Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
vor sich ging.
"Ich habe noch
nicht viel vom Haus gesehen, aber das was ich gesehen habe ist sehr schön."
Ich wollte irgendwelchen Smalltalk machen, um diese erdrückende Last von Kims
Schultern zu nehmen.
"Ja, ein sehr
schönes Haus."
"Bist du hier
aufgewachsen?"
"Ja."
Seltsamerweise fiel
es mir schwer, sich ein Kleinkind in so einem Umfeld vorzustellen. "Wie
alt bist du Kim?"
"19 Jahre.
Meine Schwester ist ein Jahr älter als ich."
Es gab also mehr von
ihnen und sie waren alle noch so jung. "Was ist mit deinem Vater?"
"Er ist
gestorben, als ich 2 Jahre alt war."
Instinktiv legte ich
eine Hand auf ihre Schulter. Sie zuckte nur ganz leicht zurück. "Das tut
mir leid."
Aus der Schwingtür vor
uns trat geschäftiger Lärm. Durch die Fenster im oberen Drittel, konnte ich die
Küche sehen. Bevor wir die Tür erreicht hatten, sagte Kim etwas lauter: "Mama,
Madam Mia kommt!"
Plötzlich trat
Stille ein. Kim hielt mir die Tür auf und als ich in die Küche trat, verbeugten
sich alle Anwesenden.
Eine kleine Frau kam
auf mich zu, den Kopf nach unten. Ihr Haar glich dem von Kim, ein sattes
Rotbraun, somit nahm ich an, dass dies ihre Mutter war. "Sie müssen Kara
sein."
"Ja das bin
ich, Madam."
"Ich wollte
ihnen für das köstliche Essen danken. Ich habe schon eine Ewigkeit nicht mehr
so gut gegessen. Das Roastbeef war bezaubernd, so zart, und die
Tomaten-Basilikum-Sauce, sie müssen mir unbedingt verraten, was sie da noch
hineingemischt haben."
Vorsichtig hob sie
ihren Kopf und betrachtete mich aus hübschen braun-grünen Augen. Sie war wohl
um die 40. Kleine Fältchen umspielten ihre Mundpartie und wurden nun tiefer,
als ein Lächeln ihre Lippen verzog. "Ingwer.", sagte sie leise.
"Ingwer?"
Sie nickte
aufgeregt.
"Einfach
ausgezeichnet. Das ist die beste Tomaten-Basilikum-Sauce die ich je gegessen
habe!"
Ein Strahlen
erhellte ihr Gesicht. Ohne Vorwarnung, ließ auch sie sich nun auf ein Knie
nieder und küsste meine Hand. Wie Kim zuvor, murmelte sie Worte, deren Sinn ich
nicht verstand. Die restlichen Menschen taten es ihr nach.
Ich war verlegen,
versuchte jedoch nicht, sie davon abzuhalten. Doch ich würde Iljas nach den
Bräuchen, nach denen sie lebten, fragen.
"Ich bin ja so
unhöflich. Ich habe ganz vergessen mich vorzustellen. Ich bin Mia.", sagte
ich in die Runde, die aus zwei weiteren Frauen und drei Männern bestand.
"Von
Unhöflichkeit kann keine Rede sein. Sie beehren uns im höchsten Maße mit ihrem
Besuch. Ich bin Kara, Kims Mutter. Das ist meine zweite Tochter, Kessi. Und das
ist Sue." Sie deutete auf ein bildhübsches Mädchen, das Kim zum
verwechseln ähnlich sah und auf eine etwas ältere Frau mit fast weißem Haar.
"Das ist Luis, Tom und Bastian.", fuhr sie fort.
Ich nickte allen zu,
die sich je bei ihrem Namen verneigten. "Es freut mich euch alle kennen zu
lernen."
"Es ist uns
eine Ehre sie bedienen zu dürfen.", sagte Kara.
In dem Moment ging
die Schwingtür hinter uns auf und John trat ein. "Entschuldigung, aber der
Sire lässt fragen, ob alles in Ordnung ist."
"Ja, alles
bestens.", antwortete ich. "Will jemand von euch ein Glas Wein mit
uns trinken?"
Ein paar schnappten
hörbar nach Luft. Kara nahm es mit Fassung. "So viel Ehre haben wir nicht
verdient.", antwortete sie.
Mir lag schon ein
Gegenargument auf der Zunge, doch ich verkniff es mir im letzten Moment. War
wohl auch einer ihrer Bräuche. Wenn ich noch länger blieb, würde ich da was
ändern müssen. Ich hatte keine Lust, immer nur alleine zu Essen. "Ok,
vielleicht ein andern mal.", sagte ich höflich. "Ich geh dann mal
wieder und leiste Iljas Gesellschaft."
Wieder verbeugten
sich alle, als ich mich zur Tür begab. Nun, wo mich keiner mehr sehen konnte,
musste ich einfach die Augen verdrehen, um meinen Gedanken mehr Ausdruck zu
verleihen.
Iljas hatte bereits
ein amüsiertes Grinsen auf den Lippen, als ich wieder den Speisesaal betrat.
"Ist dieses
Verhalten normal?", platzte es aus mir heraus und dachte an die Situation
in der Küche, wo alle freiwillig den Fußboden mit ihren Knien gewischt hatten.
Er schüttelte
langsam den Kopf. "Ich hab dir doch gesagt, dass dir dein Ruf vorausgeeilt
ist. Kim hat von ihrem ersten Zusammentreffen mit dir erzählt."
"Kann man das
irgendwie abstellen?"
"Nicht, wenn du
sie nicht beleidigen möchtest."
Ich seufzte. "Na
schön, dann muss ich mich wohl daran gewöhnen."
Mit diesem Satz
stellte sich mir dir Frage, wie lange ich wohl hier bleiben dürfte. Wenn Iljas
wollte, dass ich
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