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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Man kann nie vorhersagen, wer Sie sehen wird. Und ich möchte nicht, dass jemand denkt, Sie haben die ganze Mittagspause nur geweint. Ich möchte, dass Sie es jetzt tun. Und ich rufe Rojas an, dass er uns abholen kommt.«
    »Das kann aber ein paar Minuten dauern.«
    Ich sah auf die Uhr.
    »Okay, lassen Sie sich ruhig Zeit. Ich warte noch mit dem Anruf bei Rojas.«
    Dahl stand auf, damit sie aus der Nische rutschen konnte. Dann war ich mit ihm allein. Ich hatte meinen Teller zur Seite geschoben und die Ellbogen auf den Tisch gestützt. Die Hände hielt ich vor dem Mund ineinander verschränkt, wie ein Pokerspieler, der seine Karten hochhält, um sein Gesicht zu verdecken. Im Grund genommen musste ein guter Anwalt vor allem gut verhandeln können. Und jetzt war der Moment gekommen, um über Herb Dahls Abgang zu verhandeln.
    »So Herb … für Sie ist es jetzt Zeit zu gehen.«
    Sein Lächeln zeigte, dass er mich falsch verstand.
    »Wieso? Wir sind doch gemeinsam hergekommen.«
    »Nein, ich meine das grundsätzlich. Sie sollen sich von diesem Fall zurückziehen. Von Lisa. Es ist Zeit, dass Sie verschwinden.«
    Er machte weiter auf die Das-verstehe-ich-nicht-Tour.
    »Einen Teufel werde ich. Lisa und ich … wir stehen uns sehr nah. Und ich habe eine Menge Geld in diese Geschichte investiert.«
    »Ihr Geld können Sie vergessen. Und was diese Farce mit Lisa angeht, ist damit ab sofort Schluss.«
    Ich fasste in die Innentasche meines Sakkos und zog das Foto von Herb und den Mack-Brüdern heraus, das mir Cisco am Abend zuvor gegeben hatte. Ich hielt es ihm über den Tisch hin. Er warf einen kurzen Blick darauf und lachte verlegen.
    »Und? Was soll damit sein? Wer sind die beiden?«
    »Die Mack-Brüder. Die Männer, die Sie beauftragt haben, mich zu verprügeln.«
    Er schüttelte den Kopf und blickte hinter sich, zu dem Gang, der zu den Toiletten führte. Dann drehte er sich wieder zu mir.
    »Sorry, Mickey, aber ich weiß nicht, was Sie eigentlich wollen. Ich finde, Sie sollten bei all dem nicht vergessen, dass Sie und ich einen Deal für den Film haben. Und zustande gekommen ist dieser Deal unter Umständen, die die kalifornische Anwaltskammer sicher höchst interessant fände. Aber ansonsten …«
    »Wollen Sie mir drohen, Dahl? Denn wenn das so ist, machen Sie einen Fehler.«
    »Wieso sollte ich Ihnen drohen? Ich versuche nur herauszufinden, wie Sie ticken.«
    »Das werde ich Ihnen gleich sagen. Ich komme gerade aus einem dunklen Zimmer, in dem ich ein äußerst aufschlussreiches Gespräch mit den Mack-Brüdern geführt habe.«
    Dahl faltete das Foto wieder und gab es mir zurück.
    »Mit diesen beiden? Sie haben mich nur nach dem Weg gefragt, mehr nicht.«
    »Ach ja, nach dem Weg? War es nicht vielleicht Geld, wonach sie gefragt haben? Davon haben wir nämlich auch Fotos.«
    »Kann schon sein, dass ich ihnen ein paar Scheine zugesteckt habe. Sie haben mich um Hilfe gebeten und haben einen recht sympathischen Eindruck gemacht.«
    Jetzt musste ich grinsen.
    »Sie haben echt Nerven, Herb. Das Problem ist nur, dass sie mir alles erzählt haben. Lassen wir also den Scheiß und kommen lieber zur Sache.«
    Er zuckte mit den Achseln.
    »Na schön, wenn Sie meinen. Und was genau ist Sache?«
    »Sache ist, was ich bereits gesagt habe. Sie haben ausgeschissen, Herb. Sie sagen Lisa auf Wiedersehen. Sie sagen dem Filmvertrag auf Wiedersehen. Sie sagen Ihrem Geld auf Wiedersehen.«
    »Sie wollen ja nicht gerade wenig. Und was erhalte ich dafür?«
    »Sie müssen nicht ins Gefängnis, das ist, was Sie dafür erhalten.«
    Er schüttelte den Kopf und blickte wieder hinter sich.
    »So einfach ist das leider nicht, Mick. Das war nämlich nicht mein Geld. Es hat nicht mir gehört.«
    »Wem hat es dann gehört? Jerry Castille?«
    Seine Augen machten eine rasche Bewegung und kamen wieder zur Ruhe. Der Name hatte ihn getroffen wie ein unsichtbarer Schwinger. Jetzt wusste er, dass die Mack-Brüder eingeknickt waren und geredet hatten.
    »Ja, Herb, ich weiß von Jerry, und ich weiß auch von Joey in New York. Keine Ehre unter Gaunern. Die Mack-Brüder werden singen wie Sonny und Cher. Und der Song ist ›I’ve Got You, Babe‹. Ich habe Sie am Kragen, und wenn Sie nicht auf der Stelle aus Lisas und meinem Leben verschwinden, gehe ich damit zur Staatsanwaltschaft, wo ich zufällig eine Ex-Frau habe, die dort als Staatsanwältin arbeitet und über diesen Überfall auf mich doch sehr beunruhigt war. Ich schätze mal, sie boxt das bei der Grand

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