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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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gewesen?«
    »Schwer zu sagen.«
    Jetzt sah ich die Geschworen an. Kurlen wich mir aus und weigerte sich auszusprechen, was ihm der gesunde Menschenverstand zuzugeben diktierte. Man musste kein Detective sein, um das zu verstehen.
    »Schwer zu sagen, finden Sie? Wollen Sie damit zum Ausdruck bringen, dass schwer zu sagen ist, ob Sie diese Informationen und diese Briefe als wichtige Anhaltspunkte betrachtet hätten, denen Sie unbedingt hätten nachgehen müssen, wenn sie Ihnen schon am Tag des Mordes vorgelegen hätten?«
    »Ich will damit nur sagen, dass wir nicht alle Einzelheiten kennen und dass es deshalb schwer zu sagen ist, wie wichtig das alles war oder nicht war. Aber grundsätzlich kann ich dazu nur sagen, dass wir allen Anhaltspunkten nachgehen. So einfach ist das.«
    »Aha. Aber obwohl das so ist, haben Sie keine weiteren Ermittlungen angestellt, die in diese Richtung gingen?«
    »Ich hatte diesen Brief nicht. Wie hätte ich dieser Spur also nachgehen sollen?«
    »Aber den Brief des Opfers hatten Sie. Und Sie haben nichts damit angefangen, oder?«
    »Das stimmt nicht. Ich bin der Sache nachgegangen, und dabei hat sich herausgestellt, dass er nichts mit dem Mord zu tun hatte.«
    »Aber ist es denn nicht so, dass Sie zu diesem Zeitpunkt bereits Ihre vermeintliche Mörderin hatten und nicht mehr bereit waren, sich durch irgendetwas von Ihrer Meinung und dem einmal eingeschlagenen Weg abbringen zu lassen?«
    »Nein, das ist nicht wahr. Ganz und gar nicht.«
    Ich sah Kurlen lange an und hoffte, mein Gesichtsausdruck zeigte meinen Abscheu.
    »Vorerst habe ich keine weiteren Fragen mehr«, sagte ich schließlich.

33
    F reeman behielt Kurlen noch fünfzehn Minuten zur weiteren Befragung im Zeugenstand und tat ihr Bestes, seine Darstellung der Ermittlungsbemühungen in einen beherzten Einsatz im Kampf gegen das Verbrechen umzumünzen. Als sie fertig war, verpasste ich Kurlen eine weitere Delle, weil ich überzeugt war, dass ich, was ihn anging, bereits einen deutlichen Vorsprung hatte. Ich hatte darauf abgezielt, die Ermittlungen als ein Paradebeispiel für angewandten Tunnelblick hinzustellen, was mir, glaubte ich, auch gelungen war.
    Offensichtlich hielt es Freeman für dringend nötig, den Federal Target Letter zur Sprache zu bringen. Ihr nächster Zeuge war der Secret Service Agent Charles Vasquez. Vierundzwanzig Stunden zuvor hatte sie noch nicht einmal etwas von seiner Existenz gewusst, doch jetzt war er bereits in ihr sorgfältig arrangiertes Aufgebot an Zeugen und Beweisstücken eingebaut. Ich hätte gegen seine Zeugenaussage Einspruch einlegen können, mit der Begründung, ich hätte keine Gelegenheit gehabt, Vasquez vorher zu befragen und mich auf ihn vorzubereiten, aber ich fürchtete, es bei Perry zu überreizen. Ich beschloss, erst einmal abzuwarten, was der Zeuge bei der Vernehmung durch Freeman zu sagen hatte, bevor ich mich zu diesem Schritt entschloss.
    Vasquez war etwa vierzig, mit dunkler Haut und entsprechendem Haar. Zunächst gab er zu Protokoll, dass er DEA-Agent gewesen war, bevor er zum Secret Service ging. Er war von der Jagd auf Drogendealer auf die Jagd nach Geldfälschern umgestiegen, bis sich ihm schließlich die Gelegenheit geboten hatte, zu der Sondereinheit für Zwangsversteigerungen zu wechseln. Diese Truppe setzte sich aus einem Leiter und zehn Agenten zusammen, die von Secret Service, FBI, Post und Steuerfahndung kamen. Sie unterstanden der Aufsicht eines Assistant U.S. Attorney, aber im Großen und Ganzen operierten die in Zweierteams organisierten Agenten völlig selbständig, und es stand ihnen frei, sich ihre Ziele selbst auszusuchen.
    »Agent Vasquez, am achtzehnten Januar dieses Jahres haben Sie einen sogenannten Target Letter an einen gewissen Louis Opparizio verfasst, der von U.S. Attorney Reginald Lattimore unterzeichnet wurde. Erinnern Sie sich daran?«
    »Ja.«
    »Bevor wir uns mit diesem speziellen Schreiben befassen – könnten Sie den Geschworenen erklären, was ein solcher Target Letter genau ist?«
    »Das ist ein Behelf, den wir einsetzen, um Verdächtige und Straftäter aufzuscheuchen.«
    »Inwiefern?«
    »Im Prinzip setzen wir diese Leute darüber in Kenntnis, dass wir uns für ihre geschäftlichen Angelegenheiten interessieren und genaueren Einblick in bestimmte Vorgänge in ihrer Firma nehmen wollen. In einem solchen Target Letter wird dem Empfänger immer vorgeschlagen, zu uns zu kommen und mit den Agenten über die Angelegenheit zu sprechen. In einem hohen

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