Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)
Profil von Ihnen erstellen. Betrachten Sie Cookies als eine dauerhafte Spur aus digitalen Brotkrumen.
Genau genommen gibt es zwei Arten von Cookies: Sogenannte First-Party-Cookies werden von der Seite angelegt, die Sie gerade besuchen. Man könnte sie auch als »gute« Cookies bezeichnen, da sie Ihnen oft praktische Einkaufshilfen bieten oder die Navigation zu bestimmten Voreinstellungen für den einzelnen Nutzer vereinfachen. Darüber hinaus gibt es Cookies von Drittanbietern, die meist von einem Werbenetzwerk eingerichtet werden, etwa der Google-Tochter DoubleClick. Sie dienen dazu, Sie als Ware Mensch zu identifizieren und quer durchs Netz zu verfolgen. Diese Dateien haben nichts mit Komfort zu tun, sondern mit automatischer Spionage zu Werbe- und Marketingzwecken. Im Verlauf dieses Kapitels erfahren Sie, wie man Drittanbieter-Cookies vermeidet.
Verhaltenstargeting
Während eigene Suchanfragen eine große Datenbank der Absichten bilden, geht die Verfolgung der tatsächlichen Webseiten-Besuche einer Person von A bis Z weit darüber hinaus. Mit der Zeit entsteht ein detailliertes Logbuch, als hätte Ihnen jemand einen GPS-Chip unter der Haut eingepflanzt. Die Verfolgung geschieht nämlich in einem passiven Modus: still, heimlich und permanent. Dank dieser Technologien können immer mehr Firmen sogenanntes behavioral targeting praktizieren, also Werbefeldzüge, die sich am Verhalten jedes Einzelnen ausrichten.
Früher wurden Verbraucher nur grob sortiert nach Geschlecht, Alter und Postleitzahl. Die moderne Segmentierung will jeden einzelnen Menschen in seine oder ihre eigene Schublade stecken, um dem Ideal der Werbeindustrie näher zu kommen – eine eindeutige Zuweisung zu einer von zwei Zielgruppen. Zum einen diejenigen, die es wert sind, beobachtet und beworben zu werden. Zum anderen der »Abfall«, also Verbraucher, die es sich nicht leisten können oder wollen, etwas zu kaufen. Wer sie umwirbt, verschwendet Zeit und Geld.
Werbeexperten argumentieren, es gebe für jeden Verbraucher zu jedem Zeitpunkt in seinem Leben einen Ansatzpunkt, ihn zu bewerben. Man muss nur wissen, womit man ihn wo erwischen kann. Die Technik ist fast so weit, diese beunruhigende Vision in die Wirklichkeit umzusetzen.
Die meisten Verbraucher haben keine Ahnung, wer in ihrem digitalen Leben herumstöbert und sie manipuliert. In einer Umfrage von Forschern der University of California in Berkeley zum Thema »Mobile Payment: Vorteile für Verbraucher und neue Datenschutzbedenken« sagten 96 Prozent der Befragten, sie würden »definitiv nicht« oder »wahrscheinlich nicht« einem Online-Geschäft erlauben, Informationen über sie mit Dritten zu teilen. 1 Doch genau auf dieser Praxis fußen Teile der Internetwirtschaft.
Freilich sind nicht alle Cookies schlecht. Es ist ganz hilfreich, einige dieser Dateien auf seinem Rechner zu haben, mit deren Hilfe Ihnen Webseiten personalisierte Inhalte bieten oder helfen, ein Geschäft daran zu erinnern, dass Sie ein alter Kunde sind. Viele Menschen betrachten dies als nützliche Dienstleistung. Nehmen Sie Amazon, einen Pionier des Behavioral Targeting innerhalb seines eigenen Supermarktes. Seine Software weiß, was Sie suchen, welche Elemente auf einer Seite Sie angeklickt und welche Sie in den Einkaufswagen gelegt und dort vergessen haben. Suchen Sie einmal nach einem Produkt oder heben es für später auf. Siehe da, ein paar Tage später trudeln die freundlichen Erinnerungen per E-Mail oder auf der Homepage ein, dass Amazon tolle Angebote für Sie parat hält.
Diese Art der gezielten Werbung innerhalb einer E-Commerce-Seite wie Amazon ist noch gar nichts im Vergleich zum Tracking quer durch das gesamte Web. Ein Paradebeispiel ist der relativ neue Dienst Facebook Exchange. Er ermöglicht es Werbekunden, Facebook-Anzeigen zu kaufen, die das Surfverhalten von Mitgliedern jenseits des sozialen Netzwerks berücksichtigen. Das geht nur, weil Facebook Sie mit einem eigenen Tracking-Code von Webadresse zu Webadresse verfolgt, lange nachdem Sie das Netzwerk verlassen haben und zu anderen Seiten weitergesurft sind. Bis Exchange eingeführt wurde, hingen die Annoncen, die Sie auf Facebook sahen, in der Regel davon ab, ob jemand auf »Gefällt mir« geklickt hatte sowie von den Interessen und dem Wohnort, die man in seinem Profil preisgegeben hatte.
In der Vergangenheit konnte man sich vor solchen Cookies und Anzeigen schützen, indem man seinem Browser untersagte, Cookies zu akzeptieren, und die schon
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