Mich gibt s ubrigens auch fur immer
wir uns dem Polarstern zu, der unserer Ehe in seiner Beständigkeit ein Vorbild sein soll: »So wie der Stern Arundthati an den Stern Vasishta gebunden ist, so will ich immer fest an dich gebunden sein«, sage ich, und mir steigen schon wieder Tränen der Rührung in die Augen, als ich merke, dass ich diesen Text gar nicht so übel finde, sondern es genau so meine.
Hritihik legt seine Hand auf meine Stirn: »So wie die Himmel dauerhaft und beständig sind und die Erde dauerhaft und beständig ist und das ganze Universum dauerhaft und beständig ist, soll meine Frau dauerhaft und beständig zu meiner Familie gehören. Mögest du für mindestens hundert Jahre mit mir leben, gesegnet mit Kindern, die ebenfalls hundert Jahre leben.«
Dann schaut er mir so tief in die Augen, dass meine Knie ganz weich werden. Und auch wenn ich mir gar nicht sicher bin, ob ich wirklich scharf auf so viel üppigen Kindersegen bin, entfährt mir an dieser Stelle fast ein »Ja, ich will«. Denn ich habe genau das Gefühl, das man bei seiner Hochzeit haben sollte, egal, wie verschroben das Drumherum auch sein mag. Ich kann uns für einen Moment lang sehen, Seite an Seite, so lange wir beide leben. Und in diesem Moment bin ich mir sicher, dass es genau so kommen wird.
Als Hrithik mich allen Gästen vorgestellt hat, können wir endlich in den warmen Saal gehen. Der ist so üppig geschmückt, dass ich mich gar nicht sattsehen kann â ein Blumenmeer aus Pink, Weià und Rot. Als alle Gäste im Saal sind, traue ich meinen Augen kaum: Auf der Bühne stehen plötzlich Juli und Tanja in indischen Gewändern, neben ihnen Peter und Kurt in Kaftanen. Aus den Lautsprechern dröhnt Bollywood-Musik. Die vier haben tatsächlich eine vollständige, irre Choreografie einstudiert. Ich weià nicht, ob ich mir die Augen zuhalten oder vor Begeisterung johlen soll. Hrithik war offensichtlich auch nicht eingeweiht und sieht fassungslos zu. Chadni kichert hemmungslos. Als auch noch Elizabeth, ihr Mann, Lothar und Lilly vor die Bühne drängen und mitwippen, steigt eine unglaubliche Party. Als die indischen Gäste sich von ihrem schallenden Gelächter erholt haben, machen sie nämlich einfach voller Elan mit. Damit wäre das Eis also gebrochen, und mir laufen endgültig die Tränen runter. Den Rest des Festes verbringe ich überwiegend damit, meinen Freunden um den Hals zu fallen, ihnen ewige Freundschaft zu schwören und einfach Spaà zu haben. Ich trinke keinen Alkohol, weil wir direkt nach der Feier mit Lothar und Lilly aufbrechen wollen. Aber ich brauche auch keinen. Am Ende überrascht mich Elizabeth mit einem Geschenk, das mir nun wirklich den Rest gibt: ihrem Laden.
»Aber nicht sofort einlösen, ein paar Jährchen will ich dort schon noch mit dir verbringen«, flüstert sie mir ins Ohr, als ich sie umarme.
Ich stammele nur noch vor mich hin. »Das geht nicht, das geht auf keinen Fall. Das kann ich nicht annehmen.«
Ihr Mann klopft mir väterlich auf die Schultern. »Nimm es als Herausforderung, das Geschäft zu hegen und zu pflegen und mit so viel Liebe zu führen, wie Elizabeth es getan hat«, brummelt er wohlwollend. »Sie weià schon, was sie tut, vertrau meiner Frau.«
Elizabeth nickt. »Ich habe dich darin gesehen. Du oder keine!«
Ich weià nicht, was ich sagen soll. Ich denke immer noch, dass ich es irgendwie schaffen muss, den Laden abzuzahlen. Wie auch immer das gehen soll. Nur ein Gefühl habe ich bei dem Gedanken, den Laden irgendwann zu führen, nicht: Angst. Ãber alles andere kann ich mir noch Sorgen machen, wenn Hrithik und ich von der Ostsee zurück sind. Mit Tränen in den Augen umarme ich Elizabeth noch einmal: »Danke. Danke für all das Vertrauen. Ich freue mich so! Aber über die Modalitäten reden wir noch.«
Elizabeth lächelt verständnisvoll. »Wie schade, dass wir nicht dabei sein können, wenn Lothar und Lilly heiraten«, wechselt sie dann das Thema. »Aber so lange kann ich den Laden nicht allein lassen.«
Hinter ihr warten all die anderen Gästen, um uns zu verabschieden. Als ich bei meinem Vater ankomme, hat er schon wieder Tränen in den Augen. Vorsichtig küsse ich ihn auf die Wange und hoffe bloÃ, dass ihn das nicht in einen Sturzbach verwandelt.
»Aber eines musst du mir verraten«, bitte ich ihn. »Wie habt ihr es geschafft, gemeinsam
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