Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)
Funktionen ist kostenlos, aber für nur 3,95 Dollar pro Monat kann jeder den digitalen Spuren, die wir alle hinterlassen, nachspionieren. Von den Fotos, die wir auf Flickr veröffentlicht haben, bis hin zu den Produkten auf unserer Amazon-Wunschliste und Petitionen, die wir online unterschrieben haben. So hatten wir uns das sicher nicht gedacht, als wir auf diversen Seiten und Diensten aktiv waren. Noch schlimmer ist, dass Ihre digitale Identität, die Spokeos Algorithmen zusammenstellen, fehlerhaft sein kann. Sie breitet sich im gesamten Netz aus, da sie ähnlich einem Suchergebnis aus vielen unabhängigen Einzelteilen zusammengestückelt wurde, für deren Aussagekraft der Datensammler keine Gewähr übernimmt.
Der Einzelne hat wenig bis gar kein Widerspruchsrecht und keine Möglichkeit, sich aus dieser Art der Datenerfassung entfernen zu lassen. Spokeo argumentiert, sein Dienst sei »nur zur Unterhaltung gedacht«. Auf der Seite werden Sie vergeblich nach einem Menüpunkt suchen, um Ihr wie von Geisterhand erstelltes Profil zu korrigieren. Sie können zwar ein Formular ausfüllen, das jeden der zusammengetragenen Links einzeln entfernt, aber das betrifft noch lange nicht die Webseiten, auf denen Spokeo die inkriminierten Angaben gefunden hat.
Diese Art der höchst dubiosen Datensammlung hat schließlich die amerikanischen Aufsichtsbehörden auf den Plan gerufen. Die Federal Trade Commission verurteilte das Unternehmen im Sommer 2012 zu einer Geldstrafe von 800 000 Dollar. Die Begründung: Spokeo sei keineswegs ein harmloses Unterhaltungsprogramm, sondern verstoße mit dem Verkauf von Datenprofilen an Arbeitgeber, die damit Bewerber überprüfen, gegen geltende Antidiskriminierungsgesetze.
Nicht einmal Ihre E-Mails sind sicher
Wenn es um sensible Daten wie Ihre Kontonummer, Kreditkarten oder Ihre Sozialversicherungsnummer geht, ist nichts im Internet sicher – nicht einmal Ihre E-Mails. Es sei denn, Sie verwenden eine verschlüsselte Verbindung. Diese einzurichten und alle Empfänger zur Nutzung desselben Werkzeugs zu bewegen geht über das technische Verständnis der meisten von uns hinaus. Besonders kostenlose E-Mail-Dienste im Netz scannen oft Ihren Posteingang nach Begriffen, um sie für gezielte Werbung zu verwenden. Google tut das jedenfalls in Gmail, während Microsoft behauptet, private E-Mails in Outlook.com (soll Hotmail auf lange sich einsetzen) nicht zu scannen. Aber zum Glück gibt es Alternativen (siehe Kapitel 13). Es versteht sich von selbst, dass die Kommunikation innerhalb einer Social-Media-Plattform wie LinkedIn, Xing oder Facebook noch weniger sicher ist.
Wenn eine Bank, ein Unternehmen oder eine Regierungsbehörde Sie in einer Mail um persönliche Informationen bitten, seien Sie wachsam. Vertrauenswürdige Unternehmen sollten Sie nie per E-Mail nach solchen Angaben fragen. Deshalb tarnen sich sogenannte »Phishing«-Angriffe als legitime Korrespondenz und enthalten Links zum Anklicken, damit man sich auf vermeintlich echten Webseiten einloggt. Wer seine Maus über diese Links bewegt, wird merken, dass sie in Wirklichkeit auf ganz andere Adressen verweisen. Wenn Sie Zweifel haben, rufen Sie das Unternehmen an, von dem die Nachricht angeblich stammt, oder geben Sie die reguläre Webseite der Firma manuell ein, anstatt auf den gefälschten Link zu klicken.
Mails sind immer noch eine der wichtigsten Möglichkeiten, um uns Informationen über uns und unsere Geräte zu entlocken. Firmen verstecken unsichtbare Tags in den Nachrichten, die einem Server melden, wer von welcher Internetadresse die E-Mail geöffnet hat. E-Mails können auch Cookies auf Ihrem Computer einrichten.
Geheimdienste und Polizei in Ländern von China bis Deutschland sind bekannt dafür, raffinierte Überwachungswerkzeuge per E-Mail auf Rechnern zu platzieren. Sie tun das mittels einer einzigen Nachricht, die angeblich von jemandem stammt, dem der Empfänger vertraut. Deshalb sollten Sie scharf nachdenken, bevor Sie Mail-Anhänge öffnen, die aus heiterem Himmel in Ihrem Posteingang auftauchen – selbst wenn sie von Personen stammen, mit denen Sie befreundet sind.
Sicherheitslücken und Gefahren, wohin man sieht. Was bedeutet das nun für unseren Alltag zwischen Suchmaschinen und Social Media? Es ist unmöglich, bei seinem Online-Domizil alle Türen und Fenster zu schließen. Streng genommen können Sie nicht einmal diesen Ort Ihr Eigen nennen. Daher ist es äußerst ratsam, seine Kommunikation im Netz mit bestimmten
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