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Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Mick Jagger: Rebell und Rockstar

Titel: Mick Jagger: Rebell und Rockstar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Spitz
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Absperrungen niedergetrampelt hatten. Die Stones wollten es besser machen: Sie planten ihre Show im Golden Gate Park als ein Symbol der Verbrüder- und Verschwesterung, für Frieden und Harmonie und vor allem als ein Symbol der Liebe zu ihren Fans (die sie Gleasons Ansicht nach zu gering schätzten). Es war dabei unvermeidbar, dass das Ganze auch zu einem lauten, langen Fototermin zur Wiederherstellung ihrer Glaubwürdigkeit in den Reihen der Gegenkultur werden würde. Die entscheidenden Fragen lauteten: Wie sehr glaubt Mick Jagger an das alles? Bedient er sich des Slogans »Liebe deinen Bruder« lediglich, um die Medien, in deren Augen die Stones damals sicher nicht unantastbar waren, für sich zu vereinnahmen? Immerhin hatte er der 68er-Revolution gründlich auf den Zahn gefühlt, bevor er entschieden hatte, dass er dabei lieber nicht mitmischte.
    Vor den Risiken, die damit einhergingen, eine große Menschenmenge an einem Ort zusammenzubringen, ist Mick Jagger gewarnt worden. So sagte ihm etwa Bill Graham: »Ihr könnt kein kostenloses Konzert veranstalten, ohne das ganz genau zu planen. So bekannt wie ihr seid, könnt ihr einfach kein free concert geben. Das Wort kostenlos war es, was das Ganze riskant machte.« Aber kostenlos – im Englischen »free«, also frei – war damals das einzige Wort, auf das es für die Stones und ihr Image und möglicherweise auch für Mick und seine Ideale ankam.
    Die Stadt San Francisco gab den Park für die geplante Nutzung allerdings nicht frei. Man befürchtete mutwillige Zerstörungen, und es war unklar, wer im Zweifelsfall haften würde. Und so ging der guten Idee von dem langen, lauten Fototermin allmählich die Luft aus, während man fieberhaft nach einer neuen Veranstaltungsstätte suchte. Kurzfristig sah es so aus, als könnten die Stones am Sears Point Raceway auftreten, bis man schließlich einen Geschäftsmann fand, der sich bereiterklärte, den kapp achtzig Kilometer von San Francisco entfernt liegenden Altamont Speedway, dessen Eigentümer er war, für die Show zur Verfügung zu stellen. Anders als der Hyde Park und der Acker, auf dem das Woodstock-Festival stattfand, bestand Altamont in der Hauptsache aus Beton. Es war ein unwirtlicher Ort, nicht für die Massen an Menschen geeignet, mit denen sie rechneten, das Gelände ließ sich nur schwer überschauen und war im Falle eines Unglücks nur per Hubschrauber wirklich gut zu erreichen. Altamont war ein Ort für Spielernaturen, und die Stones forderten das Schicksal mächtig heraus. Aber es gab allen Grund, zuversichtlich zu sein. Sie hatten Michael Lang, den Veranstalter des Woodstock-Festivals, mit ins Boot geholt, ein Hippie, der sich als wahres Organisations-Genie einen Namen gemacht hatte. Außerdem waren Jefferson Airplane und The Greatful Dead mit von der Partie. Der Manager der Greatful Dead, Rock Scully, schlug vor, die ortsansässigen Hells Angels zu engagieren, damit sie ein Auge auf das teure Bühnenequipment und die wichtigen Stromaggregate werfen und als Security die Band zu schützen und für Ordnung zu sorgen. Auch beim Hyde-Park-Konzert hatten die Hells Angels gute Dienste geleistet. Doch die Mitglieder des britischen Chapters, die als außergewöhnlich höfliche Zeitgenossen auftraten, waren von einem ganz anderen Kaliber als ihre kalifornischen Rockerkollegen. Wie die Stones immer wieder betonten, schien es damals jedenfalls eine gute Idee zu sein, sie zu engagieren. Die Hells Angels kamen also auf die Gehaltsliste, wobei sie Gerüchten zufolge ein Honorar in Form von »Bier im Wert von fünfhundert Dollar« gefordert haben sollen.
    Es gibt einige Leute, die sagen, dass die Band die Hells Angels ganz bewusst die Rolle der bösen Cops spielen ließ. Mick hatte auf jeden Fall vermeiden wollen, die Polizei mit Sicherheitsaufgaben zu betrauen, weil er nicht mit irgendwelchen Beamten gesehen werden wollte. (Bei den Anhängern der Gegenkultur waren Polizisten alles andere als hoch angesehen.) Als ein durchgedrehter Fan Mick Jagger, der sich gerade einen ersten Überblick über die Menschenmenge verschaffen wollte, ins Gesicht schlug und »Ich hasse dich« rief, sorgte der angegriffene Rockstar dafür, dass dem jungen Mann kein Leid angetan wurde. Dass man glaubte, die Hells Angels, die eine Unmenge Pistolen, Messer und abgesägte Billardqueues bei sich trugen, seien in der Lage, die rasend schnell anwachsende Menschenmenge zu kontrollieren, zeugt eher von zu wenig ernsthafter Beschäftigung mit der Frage

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