Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
sehen?“ Wieder versetzte ich ihm einen Stoß.
Seine Muskeln spannten sich noch mehr und die Energie im Raum knisterte
bereits.
„Ich werde dich
nicht angreifen!“ Seine Stimme hatte einen seltsamen Nachhall. Er schien nicht
überzeugt von seinen Worten zu sein, dennoch schwang eiserne Entschlossenheit
darin mit.
Meine Gedanken
wühlten in der Vergangenheit. Suchten nach Momenten und Ereignissen die ihn
wütend gemacht hatten, … und wurden schließlich fündig.
„Erinnerst du dich
an den Tag, an dem ich nach London gefahren bin und Gabe getroffen habe?“
Plötzlich stand sein ganzer Körper unter Strom - ja er erinnerte sich. „Du hast
mir am nächsten Tag vorgeworfen, ich würde nach ihm stinken, als hätte ich mich
in seinem Duft gesuhlt.“ Ich verlieh meiner Stimme einen scharfen Unterton.
Lucien drehte mir
den Rücken zu und stützte seine Hände an die Mauer, als könne ihn diese davon
abhalten, etwas Unüberlegtes zu tun. Es schien ihm alle Kraft zu kosten, sich
unter Kontrolle zu halten. Sein Körper begann zu zucken. Die Venen an seinem
Hals traten hervor wie Kabelstränge und seine Fingerknöchel knacksten, als er
seine Fäuste noch fester schloss.
„Du wolltest wissen
ob ich mit ihm geschlafen habe!“, fuhr ich fort.
Seine Atmung ging
nun stoßweise und gepresst. Der Geruch von Wut und Eifersucht schwappte mir
entgegen.
Hoffentlich behielt
ich recht und er wäre nicht im Stande mich zu verletzten, denn gleich würde
meine Provokation die gewünschte Wirkung erreichen. Bei meinen nächsten Worten,
würde er die Kontrolle verlieren, das war so sicher wie ein Amen im Gebet.
Ich atmete noch
einmal tief durch und wappnete mich innerlich auf das was folgen würde. „Frag
mich noch einmal Lucien. Frag mich, ob er mich gefickt hat. Frag mich, ob es
mir gefall…“
Obwohl ich
vorbereitet war, stockte mir der Atem, als er sich blitzschnell zu mir
umdrehte. Seine Geschwindigkeit war so rasend, dass ich nicht einmal mehr dazu
kam, meine Augen zu schließen.
Gerade noch stand da
das Raubtier vor mir - Augen so schwarz wie die Nacht mit gelb geschlitzten
Pupillen –, und im nächsten Moment hatte er mich zu Boden geworfen und nagelte
mich mit seinem gesamten Gewicht dort fest. Sein Blick durchbohrte mich wie
eine Messerspitze.
„Treib es nicht zu
weit!“ Seine Stimme hatte nichts mehr Menschliches. Es war ein Knurren, das aus
der Tiefe seiner Brust kam, gerade noch so, dass man die Worte verstand.
„Wie weit ist zu
weit Lucien?“ Meine Worte waren nur ein Flüstern, da sein Gewicht auf meinen
Brustkorb drückte. „Sieh dich an, du bist so in Rage, dass es scheint als
könntest du jeden anfallen der sich dir in den Weg stellt. Aber anstatt mich an
die nächste Mauer zu klatschen, wie ich es getan hätte, hast du mich zu Boden
geworfen und dabei noch meinen Fall gebremst. Du hältst mich jetzt noch als
wäre ich aus Glas.“ Ich holte erschöpft Atem. „Du bist nicht das Monster, für das
du dich hältst! Du stellst keine Gefahr für mich da. Du kannst mich nicht
verletzten. Nicht körperlich.“
Ich sah in seine
Augen, die nun zu flackern schienen. Sein Griff um meine Arme, die er seitlich
von meinem Kopf fest hielt, wurde lockerer und verschwand dann gänzlich.
„Was willst du Mia?“
Seine Stimme kam aus der gegenüberliegenden Zimmerecke.
„Dich!“, hauchte ich
ohne darüber nachzudenken.
Ich setzte mich auf
und sah, wie er mit den Händen an der Mauer gestützt, den Kopf schüttelte.
„Nein!“ Es war ein
erstickter Laut der aus seinem Mund kam und doch enthielt dieses eine Wort so
viel Ablehnung, dass sich mein Herz zusammenkrampfte. „Du kannst nichts für
mich empfinden!“
Es schien als würde
er die Worte mehr an sich selbst richten, als dass er mit mir sprach, und doch
durchbohrten sie mein Herz.
„Sag mir nicht was
ich zu empfinden habe!“, konterte ich.
„Du kannst nicht
hier bleiben.“, sagte er nun in etwas sanfterem Tonfall. „Ich falle, Mia,
unaufhaltsam!“
Ich schluckte
schwer, denn einst war ich auch einem Abgrund nahe, und auch ich benutzte diese
Worte, auch wenn ich sie nie laut aussprach. Sie nun aus Luciens Mund zu hören,
schien ein schrecklicher Spiegel meines Selbst. „Siehst du nicht, dass deine
Ablehnung es ist, die dich immer tiefer in den Abgrund stürzt? Warum, verdammt
noch mal, wehrst du dich so? Warum willst du es nicht versuchen?“
Nur langsam drehte
er sich zu mir um. „Er ist zu nahe, ich würde dich mitreißen!“
„Empfindest
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