Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
ein und bezeichnete die Frage als vage. Der Richter gab dem Einspruch statt. Ich beschloss, die Frage für die Geschworenen unbeantwortet im Saal stehen zu lassen.
    »Danke, Agent Vasquez.«
    Nachdem Vasquez aus dem Zeugenstand entlassen war, ging Freeman wieder zu ihrer planmäßigen Falldarstellung über und rief den Gärtner auf, der in den Büschen eines eineinhalb Blocks vom Tatort entfernten Hauses den Hammer gefunden hatte. Seine Aussage war kurz und unspektakulär und für sich genommen zunächst unwichtig. Das würde sich erst ändern, wenn sie später mit der Aussage der kriminaltechnischen Gutachter der Anklage verknüpft würde. Ich konnte zumindest insofern einen kleinen Erfolg erzielen, als ich dem Gärtner das Eingeständnis abrang, dass er mindestens zwölf Mal in den Büschen und in ihrer unmittelbaren Umgebung gearbeitet hatte, bevor er den Hammer gefunden hatte. Es war ein kleiner Same, den ich für die Geschworenen pflanzen konnte, der Gedanke, dass der Hammer vielleicht erst lange nach dem Mord in den Büschen versteckt worden war.
    Der Aussage des Gärtners schob die Anklage kurze Zeugenauftritte des Hauseigentümers und der Polizisten nach, die die Gewahrsamskette des Hammers bis ins kriminaltechnische Labor weiterführten. Ich verschwendete keinen Gedanken an ein Kreuzverhör. Ich hatte weder vor, die Gewahrsamskette anzufechten noch die Tatsache, dass der Hammer die Mordwaffe war. Mein Plan war, nicht nur zu bestätigen, dass er die Waffe war, mit der Mitchell Bondurant getötet worden war, sondern auch, dass er Lisa Trammel gehörte.
    Es wäre ein unerwarteter Schritt, aber der einzige, der mit der Theorie der Verteidigung vereinbar war, dass Lisa Trammel der Mord angehängt werden sollte. Die von Jeff Trammel geweckte Hoffnung, der Hammer könnte im Kofferraum des BMW sein, den er zurückgelassen hatte, als er sich nach Mexiko abgesetzt hatte, hatte sich nicht bestätigt. Cisco konnte zwar das Auto ausfindig machen – es kam immer noch in dem Autohaus, in dem Jeff Trammel gearbeitet hatte, zum Einsatz –, aber es war kein Hammer in seinem Kofferraum, und der für den Fuhrpark zuständige Mitarbeiter sagte, es sei auch nie einer dort gewesen. Ich tat Jeff Trammels Behauptung als einen Versuch ab, Geld für Informationen zu bekommen, die der Entlastung seiner Frau dienen könnten.
    Die Mordwaffenepisode brachte uns zur Mittagspause, und der Richter setzte sie, wie es seine Gewohnheit zu werden begann, fünfzehn Minuten früher an. Ich wandte mich meiner Mandantin zu und fragte sie, ob sie mit mir Mittag essen gehen wolle.
    »Und was soll ich mit Herb machen?«, fragte sie. »Ich habe bereits zugesagt, mit ihm Mittag essen zu gehen.«
    »Herb kann auch mitkommen.«
    »Wirklich?«
    »Klar, warum nicht?«
    »Na ja, weil ich dachte, Sie … egal, ich werde es ihm sagen.«
    »Gut. Ich fahre.«
    Ich bat Rojas, uns abzuholen, und wir fuhren auf dem Van Nuys Boulevard zum Hamlet, das kurz vor dem Ventura lag. Das Lokal gab es schon mehrere Jahrzehnte, und während die Räumlichkeiten seit den Zeiten, als es sich noch Hamburger Hamlet nannte, etwas aufgemöbelt worden waren, war das Essen wie eh und je. Weil uns der Richter früh in die Mittagspause entlassen hatte, hatte der Hauptansturm noch nicht eingesetzt, und wir bekamen sofort einen Tisch.
    »Ich liebe dieses Lokal«, sagte Dahl. »Aber ich war schon ewig nicht mehr hier.«
    Ich saß Dahl und meiner Mandantin gegenüber und reagierte nicht auf seine Begeisterung über das Restaurant. Ich war zu sehr damit beschäftigt, mir zu überlegen, wie ich den Ablauf des Mittagessens gestalten sollte.
    Wir bestellten rasch, denn selbst trotz des frühen Starts war unser Zeitfenster klein. Unsere Unterhaltung kreiste um den Prozess und wie Lisa die Lage einschätzte. Bisher war sie recht zufrieden.
    »Sie holen aus jedem Zeugen etwas heraus, was mir hilft«, sagte sie. »Das finde ich wirklich erstaunlich.«
    »Die Frage ist nur, hole ich auch genügend heraus?«, erwiderte ich. »Denn Sie dürfen nicht vergessen, dass der Berg mit jedem Zeugen steiler wird. Kennen Sie den Boléro? Ein klassisches Musikstück. Soviel ich weiß, stammt es von Ravel.«
    Lisa sah mich verständnislos an.
    Dahl sagte: »Bo Derek, Zehn – Die Traumfrau. Klasse Film!«
    »Richtig. Aber was ich damit sagen will: Es ist ein ziemlich langes Stück, vielleicht fünfzehn Minuten, und es fängt ganz langsam an, mit nur wenigen leisen Instrumenten, aber dann nimmt es immer mehr

Weitere Kostenlose Bücher