Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
wofür du dich entscheidest, du schickst
sie in die Verdammnis!“ Schwere Schritte ertönten, dann eine Tür die geöffnet
wurde. „Ach ja, vielleicht solltest du dich vorher noch dafür entschuldigen,
dass du ihr fast den Kehlkopf zerquetscht hast!“
Eine Tür knallte ins
Schloss und wieder prallte ein Gegenstand gegen die Wand. Dann völlige Stille.
Ich kämpfte noch
immer gegen meinen Dämmerzustand und schwor, Aeron dafür zu beschimpfen, dass
er mich so hilflos zurückgelassen hatte.
Als ich Schritte vor
meinem Zimmer vernahm und sich daraufhin die Tür öffnete verhielt ich mich
still. Ich wusste, dass es Lucien war, der nun auf mich zukam. Seine Energie die
mein Herz stets schneller schlagen ließ, würde ich immer und überall vernehmen.
Quälende Minuten vergingen, die mir wie Stunden oder Tage vorkahmen, in denen
nichts passierte, ich nur seinen Blick auf meinem Körper spürte, bevor eine
sanfte Berührung über mein Gesicht strich, und Klarheit, den Nebel vertrieb,
der mich von der Realität fernhielt.
Nun, hellwach,
rührte ich mich nicht, hielt, feige wie ich war, meine Augen geschlossen,
meinen Atem flach.
Lucien seufzte und
entfernte sich wieder. Ich wartete darauf, dass er irgendetwas sagte, aber das
einzige was ich hörte, waren seine ruhigen Atemzüge und sein kräftiger
Herzschlag.
Also wagte ich einen
kurzen Blick.
Er stand am Fenster
und spähte in die Dunkelheit. Es war also schon Abend. Ich hatte einen ganzen
Tag geschlafen. In meinem Zimmer brannte nur die kleine Tischlampe und hüllte
den Raum in ein dumpfes Licht.
Lucien hatte seine
Hände an der Fensterbank abgestützt. Sein Rücken war leicht gebeugt und sein
Kopf nach vorne gesunken, sodass sein nachtschwarzes Haar ihm ins Gesicht viel.
Seine Schultern waren gesenkt, als würde eine schwere Last auf ihnen liegen.
Seine ganze Haltung zeugte von einer unglaublichen Müdigkeit, die ich bereits
des Öfteren an ihm wahrgenommen hatte.
„Geht es dir gut?“,
flüsterte ich. Ich musste etwas sagen, die Stille bedrückte mich und sein
Kummer, den er nicht zu verbergen vermochte, schmerzte in meinem Herzen.
Seine Atmung stockte
kurz, als meine Stimme die Stille durchbrach. „Du fragst mich ob es mir gut
geht?“ Ein leiser, gequälter Laut trat aus seiner Kehle. „Wo ich es war, der
dich verletzt hat?“
„Mir fehlt nichts.“,
beteuerte ich.
Er drehte sich zu
mir um, blieb aber wo er war. Bei seinem Gesichtsausdruck überkam mich das
Bedürfnis, zu ihm zu gehen, ihn in die Arme zu nehmen und ihn zu trösten. Ihm
zu versichern, dass ich ihm keine Schuld gab, dass ich ihm weder böse war, noch
dass ich ihm einen Vorwurf machte. Noch nie hatte ich jemanden gesehen, dessen
gequälte Seele sich dermaßen in seinen Augen wiederspiegelte.
„Dir fehlt nichts?!“
Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Dein Hals ist blau, Mia!“
Ich zog schnell die
Decke höher, damit er seine Fingerabdrücke, die immer noch meine Haut
bedeckten, nicht mehr sehen konnte und setzte mich etwas auf.
„Ich hätte dich
gestern fast erwürgt!“, stieß er hervor. Es klang als könnte er diese Tatsache
selbst nicht fassen. Er hielt seine Arme vor sich und starrte auf seine
Handflächen, als würde er etwas Widerliches betrachten. „Mit meinen Händen! Und
du sagst, dir fehlt nichts!?“ Seine Hände ballten sich zu Fäusten, so fest,
dass seine Venen an den Unterarmen hervortraten, bevor sie gegen den
Fenstersims schlugen, an dem er lehnte.
Bei dem lauten
Aufschlag, der das Glas in den Rahmen vibrieren ließ, zuckte ich zusammen.
Lucien starrte ins Leere.
Seine Muskeln waren angespannt und seine Augen begannen sich zu verdunkeln.
Sein Kummer wich einem Ausdruck von Hass und Wut. Seine ganze Haltung zeugte
nun von einer tiefen Abneigung, und die Mauer, die er um sich errichtete, war
höher als je zuvor.
„Du wirst von hier
verschwinden!“, sagte er und betonte dabei jedes Wort. „Ich lasse nicht zu,
dass du noch einmal in meine Nähe kommst!“ Seine Stimme war kalt. Sein
Selbsthass ging in Wellen von ihm aus und überrollte mich so plötzlich, dass
ich reflexartig den Atem anhielt. In der nächsten Sekunde hatte er die Tür
erreicht und ich sah nur mehr wie sie hinter ihm ins Schloss knallte.
Gleich darauf wurde
im Nebenzimmer die Tür aufgerissen und wieder zugeschlagen.
Angst stieg in mir
auf. Angst, ihn nicht nur körperlich zu verlieren, sondern dass er sich selbst
in seinem Selbsthass verliert, der ihn unweigerlich zerstören würde.
Die
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