Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
Panik, die
diesem Gedanken folgte, wurde nun von einer plötzlichen Wut überlagert. Ja,
wenn nötig, würde ich gehen! Aber nicht so! Nicht, ohne ihn davon überzeugt zu
haben, dass er keine Gefahr für mich darstellte. Dass dieser Vorfall gestern,
die bekannte Ausnahme von der Regel war.
Wer sich gegen
sein Schicksal wehrt, kämpft gegen sich selbst und diesen Kampf kann man nicht
gewinnen! Wenn er sich weiterhin gegen seine zweite Hälfte stellt, ist er eine
Gefahr, für Mia, für sich selbst, und für alle anderen!
Fest entschlossen,
nicht kampflos aufzugeben, sondern ihn vom Gegenteil zu überzeugen, sprang ich
auf und folgte ihm auf den Flur. Als ich um die Ecke bog prallte ich gegen eine
Wand aus stahlharten Muskeln.
„He he, immer schön
langsam!“, sagte Nicolai.
Ohne etwas zu
erwidern wollte ich an ihm vorbeigehen, wurde jedoch durch einen festen Griff
am Oberarm, zurückgehalten. „Wo willst du hin?“
„Geh mir aus dem
Weg!“, fauchte ich.
„Du solltest ihn
jetzt alleine lassen!“ Nicolais Warnung entging mir nicht, doch ich wollte
nicht auf ihn hören.
„Ach ja, so wie ihr
ihn immer alleine lasst, wenn er in seinem Selbsthass vergeht?“ Ich sah ihn
provozierend an. Ich erwartete Wiederstand, doch zu meiner Verwunderung ließ er
mich langsam los.
Im nächsten Moment,
riss ich Luciens Zimmertür auf, schloss sie hinter mir und lehnte mich dagegen.
Er war im Zimmer auf und abgegangen und hielt nun inne.
„Verschwinde!“,
knurrte er.
Ja, ich würde
verschwinden, aber: „Ich gehe nirgendwo hin, bevor wir nicht miteinander
geredet haben!“
Er starrte mich
ungläubig an. Ein Muskel an seinem Kiefer zuckte und seine Oberlippe schien
sich ein wenig zu kräuseln. „Es gibt nichts zu bereden!“
Ich holte tief Luft
um meine Wut zu zügeln. „Oh doch! Ich will die Wahrheit von dir! Ich will, dass
du mir in die Augen siehst und mir sagst, warum du mich ständig wegschickst wie
ein kleines Kind!“
Seine Augen
funkelten bedrohlich. „Das habe ich dir schon oft genug gesagt!“
„Alles Lügen!“, fuhr
ich ihn an und kassierte dafür einen warnenden Blick und ein Zischen.
Seine
Kiefermuskulatur zuckte als er die Zähne zusammenbiss. „Nicolai wird dich
zurück nach London bringen!“
„Einen Scheiß wird
er!“, sagte ich voller Überzeugung.
Er starrte mich kurz
fassungslos an. „Frau, bist du lebensmüde?“
„Nein, mir liegt was
an meinem Leben … im Gegensatz zu dir!“
Er fing wieder an im
Zimmer umherzugehen. Sein Anblick erinnerte an ein Tier im Käfig. Sein ganzer
Körper war angespannt. Eine Hand hatte er zur Faust geballt und in seiner
Hosentasche vergraben. Mit der anderen fuhr er sich nervös durch die Haare.
„Du solltest mich
nicht provozieren, wenn dir etwas an deinem Leben liegt, so wie du sagst!“ Seine
eisige Stimme unterstrich die Bedrohung, die von ihm ausging.
Offensichtlich legte
er es nun darauf an, mir Angst zu machen. Ich war jedoch nicht gewillt
nachzugeben. Im Gegenteil. Ich hatte vor, ihn herauszufordern, ihn zu
provozieren, bis er aus allen Nähten platzte.
„Ach ja, warum
nicht?“, sagte ich ironisch. „Wirst du mich sonst verletzten, weil du ja sooo
gefährlich bist?“
Sein entsetzter
Blick streifte mich nur kurz, bevor er wieder zu Boden sank. „Ich habe dich
schon einmal verletzt, es könnte wieder passieren!“
„Ich vertraue
darauf, dass es nicht wieder passiert. Ich vertraue dir!“, sagte ich
eindringlich.
Er hielt kurz inne.
„Ich bin ein Monster, Mia. Mir kann man nicht vertrauen!“
Der Hass, mit dem er
diese Worte ausspukte, brannte sich unwiderruflich in meine Seele, doch genauso
schürte er meine Wut. „Für wen willst du dieses Monster sein Lucien? Es ist
dein Selbsthass, der dich zu etwas macht, was du nicht bist!“
„Du hast mich
gestern Nacht gesehen! Du hast gesehen was ich bin, zu was die irre Bestie in
mir fähig ist! Ich hab dich mit meinen Händen gepackt und gewürgt!“ Seine Augen
hatten sich nun völlig verdunkelt. Sein Atem ging schnell.
Ich schüttelte
langsam den Kopf. „Weißt du was ich gestern gesehen habe? Ich habe einen Mann
gesehen, der gegen seinen Dämon ankämpft und mit aller Kraft versucht hat, die
Kontrolle zu erlangen, um eine Frau zu schützen, die zu dumm war, auf
dessen Warnungen zu hören!“
Er hielt inne und
durchbohrte mich mit seinen Kohleaugen. Das kurze Aufblitzen von Verwunderung
darin, wurde durch die Wut vertrieben. „Was du glaubst gesehen zu haben tut
nichts zur Sache.
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