Michel muss mehr Männchen machen
Schoß.
Rate mal, wer kutschierte! Natürlich Michel. Ich habe vergessen zu erzählen, was für ein tüchtiger Kutscher Michel war. Von klein auf hatte ihm Alfred alles beigebracht, was man über Pferde wissen muss, und schließlich wusste Michel mehr als irgendjemand in ganz Lönneberga und konnte mit Pferden besser umgehen als Alfred. Jetzt saß er bei seinem Papa auf dem Schoß und fuhr wie der tollste Kutscher – ja, der Bengel wusste, wie man die Zügel halten musste! In der Nacht hatte es geregnet, Dunkelheit und Nebel lagen wie eine Decke über Lönneberga und ganz Småland an diesem trüben Oktobermorgen. Noch war kein Licht
über den Baumspitzen zu sehen und der Wald stand an beiden Seiten des Weges schwarz und regenschwer, als die Katthulter in ihrem Wagen dort entlangfuhren. Aber sie waren trotzdem alle fröhlich und Markus und Julia trabten dahin, dass der Schlamm auf dem lehmigen Weg unter ihren Hufen aufspritzte.
Julia war sicherlich nicht so besonders froh. Sie war alt und kraftlos und wollte am liebsten zu Hause im Stall stehen. Michel hatte seinem Papa schon lange in den Ohren gelegen, er solle sich ein Jungpferd anschaffen, das besser mit Markus zusammen laufen konnte, und jetzt wäre doch die beste Gelegenheit, wo nun schon einmal Markt war, meinte Michel.
Aber Michels Papa sagte: »Du glaubst wohl, wir könnten uns alles und noch mehr leisten? Nein, nein, die alte Julia muss schon noch ein paar Jahre mitmachen, da hilft alles nichts.«
Und Julia machte mit, ganz gewiss. Tapfer trabte sie die Steigungen hinauf und Michel, der Julia gern hatte, sang ihr etwas vor, wie er es machte, wenn er sie ein bisschen aufmuntern wollte:
»Mein’ Mähre läuft nicht wie der Wind,
weil ihre Bein’ so klapprig sind.
Was macht das?
Sie trägt mich doch in guter Hut
und traben tut sie auch noch gut –
auf geraden Wegen.«
Als die Katthulter nun nach Vimmerby gekommen waren und als Erstes einen guten Platz für Markus und Julia nicht weit von der Viehkoppel entfernt besorgt hatten, wollte jeder etwas anderes erledigen. Michels Mama, die kleine Ida an den Rockschößen, ging ein blaues Schreibheft kaufen. Außerdem wollte sie auf dem Markt Wolle und Eier verkaufen, die sie mitgebracht hatte. Lina wollte sofort mit Alfred in eine Konditorei gehen, um Kaffee zu trinken, und sie kriegte ihn wirklich mit, obwohl er anfangs zog und zerrte und loszukommen versuchte, weil er mit Michel und Michels Papa zur Viehkoppel gehen wollte.
Wenn du einmal an einem Jahrmarktstag in Vimmerby gewesen bist, dann weißt du, was das ist, eine Viehkoppel, nämlich der Platz, wo man Kühe und Pferde kauft und verkauft. Um diese Zeit war das lustige Treiben auf der Koppel bereits in vollem Gang. Dorthin wollte Michel sofort und sein Vater hatte nichts dagegen ihm zu folgen, wenn er auch nicht gerade daran dachte etwas zu kaufen – er wollte nur gucken.
»Aber denk daran, dass wir um zwölf Uhr bei Frau Petrell zum Mittagessen eingeladen sind«, sagte Michels Mama, bevor sie mit der kleinen Ida verschwand.
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, dass ich eine solche Sache vergesse«, sagte Michels Papa und dann ging er mit Michel los.
Michel war noch keine fünf Minuten auf der Koppel, da sah er schon das Pferd ! Das Pferd, das er haben wollte und das sein Herz hüpfen ließ, wie es nie zuvor gehüpft hatte. Was für ein Pferd! Es war ein kleiner prachtvoller brauner Dreijähriger. Angebunden am Zaun stand er da und schaute Michel so sanftmütig an, als hoffte er, Michel würde ihn kaufen. Das wollte Michel, oh, wie er das wollte! Er sah sich nach seinem Papa um: Jetzt würde er anfangen so fürchterlich zu quengeln, dass sein Papa einfach gezwungen war, das Pferd zu kaufen, um dem Ganzen ein Ende zu machen.
Aber kann man sich ein solches Elend vorstellen: Sein Papa war verschwunden! Er hatte den richtigen Moment abgepasst und war untergetaucht in dem Gewühl von Bauern, die lärmten, schrien und lachten, und von Pferden, die wieherten und stampften, und von Ochsen und Kühen, die wild durcheinander muhten.
So ist es immer, dachte Michel verbittert. Man kann ihn nirgendshin mitnehmen. Als Erstes läuft er immer weg.
Und gerade jetzt war es so eilig. Da kam schon ein stämmiger Pferdehändler aus Målilla und richtete seinen Blick auf Michels Pferd.
»Wieviel kostet der da?«, fragte er den Bauern, der das Pferd verkaufen wollte. Es war ein kleiner Blasser aus Tuna.
»Dreihundert
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