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Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Titel: Mick Jagger: Rebell und Rockstar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Spitz
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fassten die Stones weitaus besser wieder Tritt, als irgendjemand vermutet hätte. »Ich glaube sie konnten dem beide etwas abgewinnen, dass sie sich quasi gegenseitig Glaubwürdigkeit verliehen«, sagt Musikjournalistin Vivien Goldman. »Beide Seiten waren davon überzeugt, dass sie zusammen authentisch seien. Peter fand die Stones auch ziemlich interessant. Ich glaube, indem sie sich zusammentaten, schafften es beide, wieder verstärkt als authentische Künstler wahrgenommen zu werden.«

    © Redferns
    Mick und die Stones auf der Some Girls -Tour 1978, auf der sie mit dem teils vom Punk inspirierten neuen Album im Gepäck bewiesen, dass sie es immer noch richtig krachen lassen konnten.
    Bob Marley hatte in den Staaten den Durchbruch geschafft und trat vor ausverkauften Häusern auf, nachdem er sich von Tosh getrennt hatte. Dieser wiederum war verbittert und eifersüchtig, dass der Mann, den er als seinen Schüler betrachtet hatte, nun an ihm vorbeigezogen war. Und mit Columbia Records, wo das hervorragende Legalize It und der sogar noch etwas bessere Nachfolger Equal Rights herausgekommen waren, hatte er sich zu dem Zeitpunkt bereits überworfen. So entschied man, dass es am einfachsten sei, ein größeres Publikum zu erreichen, wenn ein Duett mit Mick Jagger aufgenommen würde. Die Wahl fiel auf einen Song, den Peter Tosh, Bob Marley und Bunny Wailer (der Dritte im Wailers-Bunde) in ihren Anfangstagen schon einmal eingespielt hatten: Es war eine nette Rocksteady-Version des von Smokey Robinson geschriebenen Temptations-Hit »(You Got to Walk and) Don’t Look Back« aus dem Jahr 1965.
    Nach der Veröffentlichung lud man Tosh ein, bei Saturday Night Life aufzutreten. Die Aufzeichnung dieses Auftritts zeigt, welchen Respekt die beiden Musiker voreinander hatten und welches Unbehangen ihnen ihre kalkuliert zweckmäßige Partnerschaft bereitete. Mick wirkt außerordentlich steif. Er tanzt nervös umher und lässt sich gelegentlich zu einer Reggae-Imitation hinreißen, was er beim Blues auf den frühen blueslastigen Alben der Stones so geschickt vermieden hatte; erst in späteren Jahren gab er diesem Drang, oft wie es scheint zum eigenen Vergnügen, häufiger nach. Gelegentlich lächeln sich die beiden Männer an, aber Peter Tosh lässt Mick Jagger, den eigentlich größeren Star von beiden, wortwörtlich und im übertragenen Sinn klein erscheinen, und man wird das Gefühl nicht los, dass irgendein Konflikt zwischen ihnen schwelt. »Peter hatte ein riesiges Ego«, sagt Goldman, die viel über Tosh und Marley geschrieben hat. »Er war ein richtiges Alphatier und ich bin sicher, dass er es nicht verwunden hat, dass die Rolling Stones ihm zu verstehen gegeben hatten, dass die Verkaufszahlen hinter den Erwartungen zurückblieben waren. Er hatte einen ungeheuren Stolz.«
    Sid Vicious hatte bereits das Zeitliche gesegnet, als die Stones mit der Arbeit an ihrem nächsten Album begannen, das im Sommer 1980 unter dem Titel Emotional Rescue erschien. Peter Tosh kehrte nach Jamaika zurück und lebte eine Zeit lang in Keiths Ferienhaus Point of View in Ocho Rios, bis ein Streit über das tatsächliche Besitzverhältnis der Immobilie dem ein Ende setzte. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass er einen seiner größten Hits nach seiner Zusammenarbeit mit den Stones landete, und zwar völlig Stones-like mit einer Chuck-Berry-Coverversion: sein »Johnny B. Goode« lief 1983 auf MTV in heavy rotation . Sein letztes Album No Nuclear War war 1987 auf den Markt gekommen und mit einem Grammy als bestes Reggae-Album ausgezeichnet worden. Kurz nach der Veröffentlichung von No Nuclear War war Peter Tosh von einem Bekannten, der ihn in seinem Haus in Kingston überfallen hat, ermordet worden.
    Wenn Mick Jagger irgendetwas aus seiner Auseinandersetzung mit den jungen Punks und seiner viel zu kurzen Kooperation mit dem rüdesten Rude Boy von allen mitgenommen hat, dann vielleicht, dass es ebenso wenig der Mühe wert war »böse« zu sein wie 1968 auf der richtigen Seite der Absperrungen zu stehen. Böse Jungs sterben früh. Die 80er rückten näher und Mick entschied sich, nun alles im großen Stil anzugehen.

IT’S NICE
TO HAVE
A CHICK
OCCASION-
ALLY
KAPITEL 15

  D  as Chick, von dem hier die Rede ist, war der heiße Feger, der 1969 im Vorprogramm der Stones auftrat: Tina Turner. In Gimme Shelter schlägt Mick bei dieser sexistischen Äußerung einen derart ironischen Unterton an, dass er sie sofort entschärft. Das ist

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