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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Jury an einem einzigen Vormittag durch, und dann sind Sie Arsch wegen schwerer Körperverletzung dran. Mit Betonung auf ›schwer‹. Sie bekommen also noch einmal drei Jahre extra aufgebrummt. Darauf werde ich als das Opfer dringen. Das ist für meinen verdrehten Hoden. Alles in allem werden Sie also vier Jahre einsitzen, Herb. Und über eines sollten Sie sich jetzt schon klarwerden. Mit Ihrem lächerlichen Peace-Zeichen wird man Sie in Soledad nicht rumlaufen lassen.«
    Dahl legte die Ellbogen auf den Tisch und beugte sich vor. Zum ersten Mal sah ich Verzweiflung in seinen Blick kriechen.
    »Sie wissen doch gar nicht, worauf Sie sich da einlassen. Sie wissen nicht, mit wem Sie es hier zu tun haben.«
    »Jetzt hören Sie mal zu, Sie Wichser – ich darf Sie doch Wichser nennen? –, es ist mir scheißegal, mit wem ich es hier zu tun habe. Ich will nur eines: Sie loshaben. Und zwar sofort.«
    »Nein, nein, Sie sehen das völlig falsch. Ich kann Ihnen helfen. Sie glauben, Sie wissen, was hier gespielt wird? Einen Dreck wissen Sie. Aber ich kann Ihnen noch einiges beibringen, Haller. Ich kann Ihnen helfen, an den Strand zu kommen, damit wir alle braun werden.«
    Ich lehnte mich zurück und legte einen Arm auf die gepolsterte Rückenlehne der Sitzbank. Jetzt war ich baff. Ich schüttelte mein Handgelenk, als wäre das alles reine Zeitverschwendung.
    »Dann bringen Sie mir was bei.«
    »Sie glauben, ich bin einfach bei Lisas Protestaktionen aufgetaucht und habe ihr vorgeschlagen: ›Machen wir doch einen Film!‹? So blöd können Sie doch nicht im Ernst sein! Man hat mich da hingeschickt. Ich habe mich an Lisa rangemacht, schon lange bevor Bondurant umgelegt wurde. Glauben Sie, das war Zufall?«
    »Wer hat Sie geschickt?«
    »Na, was glauben Sie?«
    Ich sah ihn an und spürte, wie plötzlich alle Elemente des Falls zusammenströmten wie Bäche zu einem Fluss. Die Unschuldshypothese war keine Hypothese. Der Mord war Lisa Trammel tatsächlich angehängt worden.
    »Opparizio?«
    Ein kurzes bestätigendes Nicken. Und im selben Moment sah ich Lisa aus der Toilette kommen. Ihre Augen waren für die Verhandlung wieder hell und strahlend. Mein Blick kehrte zu Dahl zurück. Ich hatte jede Menge Fragen an ihn, aber dafür reichte die Zeit nicht mehr.
    »Heute Abend um sieben. Kommen Sie in meine Kanzlei. Allein. Dann können Sie mir mehr über Opparizio erzählen. Am besten alles … oder ich gehe zur Staatsanwaltschaft.«
    »Die Sache ist nur, ich werde vor Gericht kein Wort sagen. Auf gar keinen Fall.«
    »Um sieben.«
    »Eigentlich bin ich mit Lisa zum Essen verabredet.«
    »Dann sagen Sie ihr ab. Lassen Sie sich was einfallen. Ich warte auf Sie. Und jetzt lassen Sie uns gehen.«
    Ich rutschte aus der Nische, als Lisa an den Tisch kam. Ich holte mein Handy heraus und rief Rojas an.
    »Wir sind so weit. Holen Sie uns vor dem Eingang ab.«

34
    A ls das Gericht wieder zusammentrat, rief die Anklage Detective Cynthia Longstreth in den Zeugenstand. Der Umstand, dass Freeman Kurlens Partnerin als nächsten Zeugen aufrief, bestätigte meine Vermutung: dass ihre Version des Boléro in den wissenschaftlichen Fakten gipfeln würde. Das war ein geschickter Schachzug. Sie würde sich auf das berufen, was nicht angezweifelt oder geleugnet werden konnte. Sie würde mit Kurlens und Longstreths Hilfe die Ermittlungsergebnisse vorlegen und dann alles mit den kriminaltechnischen Befunden unterfüttern. Sie würde ihre Falldarstellung mit den DNA-Beweisen und der Aussage des Rechtsmediziners zum Abschluss bringen. Ein kompaktes, fest geschnürtes Paket.
    Detective Longstreth wirkte nicht so tough und abgebrüht wie am ersten Tag des Falls, als ich ihr in der Van Nuys Division begegnet war. Zuerst einmal trug sie ein Kleid, in dem sie eher wie eine Lehrerin aussah als wie eine Polizistin. Ich wurde nicht zum ersten Mal Zeuge einer solchen Metamorphose, ein Vorgang, der mich jedes Mal von neuem beunruhigte. Einmal unabhängig von der Frage, ob es nun auf Anraten der Anklage erfolgte oder aus eigener Tücke, war ich schon viele Male mit Polizistinnen konfrontiert worden, die sich für ihren Auftritt im Zeugenstand ein feminineres und einnehmenderes Erscheinungsbild zugelegt hatten. Sollte ich es allerdings jemals wagen, den Richter – oder sonst jemanden – darauf hinzuweisen, lief ich Gefahr, als Frauenfeind abgekanzelt zu werden.
    Deshalb musste ich es in den meisten Fällen schlucken und gute Miene zum bösen Spiel machen.
    Freeman zog

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