Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
legte und seine Empfindungen wie
Stromschläge unter meine Haut fuhren.
Gleichsam
erschrocken wie verwirrt, erwartete ich den Schmerz, der augenblicklich folgen
würde. Doch er kam nicht. Stattdessen verstärkte sich das Gefühl von absolutem
Verstehen, das von ihm ausging. Ein Verstehen, das so tief reichte, als würde
er in meine Seele blicken und sehen, was ich nach dem Tod meiner Mutter
durchgestanden hatte, wie sehr ich die Katastrophe, die sich mein Leben nannte,
hasste, und wie oft ich mir wünschte, einfach nicht geboren worden zu sein. Ein
Verstehen, das er nicht empfinden durfte. Denn er wusste nichts von meiner
Vergangenheit, von dem was ich erlebt hatte.
Von
plötzlicher Panik ergriffen, wich ich seiner Berührung aus und stolperte rückwärts.
„Es tut
mir leid Mia?“ In seinen Augen stand Besorgnis. Sein Blick folgte mir, wie ich
noch weiter zurückwich, und er schien insgeheim darauf vorbereitet, dass ich
jeden Moment fliehen könnte.
„Ich
hätte deine Eltern nicht erwähnen sollen. Mia, es tut mir leid. Ich wollte
nicht, dass du dich aufregst.“
Irgendetwas
stimmte hier nicht, ganz und gar nicht. Plötzlich fühlte ich mich eingeengt,
durchschaut, entblößt, belogen, …
Mein Herz
schlug so heftig in meiner Brust, dass ich das Rauschen meines Blutes in den
Ohren hörte, während mein Verstand verzweifelt darum kämpfte, alles in ein
plausibles Licht zu rücken.
Tief
durchatmen. „Ja, … ich mein, … nein, … alles ok.“
Doch gar
nichts war ok, und so sehr ich mich auch bemühte, einen klaren Gedanken zu
fassen, zu verstehen, warum ich ihn plötzlich fühlen konnte, wo ich gestern
nicht die kleinste Emotion wahrgenommen hatte, zu verstehen, warum ich
plötzlich wieder diesen Verfolgungswahn verspürte, den ich einst, nach Monaten
der Therapie erfolgreich verdrängt hatte, wusste ich: Die Panikattacke war
nicht mehr aufzuhalten. Ich musste hier raus.
„Mia hier
passiert dir nichts.“, flüsterte Gabe und machte ein paar Schritte in meine
Richtung.
Jäger!
Schoss es mir durch den Kopf, und diesem Gedanken folgte das plötzliche Gefühl
mich verteidigen zu müssen.
Was
jedoch viel schrecklicher war, war die Tatsache, dass ich augenblicklich
wusste, wie ich dies anstellen würde. Wie ich Gabe unschädlich machen könnte.
Oh mein
Gott!
Erschrocken
über meine eigenen Gedanken, die so fremd waren, zwang ich mich zu einer mehr
oder weniger aufrechten und selbstbewussten Haltung und atmete ein paar Mal
tief durch, so wie ich es auch bei meinen Meditationsübungen immer machte.
„Tut mir
leid. Bei dem Thema bin ich etwas empfindlich.“, waren die einzigen
vernünftigen Worte die mir einfielen.
Gabriel
nickte nur, ließ seine Arme sinken und drehte sich leicht seitlich, wodurch das
Gefühl, in die Enge getrieben zu werden, von mir abfiel.
„Ich …
ich muss …“ Ich hatte schon die Tür in meinem Rücken geöffnet und war kurz
davor loszulaufen.
„Wir
treffen uns dann in der Halle.“, sagte er mit besänftigender Stimme, wobei er
einfach ruhig dastand. Zu ruhig, für die Tatsache, dass hier gerade eine
erschreckende Szene, mit einer Psychopatin als Hauptfigur, abgezogen wurde.
Mit einem
Nicken trat ich aus der Tür, schloss sie leise hinter mir, und war anfangs noch
um einen langsamen Schritt bemüht, bevor ich losstürmte. Voller Panik rannte
ich in meine Wohnung, schnappte mir ein Kissen von der Couch und lief ins
Badezimmer, wo ich die Tür hinter mir zuschlug. Währenddessen ich mich unter
das kalte Wasser in der Dusche stellte, versuchte ich meinen Aufschrei mit dem
Kissen zu dämpfen. Tränen liefen mir über die Wangen. Zitternd kauerte ich mich
in die Ecke und legte den Kopf auf meine Knie. Meine Gedanken überschlugen sich
wie Wellen die auf Felsen prallen. Übelkeit stieg in mir auf. Ich wiegte meinen
Körper vor und zurück und biss mir dabei auf die Unterlippe bis ich Blut
schmeckte.
Reiß dich
zusammen! Du kriegst das in den Griff! Du bist nicht verrückt! Mut, Glaube,
Selbstkontrolle. Mut, Glaube, Selbstkontrolle, …
Immer
wieder wiederholte ich diese Worte wie ein Mantra. Früh hatte ich dadurch
gelernt meine Panikattacken in den Griff zu kriegen.
Du
schaffst das! Mut, Glaube, Selbstkontrolle! Mut,…
Es schien
eine Ewigkeit her, seit ich die letzte Panikattacke hatte. Ich glaubte schon,
diese Hilflosigkeit hinter mir gelassen zu haben. Früher war es gang und gebe,
dass ich ausgerastet bin. Aus unerfindlichen Gründen. Durch den kleinsten
Auslöser und
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