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Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Titel: Mick Jagger: Rebell und Rockstar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Spitz
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Vater zu werden und dasselbe Maß an Liebe, Sorge und Lebenserfahrung an seine Kinder weiterzugeben, das Joe und Eva ihm und seinem Bruder hatten angedeihen lassen. Aber es gelang ihm nicht, Marianne dazu zu bewegen, clean zu werden.
    1969 war es noch nicht allgemein üblich, Drogensüchtige vor sich selbst zu retten. Drogen wurden immer noch als Mittel zum Zweck auf dem Weg zur Erleuchtung angesehen, was zur Folge hatte, dass etliche Rockstars und Künstler bald reihenweise den Löffel abgaben: Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison – und Brian Jones. Mick litt unter den Spannungen in der Beziehung und daran, dass es ihm nicht möglich war, den Menschen zu retten, den er liebte. Er verlieh seinen Emotionen Ausdruck bei den Stones, wo er seine Seele mit modernem Blues läuterte. »I’m a flea-bit peanut monkey, all my friends are junkies!«, schrieb er in »Monkey Man«, eine der wichtigsten Nummern aus dieser fruchtbaren Phase. Was er textete, entsprach vollkommen der Wahrheit, und es machte alle Freude daran, ein Star zu sein, zunichte. »Ich finde es nicht leicht, mit Menschen umzugehen, die Drogenprobleme haben«, erklärte Mick 1995 in einem Rolling Stone -Interview. »Es hilft, wenn alle Drogen nehmen, und zwar dieselben. Aber jeder, der Heroin nimmt, denkt mehr über Heroin nach als über alles andere. Das gilt für die meisten Drogen. Wenn du wirklich an einer schwer abhängig machenden Droge hängst, denkst du nur noch über die Droge nach, alles andere ist zweitrangig. Du versuchst alles mögliche und setzt alle Hebel in Bewegung, aber die Droge steht immer an erster Stelle.«
    Nicholas, Marianne Faithfulls Sohn aus ihrer Ehe mit John Dunbar, ging mittlerweile zur Schule. Für Mick gehörte der Junge zu seiner Familie, und sich von seiner Mutter zu trennen hätte bedeutet, auch ihren Sohn zu verlieren. In der Hoffnung, dass es hilfreich sein könne, London eine Zeit lang den Rücken zu kehren, hielt das Paar an seinen Plänen fest, zusammen zu den Dreharbeiten für Ned Kelly nach Australien zu fliegen. (Marianne Faithfull war von Regisseur Ted Richardson für die Rolle der von Kelly über alles geliebten Schwester ausgewählt worden.) Es sollte ein Arbeitsurlaub werden, eine kurze Auszeit von London und dem allgegenwärtigen Geist von Brian Jones. Ein neuer Anfang, den sie nach dem Ende dieses turbulenten Jahrzehnts gut gebrauchen konnten. Doch es gelang ihnen nicht, dem Geist des Verstorbenen zu entfliehen. Noch in der Nacht ihrer Ankunft, erschöpft vom Jetlag, unternahm Faithfull einen Versuch, ihm ins Jenseits zu folgen. Als sie aufwachte und ins Bad ihres Hotelzimmers ging, glaubte sie, dass Brian Jones sie aus dem Spiegel heraus angeschaut habe. »Willkommen im Tod«, meinte sie ihn sagen zu hören. Sie nahm eine Tablette nach der anderen, um sich zu beruhigen. Irgendwann wurde ihr klar, dass sie bereits eine tödliche Dosis intus hatte, doch sie hörte nicht auf. Sie legte sich wieder schlafen und träumte, zusammen mit Brian Jones durchs Fegefeuer zu gehen. »In Australien habe ich mir eine Überdosis reingeknallt, und das war der Anfang vom Ende für Mick und mich«, schreibt Marianne Faithfull.
    Mit ihren großen braunen Augen und ihrer stattlichen Afrolook-Frisur war die damals dreiundzwanzigjährige Marsha Hunt 1969 das Gesicht der britischen Modebranche. Die in Amerika geborene Afroamerikanerin war jedoch nicht nur Model, sondern auch Schauspielerin und angehende Sängerin. Mit Marc Bolan hatte sie eine romantische Affäre. Im Vergleich zu Marianne Faithfull hatte sie damals all ihre Sinne beisammen. Mick hatte Marsha Hunt auf ein paar Aktfotografien gesehen, die David Bailey von ihr geschossen hatte, und er ließ ihr ausrichten, dass er fände, sie sei das ideale Model für das Cover der neuen Stones-Single »Honky Tonk Woman«. »Es sollte eine Aufnahme von einer billig gekleideten Frau werden, die zusammen mit den Stones in einer Bar stand, und sie wollten, dass ich als diese Frau posiere«, schreibt Marsha Hunt in ihrer Autobiografie Real Life . Ihr behagte das nicht. »Das Letzte, was wir brauchen konnten, war dass ich uns verunglimpfte, indem ich mich ausstaffiert wie eine Nutte inmitten einer Horde weißer Gesetzloser – denn als solche betrachtete man die Stones ihrem Image gemäß damals – ablichten ließ. Ich versuchte, Jagger zu erreichen, um ihm zu sagen: ›Vielen Dank, aber ich verzichte.‹ Als er mich dann ziemlich spät zurückrief, schlug er mir vor, bei ihm

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