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Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Titel: Mick Jagger: Rebell und Rockstar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Spitz
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erfolgreichen Talk Is Cheap – zu einem Gespräch zusammen. Schon bald lachten sie über die Gehässigkeiten, die sie sich über die Medien gegenseitig an den Kopf geworfen hatten und begannen, neue Songs zu schreiben. Es dauerte nicht lange, dann begann man auch eine Megatour zu planen. Die Steel Wheels -Tournee, die erste der Stones seit Anfang der 80er, sollte die größte Tour werden, die die Band je absolviert hatte, und zugleich die größte in der Geschichte des Rock’n’Roll. Ihre Tourband war riesig: fünf Backgroundsänger, eine ganze Bläsersektion – die Uptown Horns und Bobby Keys (der wieder mit an Bord war, nachdem ihn Mick Mitte der 70er wegen seiner Drogengeschichten gefeuert hatte) – und zwei Keyboarder. Die von Mick Jagger und Charlie Watts entworfene Bühne wirkte wie die Silhouette einer Stadt. Alles an der Tour war in seinen Dimensionen beispiellos – abgesehen von dieser aufmüpfigen Vorgruppe. Die Band aus dem Punkclub in der Bowery, die lange keinen Plattenboss finden konnte, der ihr eine Chance gab, bestritt nun das Vorprogramm zu jeder Show.

    © Paul Natkin /Archive Photos /Getty Images
    Die Stones und Guns N’ Roses backstage während der Steel Wheels -Tour 1989: Axl Rose, Charlie Watts, Keith Richards, Mick Jagger, Duff McKagan, Izzy Stradlin und Steven Adler (v. l. n. r.).
    Gemessen an den Ticketverkäufen mögen die Rolling Stones 1989 durchaus die größte Band der Welt gewesen sein, aber echte Rock’n’Roll-Fans wussten, wer die wahren neuen Herrscher waren.
    Genau wie Vivid hatte sich auch das Ende 1987 erschienene Guns-N’-Roses-Album Appetite for Destruction zunächst nur schleppend verkauft. 1989 war es allerdings auf dem besten Weg, das meistverkaufte Debütalbum aller Zeiten zu werden. Der eilig auf den Markt geworfene Nachfolger bot eine wilde Mischung aus Akustiknummern und ein paar gefakten Liveaufnahmen. Die Singleauskopplung »Patience« war eine Ballade im Stil von »Wild Horses«. Der letzte Track auf der Platte war ein etwas härterer Song mit dem Titel »One in a Million«. Wie »Welcome to the Jungle«, der Song, mit dem sie den Durchbruch schafften, erzählt er die Geschichte eines Jungen vom Land, der in die Großstadt kommt und ebenso fasziniert wie abgestoßen ist von dem, was er dort zu sehen bekommt. Sänger und Texter Axl Rose stellt darin »police and niggers« als die Unterdrücker in dem urbanen Alptraum dar, den er heraufbeschwört. Eine weitere Zeile mit einer gegen »immigrants and faggots« gerichteten Verbalattacke heizte die Kontroverse um den Song noch weiter an. Rose selbst tat wenig, um die angespannte Situation zu entschärfen. Als er im Laufe eines Interviews, das für eine Titelstory im Rolling Stone mit ihm geführt wurde, auf die umstrittenen Passagen angesprochen wurde, erklärte er: »Ich war in Downtown-LA am Greyhound-Busbahnhof. Wenn du noch nicht dagewesen bist, dann erzähl mir keinen Scheiß darüber, was abgeht, und über meine Meinung. Da stehen eine Menge Schwarze, die gestohlenen Schmuck, Crack, Heroin und Gras verkaufen, und die meisten der Drogen sind nicht mal echt. Abzocker, die Gebühren für öffentliche Parkplätze kassieren, die eigentlich nichts kosten. Die versuchen, jeden, der aus dem Bus steigt und nicht weiß, wo er ist oder wo er hin soll, in die Irre zu führen, versuchen, ihn um alles zu bringen, was er hat. Das ist mir passiert, als ich in die Stadt kam.«
    Man könnte vielleicht einwenden, dass Axl das N-Wort völlig arglos benutzte. Er hatte es immer wieder auf Alben wie Straight Outta Compton oder It Takes a Nation of Millions to Hold Us Back oder auf irgendeiner anderen Hip-Hop-Platte gehört, hatte gedacht, dass man das jetzt so sagt und dass er das Wort auch verwenden kann, quasi in der aufgeklärten Art eines Lenny Bruce. »Ich glaube nicht, dass er so weit vorausdenkt«, sagt Vernon Reid. »Hinzu kommt, dass es ja auch eine ganze Zeit dauerte, bis man erfuhr, dass Slash ein Schwarzer ist. Die langen Haare und der Zylinder, hinter beziehungsweise unter denen er sein Gesicht verbarg, wurden zu seinen Markenzeichen. Das sagt so viel aus über das Wesen der Rockbranche, über den unbestreitbaren Rassismus. Es dauerte sehr lange, bis man sein Gesicht sah. Er trat immer mit Sonnebrille auf, immer mit Zylinder, es dauerte Jahre, bis man tatsächlich sein Gesicht sah. Darüber sollte man sich wundern. Was hätten sie getan, wenn Slashs Haut nur zwei Töne dunkler gewesen wäre? Wäre er dann auch in der

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