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Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Titel: Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pernille Tranberg , Steffan Heuer
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bald nur noch individuelle Preise vorgesetzt, die sich an unserem Standort und unserem Konsumverhalten in der Vergangenheit orientieren. Dank auf dem Rechner platzierter Cookies und ständiger Erfassung der verwendeten IP-Adresse wird jeder Verbraucher intensiv beobachtet, so dass die Server der Händler und Werbefirmen Sie bald besser kennen als Sie sich selbst. Sie servieren Ihnen Inhalte und Anzeigen für Produkte, die auf Ihre bekannten wie unbewussten Vorlieben und Wünsche zugeschnitten sind.
    Das klingt nach einem komfortablen Einkaufserlebnis für gestresste Zeitgenossen, aber wie bei allen Online-Diensten gibt es eine Kehrseite. Es gibt kaum ein Entkommen vor dem permanenten Tracking, auch wenn die Branche über Maßnahmen wie eine Einstellung do not track im Browser debattiert. Die freiwillige Selbstkontrolle der Web- und Werbewirtschaft reicht bei weitem nicht aus, um Verbraucher zu schützen, da die ständige Verfolgung gleich mehreren gefährlichen Trends Vorschub leistet: Preisdiskriminierung, sozialer Diskriminierung, mangelnder Transparenz und der Manipulation von Suchergebnissen.
    Große Unternehmen nutzen ausgefeilte Verfolgungstechnologien, um insbesondere die für ihre Offerten anfälligsten Verbraucher ins Visier zu nehmen, etwa Schwangere, depressive Menschen oder einfach Verbraucher, die gerade kurz vor einer Kaufentscheidung stehen. Und das ist erst der Anfang. Werbung auf der Grundlage Ihrer Erbanlagen zeichnet sich bereits am Horizont ab, wenn Angaben zu Ihrem Erbgut mit anderen Teilen Ihrer Identität und Webprotokollen verknüpft werden können. Ebenso verdient die Art und Weise, wie wir Kreditkarten und andere Zahlungsmittel online verwenden, besondere Aufmerksamkeit.
    Sam Altman, Informatiker an der Stanford University und Gründer von Loopt, einer mobilen App für soziale Netzwerke, sagt kurz und bündig: »Ein fester Preis ist immer ein falscher Preis.« (Altman 2012, Interview mit den Autoren) Er glaubt, dass ein Preis für alle bald der Vergangenheit angehören wird. Stattdessen wird jeder von uns einen Preis genannt bekommen, der sich am Individuum und seinem Konsumprofil ausrichtet. Im Laden der Zukunft werden vielleicht noch die vertrauten Preisschilder prangen, aber sobald Sie das Etikett mit dem Handy scannen, weiß ein Rechner, dass Sie Interesse haben, und spuckt Ihren ganz persönlichen Preis aus.
    Laut Verbraucherorganisationen und Einzelhandelsexperten ist die Antwort auf die Frage, wer wie viel im Internet bezahlt, schon heute geheimnisumwoben. Es gibt regionale Preisunterschiede, und es gibt verschiedene Preismodelle, die sich etwa danach richten, ob man etwas online oder offline kauft. Genau blickt da niemand durch. Was die Branche braucht, argumentiert Sam Altman, ist mehr Transparenz. Solange ein Unternehmen offen mit seiner Preispolitik umgeht, kann es sie auch anwenden, weil Verbraucher in der Lage sind, sie zu überprüfen. Sie wissen, warum sie zahlen, was sie zahlen.
    Transparenz und vollständige Informationen für alle Marktteilnehmer, das ist die Theorie. Versuchen wir aber Werbung auf diese Formel zu bringen, so wird es kompliziert. Die meisten Webseiten finanzieren sich ausschließlich oder überwiegend durch Werbung. Je relevanter die Anzeige für den jeweiligen Besucher ist, desto mehr kann die Webseite für ihre Platzierung verlangen. Daher muss der Anbieter so viel wie möglich über Sie in Erfahrung bringen – und verkauft diese Informationen für ein hübsches Sümmchen weiter, damit die nächste Runde Annoncen noch besser gesteuert werden kann.
    Das Sammeln von Informationen auf Webseiten geschieht durch die Verwendung von Cookies – kleine Dateien, die auf Ihrer Festplatte platziert werden und Ihr Surfverhalten im Internet dokumentieren. Cookies wurden bereits Mitte der 1990er Jahre entwickelt, als der erste Browser namens Netscape herauskam. Diese Dateien werden auf einem Computer angelegt, wenn Sie zum ersten Mal eine Webseite besuchen. Ein Cookie weist Ihrem Computer eine eindeutige ID-Nummer und ein (meist irrelevantes) Ablaufdatum zu, das oft weit in der Zukunft liegt. Später, wenn Sie wieder auf diese Webseite gehen oder eine andere Seite besuchen, die mit dem gleichen Tracking-Dienst verbunden ist, kann der Server erkennen, wann sie das letzte Mal zu Gast waren und wo Sie vorher gesurft haben, und diese Informationen mit Ihren früheren Besuchen und Einkäufen verknüpfen. Auf diese Weise kann ein Unternehmen im Laufe der Zeit ein stabiles

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