Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
Kopf. Bilder, die seit über zwei Jahren
der Vergangenheit angehörten. Erschrocken blickte ich zu Iljas, der wie starr
vor mir stand und durch mich hindurch zu blicken schien.
Ich fühlte mich
plötzlich nicht nur beschmutz, besudelt, unrein. Ich fühlte mich abstoßend!
Instinktiv wich ich
zurück, wollte mehr Distanz zu dem Mann schaffen, der nur Freundlichkeit für
mich übrig hatte. Bis jetzt.
Denn nun sah er
meine schreckliche Vergangenheit. Und früher oder später würde auch er Ekel
empfinden. Den Ekel, der nun in mir hochstieg. Ekel vor mir selbst, vor meinen
Taten, meinen Handlungen, meiner Schwäche. Verzweiflung packte mich, während
ich starr in Iljas Gesicht blickte, und immerwährend Erinnerungen durch mein
Gehirn brausten.
Erinnerung von Elias
Körper - der auf meinem lag, mich niederdrückte, sich an mir rieb, meine Brüste
knetete und schließlich Ejakulierte. Bilder von Männern, die mich nicht nur
folterten, sondern sich auch noch mit meinem Körper vergnügten. Abwechselnd und
immer wieder.
Und plötzlich kam
mir der vernichtende Gedanke. Dumpfer Schmerz schoss durch meine Knie, als sie
hart auf den Boden auftrafen.
"Hör auf damit!",
zischte Iljas und packte meine Hände. Sein Tonfall war streng. Seine Augen
geweitet. Seine Haut leicht fahl.
"Ich war nie
gut genug für Lucien!" Diese Worte zu denken, war schon schlimm. Sie
auszusprechen, war wie ein Schlag ins Gesicht. Ich könnte nie zu Lucien zurück.
Ich wusste nicht genau, ob er wusste, was damals mit mir geschehen war, in
meiner Gefangenschaft. Tate wusste es, da er in meinen Erinnerungen nach
Hinweisen gesucht hatte. Doch ich hatte ihm das Versprechen abgenommen,
niemanden etwas über meine Schändung zu erzählen. Hatte er es gehalten? Sicher,
denn wenn Lucien dies zuvor gewusst hätte, hätte er mich nie gewollt. Keiner
würde mich mehr wollen. Eine Träne lief über meine Wange. Der Gedanke, welche
Abscheu er empfinden musste, ließ mich zittern.
Plötzlich packte
Iljas mich bei den Schultern und schüttelte mich leicht. "Hör sofort auf
damit! Du bist nicht befleckt. Nichts was jemals mit deinem Körper geschah, hat
deinen Geist berührt!" Er schüttelte mich erneut. "Ich will nie
wieder hören, dass du denkst, du seist für jemanden nicht gut genug! Du bist zu
gut für alle die ich kenne! Du bist wahrlich reinen Herzens, Mia!"
Weitere Tränen liefen
aus meinen Augen. Ich hatte seine Worte nicht verdient, verdiente keine
Zuneigung!
Mein Verstand wollte
ihm wiedersprechen, doch die aufrichtige Freundlichkeit, die in Iljas Augen
stand, hinderte mich daran. Veranlasste mich sogar, meiner Schwäche nachzugeben
und so ließ ich zu, dass er mich in seine Arme nahm, mein Körper schwer gegen
den seinen lehnte und meine Tränen unaufhaltsam über meine Wangen strömten.
10
Iljas führte seine
Hausführung täglich fort. Er zeigte mir die weiteren Stockwerke, in denen sich
vor allem Gästezimmer befanden. Die Angestellten wohnten in einem eigenen Haus,
das durch einen unterirdischen Tunnel mit dem Anwesen verbunden war.
Das unterirdische
Tunnelsystem war eine Eigenheit, die wohl jedes vampirische Anwesen aufwies. Es
diente dazu, unbemerkt nach draußen zu kommen und verband meist alle Gebäude
und Liegenschaften des kompletten Besitzes miteinander.
Das Grundstück, das
sein Haus einsäumte, war nicht nur riesig, es war gigantisch groß. Iljas selbst
wusste nicht genau, wie groß es tatsächlich war, meinte nur, so um die 40
Hektar. Bei seiner Antwort stellte sich mir augenblicklich die Frage, wie er es
bewerkstelligte, ein Areal von diesen Ausmaßen zu bewachen. Bis jetzt hatte ich
weder Patrouillen, noch einen Zaun oder andere Sicherheitsmaßnahmen gesehen,
die darauf schließen ließen, dass die Sicherheit in diesem Haus gewährleistet
war.
Doch eines stand
fest, ich fühlte mich in Iljas Gegenwart mehr als nur wohl. Ich fühlte mich
behütet. Und so stellte sich mir die Frage nicht, ob ich hier in Sicherheit
war. Denn auch wenn ich Iljas noch nicht lange kannte, vertraute ich ihm.
Wir verbrachten die
meiste Zeit der Nacht miteinander. Wir aßen gemeinsam, lachten und stellten uns
gegenseitig Fragen, um uns besser kennenzulernen. Für Gewöhnlich wurde ich schnell
müde und erschöpft. Iljas versicherte mir, dass das normal wäre, wenn man
bedachte, dass ich fast gestorben wäre. Eine Nahtoderfahrung steckt man
schließlich nicht einfach mal so weg.
Doch ich wusste es
besser.
Hatte ich den ersten
Tag hier in Chicago den
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