Michael - der Beschützer
Szene für so wichtig hält, hat er wahrscheinlich Recht. Immerhin wurde jeder deiner Filme ein Kassenschlager.”
“Ich wusste nicht, dass du meine Karriere so aufmerksam verfolgt hast.” Es gefiel ihr, dass er in der Vergangenheit öfters an sie gedacht hatte.
“Das habe ich gar nicht getan. Ich sagte doch, dass ich Nachforschungen angestellt habe, nachdem Shayne deinen Fall übernommen hatte.”
“Ach so.” Also hatte er überhaupt nicht an sie gedacht.
“Aber wenn dieser Film nur halb so gut wird wie ‚Hot Ice’, landest du bestimmt wieder einen Riesenerfolg.”
“Du hast ‚Hot Ice’ gesehen?” Trotz der vielen erotischen Szenen in diesem Film war sie auf ihre Arbeit stolz. Es war ihr gelungen, eine Frau mit mehr Tiefgang darzustellen als in Brians Drehbuch vorgesehen war.
“Mindestens zehnmal”, gestand er lächelnd ein. “Du warst großartig. Du hast die seelischen Konflikte dieser Einbrecherin so glaubhaft dargestellt, dass sie sehr sympathisch wurde. Ich habe gut verstanden, dass der Polizist ihr nicht widerstehen konnte, obwohl er wusste, dass er zuletzt verlieren würde.”
“Danke.” Er hatte ihr soeben das schönste Kompliment gemacht, das sie sich vorstellen konnte. “Wie ist das mit dir?” fragte sie, als er bremste, damit eine Touristengruppe die Straße überqueren konnte. “Du bist der geradlinigste Mann, den ich kenne. Könntest du dich in eine solche Frau verlieben?”
“Auf der Stelle”, erwiderte er ernst.
An seinem funkelnden Blick erkannte Lorelei, dass sie nicht mehr von ihrer Filmrolle sprachen. Sie wurde nervös. “Wir müssen miteinander reden.”
“Höchste Zeit.” Allerhöchste Zeit, dachte er, aber besser spät als nie.
“Ich kann mich nicht auf die heutigen Aufnahmen konzentrieren, weil mich unsere Beziehung verwirrt.”
Wenigstens sprach sie von “unserer Beziehung”. Das war in Michaels Augen schon ein Fortschritt. “Gehen wir es der Reihe nach an”, schlug er vor. “Am wichtigsten ist die Stripszene. Danach fahren wir ins Hotel zurück und essen etwas früher als sonst. Und dann können wir uns unterhalten.”
Seit einem Jahrzehnt wartete sie auf eine Erklärung, warum er sie damals sitzen gelassen hatte. Eine Zeit lang hatte sie sich sogar ausgemalt, ihn dafür kriechen zu lassen. Doch jetzt hatte sie eine neue Chance mit Michael bekommen und wollte nicht länger auf der Vergangenheit herumreiten. Sie würden über alles wie zwei intelligente Erwachsene sprechen, mit der Vergangenheit abschließen und danach in die Zukunft blicken.
Dabei tauchten allerdings neue Probleme auf. Vorausgesetzt, Michael wollte überhaupt eine gemeinsame Zukunft mit ihr – war er für ein Leben als “Mr. Lorelei Longstreet” bereit?
Doch jetzt schoss sie weit über das Ziel hinaus. Sie bedeutete Michael etwas, und er wollte zweifellos mit ihr ins Bett. Aber bisher hatte er nicht einmal angedeutet, dass er auch in Zukunft mit ihr zusammen sein wollte.
Du bist unmöglich, Lorelei, ermahnte sie sich. Du führst dich wie damals in der High School auf, als du seinen Namen in alle deine Schulhefte geschrieben hast. Und sie hatte gedacht, erwachsen zu sein! Wenn es um Michael O’Malley ging, war sie offenbar noch immer sechzehn.
“Wir sind da.”
Lorelei wurde aus ihren Gedanken gerissen. Sie hatten den schmuddeligen Nachtklub in der Bourbon Street erreicht, der für die nächsten sechs Stunden gemietet worden war. Sie hatte darauf bestanden, dass die Kellnerinnen und Tänzerinnen, die sonst tagsüber hier arbeiteten, das Doppelte an Lohn und zu erwartenden Trinkgeldern erhielten. Eric hatte sie deswegen ausgelacht und ihr vorgehalten, sie wäre viel zu weichherzig. Das hatte sie nicht abgestritten – und sie hatte auf ihrer Forderung bestanden.
“Also, dann bringe ich es hinter mich.”
“Tu das.” Michael zeigte genauso wenig Begeisterung wie sie.
Schlagartig wurde ihr klar, warum sie sich vor dieser Szene scheute. In ihren früheren Filmen hatte sie auch keine Nonne gespielt. Es hatte viele Schlafzimmerszenen und Aufnahmen unter der Dusche gegeben. Doch nie hatte Michael O’Malley dabei zugesehen.
“Dir ist doch klar, dass ich das nicht wirklich bin?” fragte sie und hielt ihn fest. “Ich spiele nur eine Rolle. Die Frau, die sich da auszieht … das bin nicht ich.”
Er hatte sie noch nie so ernst gesehen. Ihre Fingernägel gruben sich durch das Jackett in seine Arme. “Ich kenne den Unterschied zwischen Spiel und Leben, Lorelei. Das kannst
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