Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
mir mein
Höschen auszuziehen, und sichtlich vermeidend, meinen ansonsten nackten Körper
zu betrachten. Mit einer Hand kontrollierte er die Temperatur des Duschwassers,
bevor er mich kurzerhand wieder auf seine Arme nahm und in die riesige Kabine
trat.
„Aber du wirst ganz
nass.“, protestierte ich leise.
„Gut beobachtet.“,
gab er kühl zurück und setzte mich vorsichtig ab.
„Aber, …“, wollte
ich erneut protestieren, doch in dem Moment, rutschten meine Füße auf dem
glatten Wannenboden aus und meine Worte endeten mit einem: „Huch!“, und einem
reflexartigen Griff in sein Hemd. Immer noch keinen Halt, drohte ich erneut
wegzurutschen, bis ich mich schließlich, an seinen Körper gepresst, wiederfand.
Völlige
Regungslosigkeit folgte. Beide schienen wir wie erstarrt. Nur sein Herzschlag
drang an mein Ohr und seine gepresste Atmung, hob und senkte seinen Brustkorb
unter meiner Wange. Ich fühlte sein Hemd, das an seinem Leib klebte und spürte
seine gut definierten Muskeln, die angespannt unter meiner Berührung
verweilten.
Sein Duft war
berauschend und für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und nahm ihn in
mir auf. Stahl ihn, um meine Sehnsucht ein klein wenig zu nähren.
Er roch nach
Wildheit und herben Gewürzen, vermischt mit dem Geruch des frischen Wassers und
gespickt mit dem Duft aufkeimenden Verlangens, das mein eigenes Feuer schürte.
Unbewusst schmiegte ich mich näher, wollte in ihm vergehen. All die grausamen
Erlebnisse vergessen und ihn zu meinem Mittelpunkt machen.
„Mia!“ Mein Name,
rau und kehlig, gefolgt von einem knackenden Geräusch – als würden Knochen
überbeansprucht werden -, holte mich aus meinem Sinnesrausch. Langsam, darauf
bedacht, nicht erneut den Halt zu verlieren, brachte ich etwas Abstand zwischen
uns und warf Lucien einen Blick zu.
Eine Hand an den
Fließen abgestützt, die zweite an der Duschkabine, waren seine Hände zu Fäusten
geballt. Seine Muskeln angespannt, verharrte er in völliger Regungslosigkeit.
Den Blick zu Boden gerichtet, die Augen geschlossen. Seine Haltung erinnerte an
einen Engel, von unmenschlicher Schönheit, und sein Ausdruck, verbissen
schmerzlich, erweckte den Eindruck, als würde er all seine Willenskraft darauf
verwenden, einer Todsünde zu wiederstehen.
„Ich bin
gefährlich Mia! Ich wirke vielleicht stark, aber wenn du in meiner Nähe bist,
bin ich mehr als nur schwach! Ich könnte es nicht ertragen, dich zu
verletzten!“ Längst vergangene Worte hallten durch meinen Kopf. Bilder in denen Lucien an
die Mauer gepresst, Halt suchend, soviel Abstand zwischen uns wie nur möglich,
sich davon abhielt, auf mich zu stürzen.
Aus heiterem Himmel
stieg Schuldgefühl in mir auf. Ich war es, die ihn in diese Lage gebracht
hatte. In eine Situation, die ihm offensichtlich schwer zu schaffen machte
„Es tut mir leid.“,
wisperte ich leise und schluckte schwer an dem Schuldgefühl, das mir die Kehle
zuschnürte.
Nur langsam hob er
den Kopf. Strähnen seines schwarzen Haares fielen ihm in die Stirn.
Wassertropfen perlten über seine angespannte Haut, liefen über Wange und Kinn,
wo sie schließlich zu Boden tropften.
Plötzlich war mir
kalt und ich hatte das Bedürfnis, mit den Armen meinen Körper zu umfangen,
meine Nacktheit zu verdecken und mich zu wärmen. Doch ein Blick in seine Augen,
deren tiefes Blau, durch, die mir bereits bekannten, anmutigen Splitter,
durchzogen war, von denen ich glaubte, dass sie von Verlangen herrührten, ließ
mich regungslos verharren.
Nur langsam gab er
seine derzeitige Körperhaltung auf. Ließ seine Arme sinken, öffnete seine
geballten Fäuste. „Dreh dich um!“
Nach kurzem Zögern,
stützte ich mich an den Fliesen ab, und kehrte ihm meinen Rücken zu.
Ich glaubte ihn kurz
Ausatmen zu hören, doch das Geräusch des prasselnden Wassers, das auf Haut und
Wanne fiel, dämpfte das vermeintliche Seufzen, und der Drang, mich nach ihm
umzusehen, verblasste, als sich seine Hände auf meine Schultern legten und er
mit sanften Bewegungen über meine Haut strich.
Den Blick auf meine
Füße gerichtet, sah ich zu, wie das Wasser, anfangs dunkelrot, und schließlich
in einem matten Rosa, Richtung Abfluss rann. Meine Gedanken und meine Gefühle
waren das reinste Chaos.
Die Erkenntnis, dass
dieser Mann litt, wenn ich ihm zu nahe war, löste Emotionen in mir aus, die ich
nicht verspüren wollte. Ein Zwiespalt zwischen Sehnsucht und Vernunft, dem ich
ohne Wissen, nichts entgegenzusetzen hatte. Und weder
Weitere Kostenlose Bücher