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Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge

Titel: Mickey Haller 04 - Der fünfte Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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meine Kanzlei, um dort zu warten. Willst du mitkommen?«
    »Nein, ich bringe jetzt Hayley nach Hause. Sie muss noch Hausaufgaben machen.«
    Das Handy in meiner Hosentasche begann zu vibrieren. Ich zog es heraus und schaute auf das Display. Dort stand:
L.A. Superior Court
    Ich ging dran. Es war Richter Perrys Protokollführerin. Ich hörte zu, und dann drückte ich die Trenntaste. Ich blickte mich um, ob Lisa Trammel noch in der Nähe war.
    »Was ist?«, fragte Maggie.
    Ich sah wieder sie an.
    »Wir haben bereits ein Urteil. Ein Fünf-Minuten-Urteil.«

Teil 5
    Die Unschuldshypokrisie
    53
    S ie kamen in Scharen und strömten, vom Sirenengesang auf Facebook angelockt, aus ganz Südkalifornien zusammen. Lisa Trammel hatte die Party am Morgen nach dem Urteil angekündigt, und jetzt war es Samstagnachmittag, und sie standen zehn Reihen tief an den Getränkeständen, auch wenn man für die Drinks bezahlen musste. Sie schwangen kleine Sternenbanner und waren in Rot-Weiß-Blau gekleidet. Mit der inzwischen fast in den Stand einer Märtyrerin erhobenen Anführerin ihrer Sache gegen Zwangsversteigerungen zu kämpfen war inzwischen amerikanischer denn je. An jeder Tür des Hauses und in regelmäßigen Abständen über Vor- und Hintergarten verteilt standen Vierziglitereimer für Spenden, um Trammels Ausgaben zu decken und den Kampf weiterzuführen. Ein Dollar für einen FLAG-Anstecker, zehn für ein billiges T-Shirt. Und für ein Foto mit Lisa betrug die Mindestspende zwanzig Dollar.
    Aber niemand beschwerte sich. Lisa Trammel hatte die Feuerprobe falscher Anschuldigungen unbeschadet überstanden und schien gerade dabei, den Sprung von der Aktivistin zur Ikone zu schaffen. Und darüber war sie nicht unglücklich. Gerüchten zufolge war für ihre Rolle im Film Julia Roberts im Gespräch.
    Ich saß mit meinem Team hinter dem Haus unter einem Sonnenschirm an einem Picknicktisch. Wir waren früh gekommen und hatten uns den Platz ergattert. Cisco und Lorna tranken Dosenbier, Aronson und ich hielten uns an Wasser. Die Stimmung am Tisch war etwas angespannt, und ich glaubte, heraushören zu können, dass es damit zu tun hatte, wie lang Cisco am Montagabend mit Aronson noch im Four Green Fields geblieben war, nachdem ich mit Maggie McFierce gegangen war.
    »Meine Güte, schau dir mal die ganzen Leute an«, bemerkte Lorna. »Wissen die denn nicht, dass ein Nicht-schuldig-Urteil nicht heißt, dass sie unschuldig ist?«
    »Jetzt hör aber mal, Lorna«, sagte ich. »So etwas sagt man nicht, vor allem dann nicht, wenn man über seinen eigenen Mandanten spricht.«
    »Ich weiß.«
    Sie runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
    »Glaubst du etwa nicht an ihre Unschuld, Lorna?«
    »Sag bloß, du vielleicht.«
    Ich war froh, dass ich eine Sonnenbrille trug. Was diese Frage anging, wollte ich mich nicht verraten. Ich zuckte mit den Achseln, als wüsste ich es nicht oder als spielte es keine Rolle.
    Aber es spielte eine. Man muss mit sich selbst leben. Das Wissen, dass Lisa Trammel ihr Urteil mit hoher Wahrscheinlichkeit verdient hatte, machte es mir deutlich leichter, in den Spiegel zu schauen.
    »Eins kann ich dir jedenfalls sagen«, fuhr Lorna fort. »Seit das Urteil ergangen ist, steht bei uns das Telefon nicht mehr still. Wir sind wieder schwer im Geschäft.«
    Cisco nickte bestätigend. Es stimmte. Es schien, als wollte plötzlich jeder Kriminelle in L.A. von mir verteidigt werden. Das wäre großartig gewesen, wenn ich gewollt hätte, dass alles so weiterging wie bisher.
    »Hast du gesehen, wie LeMure gestern bei Börsenschluss aus dem Handel gegangen ist?«, fragte Cisco.
    Ich bedachte ihn mit einem vielsagenden Blick.
    »Verfolgst du neuerdings schon die Aktienkurse?«
    »Ich wollte nur wissen, ob es jemand mitbekommen hat, und es sieht alles danach aus. In den letzten zwei Tagen ist der Kurs von LeMure um dreißig Prozent eingebrochen. Da war es auch nicht gerade förderlich, dass das Wall Street Journal einen Artikel über Opparizios Verbindung zu Joey Giordano gebracht hat, in dem unter anderem die Frage gestellt wurde, wie viel von diesen einundsechzig Millionen, die er bekommen hat, in die Taschen der Mafia gewandert ist.«
    »Wahrscheinlich alles«, flocht Lorna ein.
    »Aber jetzt mal ganz ehrlich, Mickey«, sagte Aronson. »Woher haben Sie das gewusst?«
    »Was gewusst?«
    »Dass Opparizio die Aussage verweigern würde.«
    Ich zuckte wieder mit den Achseln.
    »Habe ich doch gar nicht. Ich habe mir nur ausgerechnet, dass er

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