Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
ohne erkennbaren Grund. Geräusche, Bilder, Gerüche, Gefühle, Erinnerungen,
… Alles vermochte meinen Panikschalter – wie ihn die Psychiater genannt hatten
-, in mir umzulegen und mich in ein Häufchen Angst und Verwirrung zu
verwandeln.
Genau wie
gerade eben.
Dieser
Umstand hatte mich einst in die Klapsmühle gebracht, und die Erinnerung daran,
ließ mich nun darum kämpfen, wieder einen klaren Gedanken zu fassen.
Das
Erste, was ich spürte, war die Kälte die sich in meinen Körper verteilte.
Zitternd drehte ich das Wasser ab, das meine Fingerkuppen und bestimmt auch
meine Lippen, bereits blau verfärbt hatte.
Wie
immer, nach diesen Auszuckern, kamen mir die Worte meiner Mutter ins
Gedächtnis: „Mia, hör auf deine innere Stimme!“
Doch ich
hörte keine Stimme, hatte nie eine gehört. Da waren immer nur diese
flackernden, unzusammenhängenden Bilder, die durch meinen Kopf rauschten - eine
wirre Diashow, die keinen Sinn ergab -, und dieses stetige Tropfen, das
unaufhaltsam lauter wurde, in meinen Ohren wiederhallte, bis mir speiübel war
und das schließlich abrupt verstummte.
Verzweifelt
wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und begann meine nasse Kleidung
auszuziehen.
Vollbepackt
mit Ängsten, die durchaus berechtigt waren, jedoch fest entschlossen, nicht
wieder den Antidepressiva zu verfallen, die mich nur müde machten und meine Nächte
mit Alpträumen füllten, verließ ich mein Appartement und machte mich auf den
Weg nach unten.
Gabe saß
auf dem Ledersessel gegenüber dem Empfangstresen und blätterte in einer
Zeitschrift.
Während
ich auf ihn zuging, wiederholte ich in Gedanken die Worte, die ich mir als
Erklärung für mein Verhalten zurechtgelegt hatte, und fügte noch eine
Entschuldigung hinzu.
Doch
allen Ängsten zum Trotz, verhielt sich Gabe, als wäre nie etwas vorgefallen,
und so behielt ich meine Erklärung, die sowieso nur eine seichte Lüge war, für
mich.
Durch
eine Stadtrundfahrt mit Sightseeing, bei der Gabriel einen durchaus guten
Reiseführer abgab, und so manchen Profi, die mit Schirmen bewaffnet, eine ganze
Traube von Touristen hinter sich herzogen, in den Schatten stellte, verging der
Nachmittag wie im Flug.
Trotz des
Vorfalls am Vormittag, der uns nun eher Smalltalk betreiben ließ, fühlte ich
mich in Gabriels Nähe immer noch wohl. Ja sogar sicher, als würde seine bloße
Gegenwart mich schützen, vor allem und jedem.
Dennoch
legte sich meine Beunruhigung nicht vollständig, und ich ertappte mich dabei,
wie ich instinktiv die Straßen nach Gefahr absuchte, mich immer wieder
vergewisserte nicht verfolgt zu werden und immer darauf achtete keine
Aufmerksamkeit zu erregen.
Schwachsinn,
dachte ich, als mein Blick zum 10ten mal über die freie Fläche vor dem
Einkaufszentrum schwenkte.
Gabriel
war dabei die Tüten mit den Lebensmitteln in den Kofferraum zu packen und
meinte: „Morgen Abend steigt eine Party im Screamer´s! Wäre nett …“
Ich war
gerade so mit der Tatsache beschäftigt, die Distanz zwischen der Hecke, die den
Parkplatz einsäumte, und mir, die ich beim Auto stand, auszurechnen, um den
bestmöglichsten Fluchtweg zu ermitteln, dass ich gar nicht mitbekam was Gabe
sagte.
„Mia,…“
Gabriel musterte mich und folgte meinem Blick. „… ist das also ein Ja?“
„Ein Ja?
Zu was?“, fragte ich und zwang mich dazu, Gabe anzusehen.
„Ein Ja,
zu der Party? Morgen? Abend? Screamer´s?“, sagte er gespielt genervt.
„Ahm, ich
weiß nicht so recht,…“
„Bitte, bitte!“
Er faltete seine Hände wie zum Gebet und setzte einen flehenden
Gesichtsausdruck auf. „Ich hab schon gesagt, dass du auch kommst. Wenn du jetzt
nein sagst, dann steh ich als Dummkopf und Lügner da.“
„Na das
würde ja auch zutreffen!“, erwiderte ich und gab dem Drang, mich erneut
umzusehen, nach.
„Bitte,
ich falle auch auf die Knie, wenn du willst.“
„Hm, das
würdest du machen?“, sagte ich leichthin und stellte beängstigenderweise fest,
dass ich nicht wie früher, die Bäume, Straßen und Autos als solche wahrnahm,
sondern in ihnen, Hindernisse, Fluchtwege und mögliche Engpässe sah.
„Definitiv!“,
sagte Gabe voller Überzeugung und folgte erneut meinem Blick. „Was ist los?“
„Nichts!“,
sagte ich. „Aber netter Gedanke! Du auf den Knien, vor mir.“ Ich gab mich grübelnd,
„Vielleicht komm ich mal darauf zurück.“, und setzte mich in den Wagen.
„Ist das
ein Ja?“ Er ließ sich neben mir auf den Sitz fallen und hatte noch immer
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