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Michael - der Beschützer

Michael - der Beschützer

Titel: Michael - der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JoAnn Ross
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ihrer langen Beine, mit denen sie das Motorrad umspannte, reichte aus, dass Michael sie von der Bühne zerren wollte, weg von den begehrlichen Blicken der anderen Männer. Von jetzt an konnte es nur noch schlimmer werden.
    Mit einem verführerischen Lächeln stieg sie vom Motorrad, wiegte die Hüften zur aufreizenden Musik einer Bluesband und zog eine Pistole aus dem tief auf der Hüfte hängenden Halfter.
    Kein Polizist würde seine Waffe so tragen, dachte Michael, sah aber ein, dass es bei dieser Vorführung nicht so sehr auf Realismus ankam. Lorelei spreizte die Beine, die in den glänzenden schwarzen Stiefeln noch länger wirkten. Und dazu diese unglaublich hohen Absätze! Michael begriff nicht, wie sie darauf stehen, geschweige denn tanzen konnte.
    Sie richtete die Waffe auf die Zuschauer. “Keine Bewegung, ihr Kerle!” Trommelwirbel. Sie drückte ab, und ein Funkenregen kam aus der Mündung.
    Dann ging es erst richtig los.
    Anders als viele der Mädchen im Französischen Viertel, die in den Fenstern der Clubs durch ihren Tanz Kunden anlockten, stellte Lorelei nicht sofort alle ihre Reize zur Schau.
    Zuerst nahm sie die Uniformmütze ab, hob sie von dem in Locken gelegten silbrigblonden Haar, drehte sie dreimal in den Händen und warf sie in die Zuschauermenge. Das war nicht vorhergesehen, stellte Michael fest, als der Pizzabote sie auffing und grinsend aufsetzte.
    Die Lederhandschuhe kamen als Nächstes an die Reihe. Wie Lorelei sie mit den Zähnen von jedem einzelnen Finger zog, wirkte es geradezu unanständig.
    Die Zuschauer machten mit und schrien, sie sollte mehr ausziehen. Und sie gehorchte, öffnete den Reißverschluss der Lederjacke und enthüllte einen schwarzen Leder-BH, der mit Ketten zusammengehalten wurde und einen atemberaubenden Einblick bot. Ihre Haut wirkte durch das schwarze Leder noch heller und glitzerte. Offenbar hatte die Maskenbildnerin einen entsprechenden Puder auf Loreleis Schultern und Brüsten verteilt.
    Michael konnte sich nicht entscheiden, was für ihn schwerer zu ertragen war – Loreleis laszive Bewegungen, mit denen sie auf der kleinen Bühne hin und her stolzierte und dabei die Jacke hinter sich herzog, oder die verlangenden Blicke der Männer in der Bar.
    “Lieber Himmel”, murmelte Brian, der neben Michael stand. “Ich habe diese verdammte Szene geschrieben, und trotzdem macht sie mich scharf.”
    Er war nicht der Einzige. “Lorelei ist gut”, stimmte Michael zu.
    “Gut? Diese Frau ist Weltklasse. Wenn sie fertig ist, kann keiner der Männer mehr aufrecht gehen.”
    Um dem Autor nicht ins Gesicht zu schlagen, rammte Michael die Hände in die Gesäßtaschen seiner Jeans.
    “Schnitt!” rief Eric plötzlich.
    “Schnitt”, wiederholte der Regieassistent.
    Die Band hörte zu spielen auf. Lorelei blieb stehen und schützte die Augen mit der Hand gegen das grelle Scheinwerferlicht.
    “Was ist denn los? Sagt bitte nicht, dass ich noch einmal von vorne anfangen muss.”
    Selbst Michael staunte über ihre Verwandlung, obwohl er gewusst hatte, dass sie nur spielte. Eben war sie noch Officer Offenherzig gewesen, die aufregendste Stripperin der Bourbon Street, und jetzt war sie die Lorelei, die er kannte. Das Mädchen, das er einst geliebt hatte.
    “Du machst das großartig, Schatz”, versicherte Eric. “Aber du schwitzt nicht.”
    “Das kommt daher, dass es hier drinnen fast null Grad hat”, klagte sie. Sofort tauchte die Garderobenfrau auf und brachte ihr einen seidenen Umhang.
    “Ich habe verlangt, dass die Temperatur abgesenkt wird, damit dein Make-up nicht unter den Scheinwerfern schmilzt”, erklärte Eric. “Aber ich möchte, dass du erhitzt und verschwitzt aussiehst.”
    “Ich kann viel auf Stichwort machen, Eric”, erwiderte Lorelei. “Schreien, weinen, in Ohnmacht fallen, aber nicht schwitzen. Das übersteigt mein Talent.”
    “Kein Problem.” Er rief nach der Maskenbildnerin, die mit einer Plastikflasche erschien. Seufzend gab Lorelei den Umhang zurück, breitete die Arme aus und drehte sich langsam, während die Frau eine Mischung von Wasser und Babyöl auf ihre Haut spritzte.
    “Schon besser.” Eric nickte zufrieden. “Gehen wir einige Takte zurück. Und weiter!”
    “Szene sechsunddreißig”, rief der Regieassistent. “Die zweite. Kamera läuft!”
    Michael gab es nur sehr ungern zu, aber der Regisseur hatte Recht. Zuvor hatte Lorelei wie eine nicht von dieser Welt stammende Göttin gewirkt. Durch die auf Lippen, Brüsten, Bauch und Schenkeln

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