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Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Titel: Mick Jagger: Rebell und Rockstar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Spitz
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Sprachschatz aufgenommen worden war: Im Mai 92 wurde er erstmals in Webster’s New Collegiate Dictionary verzeichnet. Um den von ihm heißgeliebten Hip-Hop jung und frisch zu erhalten, musste man sich seiner Meinung nach von »def« verabschieden. Am 27. August 1993 wurde der Begriff, zu dessen Popularität Rubin maßgeblich beigetragen hatte, in der Chapel of Psalms im Hollywood Memorial Park zur Ruhe gebettet. Rubin lud Freunde und Gleichgesinnte ein, »def« die letzte Ehre zu erweisen. Die Zeremonie leitete Reverend Al Sharpton. »Def ist vom kommerziellen Mainstream-Entertainment gekidnapped und tot zurückgebracht worden. Wenn wir def begraben«, sagte er mit seiner sonoren Predigerstimme, »begraben wir den Hang zur Konformität.« Trent Reznor, Tom Petty und einige Mitglieder der Red Hot Chili Peppers (die ihr Album Blood Sugar Sex Magik in Rubins Residenz in den Hollywood Hills, wo es angeblich spuken soll, aufgenommen hatten) befanden sich unter den Trauergästen. In einen Sarg füllte man die sterblichen Überreste von def, zu denen auch Firmenprospekte und Albumcover zählten. Rubin war gerade dreißig und schon bald sollte er sich in den bärtigen Buddha der Musikindustrie verwandeln, eine Art Studioguru, der weiß, wie man das Beste aus einem Künstler herausholt. Genau das hat er gemacht mit Gruppen wie den Red Hot Chili Peppers und den Thrash-Metal-Königen Slayer, wobei das noch vergleichsweise junge Acts waren, die immer noch versuchten, ihren eigenen Sound zu finden. Bekannt wurde Rubin – ähnlich wie Quentin Tarantino, der John Travolta wieder vor Augen geführt hatte, was ihn als Schauspieler wirklich auszeichnete – vor allem dadurch, dass er ältere Künstler aus der Versenkung hervorholte. Er arbeitete mit Legenden und einstigen Hitgaranten und half ihnen, ihre zum Teil lange brachliegenden Talente noch einmal ganz zur Entfaltung zu bringen. Das machte er mit Tom Petty ebenso wie mit Neil Diamond, doch vor allem machte er es mit Johnny Cash: Die legendäre Zusammenarbeit der beiden verhalf dem damals sechzigjährigen Man in Black nach Jahrzehnten in der Bedeutungslosigkeit zu einer sensationellen Fortsetzung seiner Karriere. Doch der Erste im Club dieser älteren Herren war Mick Jagger.

    © Kevin Mazur/ WireImage
    Mick Jagger ist immer neugierig und hat keine Berührungsangst, weder vor jungen Bluesmusikern wie den Red Devils noch vor Popsternchen wie den Spice Girls, 1997.
    Für Mick hatte sich die Sache mit der Solokarriere noch lange nicht erledigt. Wobei man sagen muss, dass sich seine beiden Soloalben in den 90ern doch schon ein bisschen veraltet anhörten, vor allem das besonders nach 80er-Jahre klingende Primitive Cool . Es verdient in der Tat Respekt, dass Mick Jagger immer neugierig und interessiert blieb, dass er immer auf der Suche nach neuen Sounds war, doch angesichts einiger seiner Songs muss man zugeben, dass Keith Richards Motto »Gut ist, was zeitlos ist« durchaus ein Fünkchen Wahrheit enthält. Als ich Jack White 2008 für das Uncut -Magazin interviewte, klagte er: »Wenn du irgendwen fragst: ›Ab wann glaubst du, hat die Musik, vor allem der Rock’n’Roll, angefangen, nicht mehr so gut zu klingen?‹, dann weiß ich tief in meinem Herzen, dass die Antwort ›Irgendwann in den 80ern‹ lauten wird. Und ich weiß auch, dass es begann, als in die Studios die Digitaltechnik Einzug hielt. All dieser neumodische Firlefanz ruinierte Country, Rock’n’Roll und alles andere. Wer hat in den 80ern wirklich gut klingende Platten gemacht? Viele waren das nicht. Selbst eine so brillante Band wie Gun Club setzte auf Hall und den ganzen anderen beschissenen Digitalkram.« Aber einem Rocker, der seit den frühen 60ern im Geschäft ist, fällt es verständlicherweise schwer, sich sein Leben lang für die alten Aufnahmetechniken und Songwriting-Methoden zu begeistern, ganz gleich wie gut die Drums damals klangen.
    Der Sound, der Look und die Haltung der Stones in den Jahren 68 bis 72 waren zwar nie wirklich aus der Mode gekommen, aber in den frühen 90ern schienen sie wieder ganz besonders angesagt zu sein. Der Rock’n’Roll zeigte sich erneut in abgewetztem Samt statt im grungeigen Flanellchic. In den 90ern feierten die bei Def American unter Vertrag stehenden Black Crowes große Erfolge, die mit einem Look und Sound die Top Ten stürmten, der stark an die Stones um 71 erinnerte. Und auch die schwierigen Stones-Fans Guns N’ Roses waren noch nicht völlig weg vom Fenster;

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