auf Iljas Stirn
widerzuspiegeln. "Er hat gesagt, dass er mich zum Orden der Wächter bringen
würde! Er wollte mich nicht zu sich holen!"
"Hat er
das?", stieß Iljas hervor, woraufhin ich nickte.
"Er meinte: Das
sei der Ort, wo ich am sichersten wäre."
"Du musst
lernen, in dem Mann zu lesen, der in dir wohnt, anstatt auf Worte zu hören, die
von einem Krieger, einem König kommen, der seine Verletzlichkeit nie nach außen
tragen darf!"
Lange nachdem Iljas
das Zimmer verlassen hatte, schienen seine Worte noch im Raum zu hängen.
Der Mann, der in
dir wohnt. Dieser einfache Satz wollte nicht aus meinen Gedanken weichen. Ich wusste, dass
diese Worte wahr waren. Doch diese Wahrheit nun auch zu fühlen, deutlicher als
je zuvor, machte mir irgendwie Angst.
"Es tut mir
leid, Mia. Ich wollte nicht, dass es soweit kommt." Er wollte es nicht! Wie denn
auch? Deutlich hatte ich noch die Abscheu in Erinnerung mit der er mich
angesehen hatte. Wahrscheinlich hat ihn sein Ehrgefühl dazu gebracht, mir sein
Blut zu geben. Er konnte mich schlecht sterben lassen. Seine Seelengefährtin,
die er nicht haben wollte. Wie kam Iljas darauf, dass Lucien mich zu sich holen
wollte? Er hatte kein Wort darüber verloren. Du musst lernen auf den Mann zu
hören, nicht auf den Krieger, der seine Verletzlichkeit nie nach außen tragen
darf.
Ich schob die
schweren Vorhänge zur Seite und blickte in die beginnende Abenddämmerung. Fünf
Tage war ich bereits hier? Ich hatte überhaupt kein Zeitgefühl. Wusste nicht
einmal welcher Tag heute war.
Die Aussicht bot nur
Grünland. Chicago, hatte Iljas gesagt. Also entweder waren wir nicht direkt in
der Stadt, oder aber Iljas Anwesen war so groß, dass man die umliegende Gegend
nicht zu Gesicht bekam. Ich wusste nichts über Chicago, hatte nur eine vage
Vorstellung davon, wo es sich auf der Landkarte befand. Wie war ich hierher
gekommen? Wer hatte mich umgezogen? Wer das ganze Blut abgewaschen?
Meine Hand strich
über mein Brustbein. Nichts deutete darauf hin, dass ich angeschossen worden
war. Der Schuss musste nahe am Herzen gewesen sein und ein großes Gefäß
verletzt haben, ansonsten hätte er mich zwar außer Gefecht gesetzt, jedoch nie
tödlich verletzt.
Mein Blick schweifte
durch das Zimmer. Es war schön, wenn auch etwas protzig. Viel Gold. Viel
schwerer Stoff. Nicht mein Stil, aber dennoch wohnlich.
Doch es war fremd.
Alles war mir immer fremd.
Wie oft konnte man
ein bekanntes Leben aufgeben, ohne dem Wahnsinn zu verfallen? Wie oft konnte
man einfach alles zurücklassen, ohne zu wissen wo ein Neubeginn startet?
In dem Versuch,
meinen trüben Gedanken zu entfliehen, ging ich ins Badezimmer.
Mit dem Betätigen
des Lichtschalters, gingen unzählige gedämpfte Lampen an. Ein Sternenhimmel
beleuchtete eine große Badewanne. Lampen, in Form von Kerzen, zierten einen in
die Wand eingelassenen Sims. Über dem Waschtisch, der aus zwei gleichen
Waschbecken aus weißem Milchglas bestand, hingen leuchtend orange Glaskugeln,
die wie glühende Ballons in der Luft schwebten. In der Dusche, die sicherlich
vier Mann beherbergen konnte, hingen matt leuchtende Stäbe von der Decke und
zauberten einen Lichtregen auf das Glas der Trennwand. Der ganze Anblick wurde
von glänzend weißem Marmor, der Boden und Wände zierte, abgerundet und war
einfach nur atemberaubend.
Ich genoss das heiße
Wasser auf meiner kühlen Haut. Roch an zig Flakons, die säuberlich aufgereiht
in einer Nische standen, und wählte den Rosenduft um mein Haar zu waschen.
Die Handtücher waren
genauso flauschig wie sie aussahen und fühlten sich sogar noch weicher an.
Paar fuß tapste ich
ins Schlafzimmer zurück und öffnete den Kleiderschrank, der randvoll war. Alles
brandneu und der jüngsten Mode entsprechend, sofern ich das beurteilen konnte.
Ich schlüpfte in eine schwarze Jean, zog ein cremefarbenes T-Shirt an und einen
dünnen Rollkragenpulli darüber.
Aus Gewohnheit
kontrollierte ich, ob ich mit dieser Kleidung mein Mal verstecken konnte und
zog die Ärmel etwas nach vor.
"Du musst
Luciens Zeichen nicht mehr verbergen.", hörte ich Iljas Stimme, die von
der Tür zu mir drang. Er trug eine maßgeschneiderte graue Hose und ein weißes
Hemd. Seine Haare wirkten in dem spärlichen Licht silbern und
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