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Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Titel: Mick Jagger: Rebell und Rockstar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Spitz
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scheitert, besonderen Menschen in seinem Leben gegenüber aufrichtige Gefühle zu entwickeln.
    War das schon so, als sich Chrissie Shrimpton während seiner ersten ernsthaften Beziehung mit kreischenden Fans und Touraffären herumplagen musste? Die witzige Blues-Nummer »The Spider and the Fly« spielt fraglos auf etwas an, das schon 1965 eine zweifelhafte Ehre war. »Keep fidelity in your head«, singt Mick dort mit einer Laszivität in der Stimme, die den Hörer denken lässt: »Klar doch, mach dir keine Hoffnung.« In seiner Autobiografie erzählt Keith, dass sein Hemd durchnässt war von den Tränen all jener Mädchen, die zu ihm kamen und ihn baten, ihnen zu erzählen, wie Mick tickt. Mögen auch die Frauen Mick nicht verstanden haben, das Verständnis, das er scheinbar mühelos für sie aufbrachte, war etwas, womit er immer punkten konnte. »Die meisten Männer sind nicht sonderlich gut, wenn es um Gefühle geht«, sagte einst Micks Ex-Frau Jerry Hall. »Mick hingegen war auf diesem Gebiet geradezu begnadet.«
    »Ich glaube, seine Texte sind die Texte eines Mannes, der mit sich selbst nicht im Reinen ist«, vermutet die Musikerin Liz Phair, die Micks Lyrics von Exile On Main Street auf Exile in Guyville beantwortete, ihrem eigenen Album, das inzwischen als Indie-Klassiker gilt. »Das macht ihn so zeitlos. Er ist einer von diesen Misogynen, die Frauen auch lieben. Er ist einer der Prototypen. Er wickelt uns komplett um den kleinen Finger. Diese Texte. Ich glaube nicht, dass mich irgendjemand je so gut verstehen kann, wie Mick es tut. Gleichzeitig glaube ich nicht, dass er mich deswegen je gut behandeln würde.«
    Urteilt man auf der Grundlage seiner Lyrics, so neigt Mick tatsächlich dazu, Frauen, die versuchen, ihn zu kontrollieren, zu beschimpfen. Man höre sich nur einmal »Slave« von Tattoo You an. Oder auch den Titelsong seines ersten Soloalbums She’s the Boss: »When I first met you, you looked so soft … What a fool I was.« Es ist schon allein deshalb interessant, seine Texte genauer unter die Lupe zu nehmen, weil sie der öffentlichen Wahrnehmung von Mick als derjenige, der sich schäbig verhält, oft widersprechen. Wenn man den Lyrics Glauben schenken mag, dann ist er es, dem das Herz gebrochen wurde. Daher auch die von Keith Richards als Schlussmach-Nummern bezeichneten Songs, von denen die Stones mindestens einen pro Jahrzehnt veröffentlichen: von »Tell Me« in den 60ern, über »I Got the Blues« in den 70ern und »Worried About You« in den 80ern bis hin zu »Anybody Seen My Baby« in den 90ern und »Streets of Love« zu Beginn des neuen Jahrtausends. Frauen finden ihn anziehend, versuchen aber immer wieder, ihn fertigzumachen, sang Mick 1972 in »Tumbling Dice«. Während seiner ersten Ehe mit Bianca gab es immer wieder in aller Öffentlichkeit begangene Seitensprünge – von beiden. Micks Eskapaden trieben Bianca, die sich irgendwie revanchieren wollte, dazu, sich in den Armen berühmter Schauspieler wie Ryan O’Neal und Helmut Berger fotografieren zu lassen. 1978 ließ sich das Paar scheiden.
    Andrew Morten berichtet in seiner nicht autorisierten Angelina-Jolie-Biografie aus dem Jahr 2010 von zahlreichen, oft urkomischen Begebenheiten, die sich ereigneten, als ein lüsterner und in seiner Verführerehre gekränkter Mick die damals gerade aufstrebende junge Schauspielerin um die ganze Welt verfolgte. Jolie ist in dem Video zu dem oben bereits erwähnten »Anybody Seen My Baby« zu sehen. Etwas später sah man sie in der wenig beachteten Komödie Leben oder so ähnlich aus dem Jahr 2002 eine durch ihren schrägen Gesang völlig verhunzte Version von »(I Can’t Get No) Satisfaction« darbieten, als sie in der Rolle einer Reporterin von einem Busfahrerstreik berichtet (»Ich weiß nicht, ob Sie den berühmten Song einer kleinen Band namens The Rolling Stones kennen«, erklärt sie den wütenden Streikposten, »aber er spricht genau diese Punkte an und das klingt ungefähr so …«). Jolies inzwischen verstorbene Mutter war seit den 60ern ein großer Fan von Mick Jagger und hätte angeblich gern gesehen, wenn die beiden geheiratet hätten. Glaubt man Morton, hätte Jagger, der zu dem Zeitpunkt, als er Jolie kennenlernte, noch immer mit Jerry Hall verheiratet war, für die junge Schauspielerin alles aufgegeben. Doch sie spielte wohl nur mit ihm und machte ihm falsche Hoffnungen – wem das nicht zu weit hergeholt ist, der mag darin vielleicht eine Art Rache im Namen des weiblichen

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