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Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Titel: Mick Jagger: Rebell und Rockstar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Spitz
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auch dieses kommerziell erfolglos. Gegen Ende des Jahres schrieb Mick schon wieder mit Keith an neuen Songs für das nächste Rolling-Stones-Album, das Voodoo Lounge genannt wurde, und das auf der nächsten Rolling-Stones-Megatour präsentiert werden sollte.

    © Michael Ochs Archives
    Nach den Solotrips von Mick und Keith kommen die Stones wieder zusammen und kündigen auf einer Pressekonferenz am 3. Mai 1994 ihre Voodoo Lounge -Tour an.
    Angesichts des Erfolgs der White Stripes fragt man sich, wie ein schnörkelloses Blues-Album von Mick Jagger aufgenommen worden wäre. Der Bluesexperte Ahmet Ertegün war begeistert von dem, was er von den Red-Devils-Sessions gehört hatte, und er versuchte Mick dazu zu bewegen, das Material zu veröffentlichen. Doch mehr als ein begehrtes Bootleg, das angeblich auf einer heimlich erstellten CD-Kopie der Masterbänder aus Rubins Besitz basiert, kam nie dabei heraus. Einige Nummern, wie Howlin’ Wolfs »Evil«, klingen etwas dünn (allerdings ist es auch schwer, mit Howlin’ Wolf mitzuhalten, dessen Stimme allein schon das Volumen eines ganzen Klangteppichs hat). Dennoch kann man sich beim Zuhören gut vorstellen, wie viel Spaß die Aufnahmen gemacht haben müssen. Die Katzenjammer-Nummer »One Way Out«, auf der Micks Stimme fast nicht wiederzuerkennen ist, weil er geradezu übermütig der Versuchung nachgibt, den Blues der Schwarzen lustvoll zu imitieren, und das mitreißende »Ain’t Your Business« sind brillant. Was bei all der freigesetzten Energie letztendlich gefehlt haben mag, ist das King King. »Diese Atmosphäre konnten wir im Studio nicht einfangen«, sagt Paul Size. »Ich glaube, das lag daran, dass das Publikum fehlte – das Feedback und die Liveatmosphäre. In gewisser Hinsicht war das der Anfang vom Ende.« Rubin engagierte einige Bandmitglieder der Red Devils für sein nächstes legendäres Projekt: Er wandte das mit Jagger erprobte Konzept auf Johnny Cashs erstem Album für American Recordings an, das nach dem Namen von Rick Rubins Label benannt wurde. Die Red Devils verschwanden bald wieder in der Versenkung – ohne ihren Frontman. »Ich habe mit Lester zusammengewohnt«, erinnert sich Size. »Ich versank mit ihm im selben Sumpf.« Lester Butler starb 1998 an einer Überdosis, er wurde nur achtunddreißig Jahre alt. Size lebt inzwischen wieder in Texas und spielt weiter Gitarre. Die Zeit mit Rubin hat ihn einiges gelehrt. »Ich erinnere mich, wie ich ihm eines Tages begegnete. Er saß am Steuer eines Rolls Royce, ich auf meinem Fahrrad. Ich fragte mich: ›Was stimmt nicht an diesem Bild?‹ Er winkte mir zu.« Danach hat Size verstanden, wie brillant die Stones auf dem Höhepunkt ihres Schaffens waren, und dass der Glanz bereits damals vom Verblassen bedroht war. »Ich ging zurück, und danach lernte ich sie richtig kennen«, sagt er heute. »Mir wurde klar, dass sie dieselben Sachen mochten wie ich. Ich habe gerade noch Exile on Main Street gehört und gedacht: ›Heilige Scheiße. Diese Jungs sind umwerfend.‹«

RITTER-
SCHLAG
KAPITEL 20

  G  egen Ende des Martin-Scorsese-Films Good Fellas gibt es eine Szene, in der Jimmy »The Gent« Conway (Robert DeNiro) und Henry Hill (Ray Liotta) voller Vorfreude darauf warten, dass Tommy DeVito (Joe Pesci) in den Kreis der Mafia aufgenommen wird. »Ich habe Jimmy noch nie so glücklich gesehen«, hört man den Erzähler Henry aus dem Off sagen. »Was Jimmy an jenem Morgen so glücklich machte, war die Tatsache, dass an diesem Tag Tommy im Kreis aufgenommen werden sollte. Jimmy war so schrecklich aufgeregt, dass man hätte denken können, ihm würde diese Ehre zuteil. Jimmy und ich konnten niemals zum Kreis gehören, denn wir hatten irisches Blut. Um ein ordentliches Mitglied der Mafia zu werden, muss man hundertprozentiger Italiener sein, damit die Spuren sämtlicher Verwandten bis in die alte Heimat zurückverfolgt werden können. Das ist die höchste Ehre, die einem zuteil werden kann. Das bedeutet, man gehört zu einer Familie, zu einer Bande. Es bedeutet, dass man von niemandem heruntergeputzt werden kann. Es bedeutet aber auch, dass man selbst jeden herunterputzen kann, solange es sich nicht um ein Mitglied handelt. Es ist wie eine Lizenz zum Stehlen. Wie eine Lizenz, alles tun zu dürfen. Was Jimmy betraf, so löste die Tatsache, dass Tommy in den Kreis aufgenommen wurde, etwas aus, als ob wir alle in den Kreis aufgenommen werden würden. Von nun an hatten wir aus unseren Reihen ein richtiges Mitglied

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