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Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Titel: Mick Jagger: Rebell und Rockstar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Spitz
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ebenso wenig damit erklären, dass alle Bandmitglieder Afroamerikaner sind, wie sich die Platzierung von Los Lobos damit begründen lässt, dass alle Mitglieder dieser Band US-Amerikaner mexikanischer Abstammung sind. Dennoch verweist der Erfolg dieser beiden Gruppen zweifellos auf einen gesellschaftlichen Umbruch.«
    Keine junge Band ist scharf darauf, sich eine solche Last aufzubürden, aber unter diesen Vorzeichen stand nun einmal die Anfangsphase von Living Colour. »Wir haben Interviews gegeben, bei denen wir nicht über ein einzigen Song gesprochen haben«, erklärte Reid ein Jahr später. Es war eine Zeit, in der Hip-Hop-Texte zunehmend aggressiver, rüder und gewaltverherrlichender wurden. Und es war eine Zeit, in der die immer noch einflussreiche Tipper Gore dem PMRC (Parents Music Resource Center) vorstand, einer Organisation, die Tonträger mit als anstößig empfundenen Texten mit »Parental Advisory«-Warnaufklebern kennzeichnen ließ. Die Hip-Hop-Band N.W.A. (Abkürzung für Niggaz Wit Attitudes) hatte das FBI auf dem Kieker, denn auf deren 1988 erschienenem Debütalbum Straight Outta Compton war in dem Song »Fuck Tha Police« zur Gewalt gegen Polizisten aufgerufen worden. »Es war das Ende der Reagan-Ära, das Jahr, in dem der Fall Willie Horton (der wegen Mordes verurteilte Schwarze hatte während eines Hafturlaubs einen Mann überfallen und dessen Freundin mehrfach vergewaltigt) politisch ausgeschlachtet wurde und Jesse Jackson seinen zweiten Anlauf bei den Präsidentschaftswahlen unternahm. Damals entbrannte eine Debatte zum Thema Rassenfragen, die eine andere Qualität besaß als früher«, so Light. »Der von Reagan in Kauf genommene Verfall einiger Städte lag einige Jahre zurück. Die Folgen davon konnte man nun schon deutlich sehen. 1989 war auch das Jahr von Spike Lees Film Do the Right Thing . Ich erinnere mich, im New York -Magazin einen Artikel gelesen zu haben, in dem es hieß: ›Dieser Film wird Straßenschlachten heraufbeschwören.‹« Public Enemy hatten den Titelsong zu Spike Lees Film beigesteuert, in dem sich an einem lähmend-heißen Sommertag in einer Brooklyner Nachbarschaft die Spannungen zwischen Schwarzen, Weißen und Asiaten in einem Gewaltausbruch entladen. Do the Right Thing war ein Film, der die Realität vorwegnahm. Im Sommer seines Erscheinens wurde der sechzehnjährige Yusuf Hawkins in den Straßen von Bensonhurst, Brooklyn, von einer Gang erschossen, die es auf Schwarze und Latinos abgesehen hatte und ihre Opfer willkürlich auswählte. Zwei Jahre später, 1991, entzündete sich eine heftige Debatte um antisemitsche Statements aus den Reihen von Public Enemy und um entsprechende Passagen in ihrem Song »Welcome to the Terrordome«; und bei den Crown Heights Riots, die durch einen Autounfall ausgelöst wurden, bei dem ein siebenjähriges Kind guyanischer Einwanderer ums Leben kam, attakierten Schwarze chassidische Juden und töteten einen von ihnen während der schweren Krawalle.
    Vernon Reid hatte auf Public Enemys Debütalbum Yo Bum Rush The Show mitgespielt. Ihr It Takes a Nation of Millions to Hold Us Back wurde im Tourbus von Living Colour rauf- und runtergespielt, als die Band kreuz und quer durch Amerika reiste, um ihr Album Vivid zu promoten. »Public Enemy haben die Richtung der Gespräche stark beeinflusst«, erinnert sich Reid. »Wir hörten hier das N-Wort [A. d. Ü.: Umschreibung für den als diskriminierend empfundenen Begriff Nigger]. Das war heikel. Eine sehr heikle Sache. Etwas, das ein Schwarzer eigentlich nie auf eine Platte bringen würde. Privat redeten manche Typen so, sicher, aber es auf eine Platte zu bringen, die in den Handel kam, war unerhört. Das zeugte von einem wirklichen Generationswechsel im Hinblick auf das Wertesystem. Das ist auch ein Grund dafür, warum das mit dem N-Wort eine so heikle Sache ist.«
    Während sie von Gig zu Gig reisten, erarbeiteten sich Living Colour wie zuvor bereits in New York einen guten Ruf als Liveact. Sie traten mit »Cult of Personality« bei Saturday Night Live auf und waren in der Talkshow von Arsenio Hall zu sehen. Ganz allmählich entwickelte sich der Song doch noch zu einem Hit und Vivid kletterte an die Spitze der Charts.
    Unterdessen kamen die Glimmer Twins – der eine enttäuscht von dem kommerziellen Misserfolg seines Albums Primitive Cool , für das sich auch die Kritiker nicht erwärmen konnten, der andere ebenso enttäuscht von dem besser aufgenommenen, aber dennoch kommerziell wenig

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