Michelle Reid
ihn ihr schützend hin.
„Ich kann das alleine“, fauchte sie ihn an und schob seine Hände beiseite.
Ihre Worte erregten Giannas Aufmerksamkeit. Natasha spürte, wie die andere Frau sie mit einem vernichtenden Blick musterte.
„Stehst du jetzt auf klein und dick?“, fragte sie Leo.
Dick? Innerlich tobte Natasha vor Entrüstung. Sie zog jedoch nur wortlos den Morgenmantel enger um ihren Körper mit der doch wohl mehr als akzeptablen Größe 40.
„Viel mehr, als auf dürre Flittchen mit einem liederlichen Herzen“, erwiderte Leo und streichelte Natashas Wange, als wolle er sich für die Beleidigungen seiner Exfrau entschuldigen. „Jetzt benimm dich, Gianna, oder ich muss Rasmus bitten, dich hinauszubegleiten. Dabei fällt mir ein“, fuhr er interessiert fort, „wie bist du eigentlich ins Haus gekommen?“
Natasha wagte einen Blick auf Gianna. Wie eine zornige Hexe stand sie dort, die Arme vor dem schlanken Körper verschränkt. Sie musste ungefähr einen Meter achtzig groß sein. Und die Art und Weise, wie das Satinkleid ihren Körper umschmeichelte, sagte alles über den Unterschied zwischen den beiden Frauen.
„Also, wer ist sie?“, fragte Gianna schnippisch. „Ein weiterer Versuch, einen Ersatz für mich zu finden?“
Natasha zuckte zusammen.
„Niemand könnte dich jemals ersetzen, mein süßer Engel“, sagte Leo spöttisch. Dann wandte er sich an Natasha. „Ich möchte mich in aller Form bei dir entschuldigen, agape mou “, murmelte er sanft. „Darf ich dir meine Exfrau Gianna vorstellen?“
„Ich bin nicht deine Ex!“, schrie Gianna mit schriller Stimme.
„Gianna“, übertönte er ihren Protest. „Nichts auf der Welt hat mir je größeres Vergnügen bereitet, als dir meine zukünftige Frau Natasha vorzustellen.“
Gab es eine nonchalantere Art, eine Bombe von solchen Ausmaßen platzen zu lassen? Natasha blickte in Leos Gesicht. Hätte er sie nicht festgehalten, sie wäre vor Schock gefallen.
Die wunderschöne Gianna wurde kreidebleich. „Nein“, flüsterte sie. „Du liebst doch mich.“
„Vor langer Zeit warst du meine Liebe wert, Gianna. Aber jetzt …?“ Er zuckte vielsagend die Schultern. Dann beging er die in Giannas Augen ultimative Sünde, indem er den Kopf neigte und Natashas vor Überraschung leicht geöffneten Mund küsste.
Das war zu viel für Gianna. Mordlust lag in ihrem Blick, als sie sich wild um sich schlagend auf Natasha stürzen wollte, die erschrocken hinter Leos Rücken Deckung suchte. Leo stieß einen griechischen Fluch aus und nahm Giannas Wut auf sich.
Fassungslos beobachtete Natasha die Szene. Unverständliche Worte schreiend, schlug Gianna auf Leo ein. Der wiederum versuchte, ihre Handgelenke zu ergreifen, damit sie mit ihren Fingernägeln nicht sein Gesicht zerkratzte.
Schließlich sagte er, an Natasha gewandt: „Entschuldige uns“, und zog seine kreischende Exfrau aus dem Zimmer.
Kaum war Leo durch die Tür, trat Rasmus aus dem Aufzug. Leo warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Der Leibwächter erbleichte. „Es tut mir leid, Leo“, sagte er. „Ich weiß auch nicht …“
„Schaffen Sie sie hier raus“, erwiderte Leo. „Fahren Sie sie nach Hause und sorgen Sie dafür, dass sie wieder nüchtern wird.“
Gianna hatte unterdessen aufgehört, zu kreischen und um sich zu schlagen. Stattdessen barg sie jetzt ihr Gesicht an Leos Brust und weinte herzzerreißend. Verachtung stieg in Leo auf, während es der Kraft beider Männer bedurfte, ihren Griff zu lösen und sie in den Aufzug zu verfrachten.
„Ich weiß nicht, wie sie ins Haus gelangt ist“, sagte Rasmus hilflos.
„Aber Sie werden es herausfinden“, wies Leo ihn an. „Und sobald Sie wissen, wer von Ihren Angestellten sie als Gegenleistung für Sex aufs Grundstück gelassen hat, kümmern Sie sich darum, dass es nie wieder passiert.“ Dann drückte er auf den Knopf, und die Lifttüren schlossen sich.
Allein im Flur, legte er eine Hand in den Nacken. Die Anruferin, die ihn bei seiner Ankunft hatte sprechen wollen, war Gianna gewesen. Und er hatte ihr gesagt, sie solle ihn gefälligst in Ruhe lassen.
Dass sie in sein Schlafzimmer geplatzt war, hatte sie sorgfältig geplant. Auch ihr wütendes Kreischen war ein abgekartetes Spiel. Und die Tatsache, dass sie mit irgendeinem von seinen Angestellten schlief, um ins Haus zu kommen, war nur ein weiterer Teil ihrer verdrehten Persönlichkeit.
„Theos“ , murmelte er und blieb vor der geschlossenen Schlafzimmertür stehen. Dass er
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