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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Idee, eine Selbsthilfegruppe für programmierende Frauen im Valley zu gründen. Sie hat ihr den Namen Chyx gegeben und Infos darüber ins Net geschickt. Sie sagte: »Erst sollte es ›Chycks‹ heißen, aber ›Chyx‹ klingt mehr wie eine Biotechnikfirma, und das ist irgendwie cool.«
    Voraussetzungen für die Mitgliedschaft bei Chyx (dadurch wird man ein »Chyk«) sind »Beherrschung von zwei oder mehr Computersprachen, eine Vagina und der Glaube, daß Mary Tyler Moore in einem hautengen Hosenanzug als Mary Richards die Verkörperung Gottes auf Erden ist«.
    Wahrscheinlich wird Susan sich vor Interessentinnen nicht retten können. Karla und Dusty haben die Chyx-Mitgliedsnummern 0002 und 0003. Sie haben einen kompletten Satz der Schriften von Brenda Laurel in Fotokopie erhalten.
    D abei fällt mir ein: Je kleiner hier deine Personalnummer ist, desto höher ist dein Status - und um so wahrscheinlicher ist es, daß du Teilhaber einer Firma bist.
    S päter entwickelte sich unser Tag zu einem Itchy & Scratchy- Cartoon. Wir beschlossen, daß wir Sonne brauchten - wir haben in letzter Zeit alle so hart gearbeitet, daß unsere innere Uhr sich irgendwo in den Ostblockstaaten befindet -, und so machten wir mit dem Microbus einen Ausflug durch Stanford rauf zum Linearbeschleuniger, der bei der Ausfahrt Sand Hill Road unter der 280 durchführt.
    Wir waren auf das Kernteam aus dem alten Geek-Haus in Redmond geschrumpft: Karla, Michael, Todd, Bug und Susan -und außerdem Ethan. Dusty kam nicht mit, weil ihr zur Zeit von allem schlecht wird. Sie hat ihre Workstation neben der Klotür aufgebaut. Ständig hat sie Heißhunger auf Instant-»Mr. Noodles«, und sie schickt Todd dauernd zum Essenholen zu Burger King. Michael hat ihr seine Sammlung von Kotztüten internationaler Fluggesellschaften als »Befruchtungsgeschenk« vermacht.
    Emmett war früh nach Hause gegangen, bestimmt um sich schönzumachen. Anatole war vorbeigekommen, aber wieder gegangen. Wir sind sauer auf ihn, weil er immer noch keinen Apple-Rundgang für uns organisiert hat, obwohl er es schon vor Wochen versprochen hat.
    Bug, Susan, Todd und Ethan gerieten in so eine abstruse Diskussion über die Vorteile von QWERTY- gegenüber Dvorak-Tastaturen, und es wurde H-Ä-S-S-L-I-C-H. Sie schrien sich gegenseitig an, und ich schwöre, daß alle vier kurz davor waren, sich gegenseitig mit den Sicherheitsgurten zu erdrosseln, einander mit dem Zigarettenanzünder die Augen herauszubrennen und sich übers Pflaster zu schleifen und dabei eklige rote Schmierflecken entlang der schmucken, sauberen weißen Straßenmarkierungen des Staates Kalifornien zu hinterlassen. Schließlich warf ich sie an der Ecke Pasteur/Sand Hill Drive raus, fuhr eine Viertelmeile weiter, damit sie sich schön blöd vorkamen und an der frischen Luft abreagieren konnten. »Stop the madness!« brüllte ich aus dem Fenster.
    Wie auch immer, nachdem »unsere Programmierer« ihren kleinen Spaziergang hinter sich hatten, legten sie ein viel besseres Betragen an den Tag. Dann grölte Todd »Shogun«, nicht »Shotgun«, um sich den Beifahrersitz zu sichern, doch Susan sagte, nur das Wort »Shotgun« gelte, und es wurde wieder total Itchy-&-Scratchy-mäßig, und schließlich schnappte Bug sich den Shotgun-Sitz.
    W ir nahmen die Ausfahrt Sand Hill Road (Sitz der gefürchteten Risikokapital-Mall) und verließen damit die 280 in Richtung Westen, hinein in eine Reiterlandschaft mit Pferdekoppeln und Eichen, parkten den Wagen und gingen durch eine Weihnachtsbaumschule zu einem Zyklonzaun, der den Stanford-Linearbeschleuniger umgibt, ein Bauwerk, das aussieht wie die mehrere Meilen lange Rückseite eines 7-Eleven -sandsteinfarbene Aluminiumfassade und geschmackvolle Landschaftsarchitektur. Sieht nicht besonders toll aus, aber eins ist sicher: In extremen Formen stecken extreme Funktionen. Und überall dort, wo es keine Fenster gibt, geht drinnen garantiert irgendwas Unheimliches oder Verwirrendes vor. Kein Menschen. Stepford.
    Natürlich hatte das Energieministerium FAHR-ZUR-HÖLLE-UND-STIRB-Warnschilder an den Drahtzaun schrauben lassen, der den Beschleuniger umgab. Ethan sagte: »Wie kommt es, daß auf allem, was mich ernsthaft interessiert, ›Warnung: U.S. Department of Energy‹ steht?«
    E s war einer dieser Alles-ist-möglich-Tage: blauer Himmel und flauschige Wolken, sanft dahinfließende Freeways, die gesamte Flora produzierte nach drei Tagen Regen rund um die Uhr Chlorophyll. Alles war so lebendig! Zwei Falken

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