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Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Titel: Mick Jagger: Rebell und Rockstar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Spitz
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vorbeizukommen.«

    © Lamedia Collection/Sunshine/ZumaPress.com
    Bei der Sichtung des Filmmaterials vom verhängnisvollen Konzert in Altamont mit den Gimme Shelter- Regisseuren Albert und David Maysles, 1970.
    Als sie sich schließlich gegenüberstanden, musste Marsha Hunt erstaunt feststellen, dass Mick alles andere war als der überhebliche Rockstar, den er der Öffentlichkeit präsentierte. Er sah schlecht aus, ungewaschen, müde und ausgezehrt. »Das sollte dieselbe Person sein, der ein solch mieses Image anhing? Ich war fasziniert. Er hatte überhaupt nichts von einem streitlustigen Wichtigtuer«, schrieb sie. Noch zu Lebzeiten von Brian Jones ließ sich Mick auf eine Affäre mit Hunt ein. Der weiße Lederanzug, den sie beim Hyde-Park-Konzert trug, ist unvergessen. Das Paar traf sich heimlich in ihrer bescheidenen Wohnung in St. John’s Wood. Als Marianne Faithfull von der Affäre erfuhr, sorgte sie dafür, dass ihr eigener Seitensprung mit dem italienischen Fotografen Mariano Schifrino, mit dem sie sich für Micks Untreue rächte, öffentlich bekannt wurde.
    Als Mick während der Dreharbeiten für Ned Kelly kostümiert als viktorianischer Bandit auf seinen Einsatz am Filmset wartete und dabei auf der Gitarre spielte, hatte er plötzlich die Idee für einen Riff. Er spielte ihn wieder und wieder und begann, sich einen Text dazu auszudenken: »Black pussy, how come you taste so good?« Anfangs lachte er darüber, aber der Riff ließ ihn nicht mehr los und so begann er, sich ernsthaft mit dem Song zu befassen und einen allegorischen Text über den Sklavenhandel zu schreiben. Er änderte den Titel, sodass der Song Keith, Marianne, Anita und all seinen Freunden, die dem Heroin verfallen waren, eine hintergründige Botschaft übermittelte: »Brown Sugar, how come you taste so good?« Der Song passte hervorragend zum damaligen »Black Is Beautiful«-Zeitgeist, er war aber zugleich (selbst mit dem geänderten Titel) politisch unkorrekt und ungeschliffen genug, um das neue, harte Image der Stones eindrucksvoll zu vermitteln.
    Ende der 60er-Jahre waren gemischtrassige Partnerschaften plötzlich weit verbreitet, ja geradezu trendy, was im Übrigen auch für das Thema Familienplanung galt, das nun auch bei unverheirateten Paaren verstärkt aufkam. Als sich Mick Jagger und Marsha Hunt sogar überlegten, Kinder zu bekommen, waren sie absolut en vogue. Doch als es schließlich zu spät war, um noch einen Rückzieher zu machen, war sich Mick nicht mehr so sicher, ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatten. Immerhin hatte er sich ja gerade erst von Marianne Faithfull getrennt. »Er schwankte hin und her zwischen Freude und Sorge über die bevorstehende Geburt«, erinnert sich Marsha Hunt. »Ich machte ihn darauf aufmerksam, dass es inzwischen zu spät sei, um die Sache noch einmal zu überdenken. Für mich war das das erste Warnsignal, dass er längst vergessen hatte, dass das mit dem Baby seine Idee gewesen war.« Mick bekundete Zweifel daran, dass das Kind von ihm sei, und verlangte einen Vaterschaftstest. Nach der Geburt des Mädchens, das Karis genannt wurde, zog Marsha Hunt vor Gericht und verklagte Mick auf Unterhaltszahlungen. Und so fügte er sich schließlich in die Rolle des liebenden und sorgenden Vaters. Jedoch gingen mit der Liebe und Sorge Argwohn und Reserviertheit einher. Mick war tief verletzt worden.
    Amerika hatte sich in den drei Jahren, die vergangen waren, seit die Stones dort das letzte Mal getourt hatten, verändert. Nach einigen Attentaten und der allabendlichen TV-Berieselung mit Bildern vom Vietnamkrieg, verlangten die Menschen dort nach solideren Zerstreuungen als früher. Die Branche hatte sich den Bedürfnissen angepasst. Auf ihren ersten US-Tourneen zur Zeit der British Invasion musste die Band nichts weiter tun, als rechtzeitig auf der Bühne zu stehen, zwanzig Minuten zu spielen und ihre Gage zu kassieren. Der konstant hohe Lautstärkepegel von fünfzehntausend kreischenden Teenagern hatte ihre PA, die gegen einen solchen Lärm ohnehin keine Chance hatte, stets zuverlässig übertönt. Inzwischen musste die Band volle zwei Stunden spielen, und das Publikum registrierte jeden falschen Ton, jeden vermasselten Einsatz, jedes verkorkste Ende, kurz alles, was nicht ganz perfekt war. »Es war, als musste man das Spielen noch einmal neu lernen«, erinnerte sich Keith Richards.
    Die einstigen Lieblinge der Alternativpresse standen jetzt wegen ihrer hohen Eintrittspreise in der Kritik. Der

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