Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
und versuchte das Gefühl vom Himmel auf Erden
abzuschwächen. Probieren war ein weit dehnbarer Begriff und ich war dabei, mir
mehr als nur Hoffnungen zu machen.
Ich spürte die
Erleichterung, die wie eine Woge durch seinen Körper zog, sah die Hand, die er
mir hinstreckte, wartend, zögernd.
Und das erste Mal
seit unserem Abschied, war ich bereit, ihn zu berühren. Ohne meine Barriere
hochzufahren, schob ich meine Finger langsam in seine offene Hand. Spürte
sofort den Schauer, der durch meine Nerven zog und fühlte die Freude, die durch
meine Geste in ihm ausgelöst wurde.
Vorsichtig, als
hätte er Angst, dass ich mich wieder entziehen könnte, schloss er seine Finger
um die meinen und führte sie zu seinem Gesicht, wobei er meinen Blick nicht aus
den Augen ließ. Als meine Fingerspitzen seine weichen Lippen berührten wurde
die Sehnsucht in mir stärker, mächtiger.
"Du glaubst
nicht wie ich dich vermisse!", glaubte ich ihn flüstern zu hören.
Doch meine Gefühle
waren dermaßen stark, dass ich nur mein eigenes Blut rauschen hörte. Ich
schloss die Augen und prägte mir jedes Gefühl, das seine Lippen beim Sprechen
auf meinen Fingern hinterließen, ein. Ich spürte wie er meinen Duft in sich
aufnahm. Spürte seinen Atem, der nun etwas schneller ging, über meine Haut
streichen und wie sich meine Härchen an den Unterarmen aufrichteten. Ich war so
konzentriert auf diesen einen Moment, einen Moment, nachdem ich mich über ein
Jahr verzehrt hatte, dass ich nicht einmal mitbekam, wie Iljas in den Raum
trat.
"Ich hoffe es
ist wichtig, Iljas!", sagte Lucien, ohne ihn anzusehen oder mich
loszulassen.
"Die Störung
tut mir leid, aber Nicolai war eben hier und hat nach dir gefragt. Du wirst in
Seattle gebraucht." Iljas Stimme klang nüchtern.
"Ich gehe
gleich."
Diese Worte
schmerzten. Ich wollte ihn nicht gehen lassen, wollte ihn festhalten, für
immer.
Nachdem sich die Tür
wieder geschlossen hatte, wagte ich einen Blick auf Lucien, der immer noch
meine Hände hielt.
"Gibt es Schwierigkeiten?",
fragte ich besorgt. Iljas hatte mir gesagt, dass Lucien und die übrigen
Krieger, die Vampire zum Verhör nach Seattle zu Asron gebracht hatten.
"Nein. Mach dir
keinen Kopf darüber. Ich will, dass du dich hier ausruhst. Hier bist du sicher.
Iljas wird dafür sorgen." Sein Gesicht nahm einen seltsamen Ausdruck an,
den ich nicht deuten konnte, und auch seine Gefühle verrieten einen leichten
Zweifel.
"Aber, …"
"Mia, bitte
lass dir Zeit. Lass uns versuchen das mit uns auf die Reihe zu kriegen. Alles
andere kann warten."
Wahrscheinlich hatte
er recht. "OK."
"Wie wär es,
wenn ich dich zu einem Date bitte. Abendessen vielleicht?"
Ich konnte meinen
Ohren nicht trauen. "Abendessen?", wiederholte ich skeptisch.
"Ja, du weißt
schon. Dieses Menschending, wo sich zwei treffen, reden und für gewöhnlich
einen Happen zu sich nehmen."
"Essen? Wir
beide?" Noch immer glaubte ich mich verhört zu haben. Nie hatte ich etwas
mit Lucien unternommen. Nie irgendetwas gewöhnliches, wie Essen.
"Na ja, du
isst, ich rede!"
"Richtiges
Essen?", fragte ich erneut, noch immer nicht ganz überzeugt, ob wir vom
selben sprachen.
"Na, über
richtiges Essen lässt sich ja wohl streiten, aber wenn du so fragst. Ja,
richtiges Essen. So auf Teller und mit Besteck. Abendessen halt!"
"Ein Date
also.", gab ich zurück.
Nach kurzem Zögern
stahl sich ein seichtes Lächeln auf sein Gesicht, was mir schier den Atem nahm.
Er lächelte. Dieser Mann lächelte so gut wie nie. Und wenn er es tat, zog es
mir den Boden unter den Füßen weg. "Dann hol ich dich um 22 Uhr ab."
Sein Daumen strich
noch einmal über meine Wange. Mein Körper war sich seiner Nähe schmerzlich
bewusst und ich sehnte mich danach, mich in seine Arme zu legen, mich an seine
Brust zu schmiegen und all die schrecklichen Monate ohne ihn einfach zu
vergessen. Doch ich tat es nicht. Saß nur da und wartete gespannt.
Sein Gesicht näherte
sich und nach kurzem Zögern gab er mir einen sanften Kuss auf die Stirn. "Wir
sehen uns also morgen."
Dann erhob er sich,
trat ein Stück zurück und teleportierte.
Ich blieb noch eine
Weile am Boden sitzen, und starrte auf den Punkt wo er verschwunden war.
Normalerweise hasste ich es, Schwäche zu zeigen. Normalerweise konnte ich es
mir nicht leisten, Schwäche zu zeigen. Doch momentan, war es mir egal, dass ich
in Luciens Gegenwart geweint hatte. Ich war anderweitig beschäftigt. Meine
Gedanken rasten über all das Gesagte und würde ich nun
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