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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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drehte Dusty sich um, sah ein letztes Mal aus dem Rückfenster des Microbus und flüsterte: »Bye.«
    Dann wandte sie sich Karla zu und brüllte: »Ab zu Burger King, aber dalli. Drei Fishburger, zweimal Tartar-Soße, eine große Portion Pommes und irgendein riesiges Getränk. Alles klar, Kinder? Ich hab' schrecklichen Hunger, und wenn ihr Todd sagt, daß wir bei Burger King waren, mach' ich Chicken McNuggets aus euch beiden.«
    »Revolutionär, Baby. Wir sind da. Burger ahoi!«
    A rmer Todd - »Paps« - er stand den ganzen Tag völlig neben sich und verschwand so um sechs ins Fitneßstudio. Ich folgte ihm nach draußen, weil ich dachte, daß er vielleicht mit jemandem reden wollte, aber anstatt zu seinem Supra ging er die Straße entlang, und so marschierte ich hinter ihm her und fragte mich, wie es wohl sein mag, wenn man plötzlich feststellen muß, daß man Nachwuchs erwartet. Ein paar Blocks weiter betrat er zu meiner Überraschung eine kleine baptistische Kirche. Ich wartete eine Minute, dann folgte ich ihm hinein. Ich spurte das kleine Wuschhh der kühlen Luft dort drinnen auf meinem Gesicht und ging den Mittelgang hinunter, um mich neben Todd zu setzen, der auf einer Kirchenbank betete. Er blickte zu mir auf, und ich sagte: »Hi« und ließ mich neben ihm nieder.
    Er wußte nicht, was er mit seinen Händen machen sollte. Ich summte: »Stopped into a church ...«
    Er sagte: »Hä?«
    Ich sagte: »California Dreaming ... der Song.«
    Er sagte: »Ach ja.«
    Ich sagte: »Wie wär's: Ich bleibe hier sitzen, hier neben dir, und träume ein wenig. Und du ... tja ... Warum betest du nicht einfach weiter?«
    » Okay«, sagte er.
    Und dann betete er, und ich träumte.
    A ch ja - Ethan hat seinen Freeway fertig.

6 Chyx
MONTAG (Eine Woche später)
    H inter den stoffbespannten Stellwänden unseres Büros hörte ich Emmett Susan zumurmeln: »He, Sooz - gehst du heute abend mit mir aus?«
    »Ich weiß nicht, Emm ...«
    »He, das wird bestimmt toll. Wir können mit meinem Radio-Shack-Pro-46-Scanner Handy-Gespräche abhören - ich hab' die Megahertz-Reichweite mit einer Lötpistole frisiert - oder uns vielleicht mein Band mit Telefonstreichen anhören - ein paar Paßworte hacken. Uns ein paar Calzones holen ...« Susan machte auf cool: »Mh-hm - ich, ahm, überleg's mir.« Aber kaum daß Emmett außer Sichtweite war, nahm Susan über Instant-Mail Kontakt zu Karla auf, und sie huschten für eine Lagebesprechung runter auf die Straße. Susans Ohrringe rasselten wie Veronica Lodges Tambourin. Karla erzählt mir hinterher, Susan habe gesagt, das sei die beste Einladung gewesen, die sie je von einem Mann erhalten habe. »Mein Traum-Rendezvous!«
    I n unserem kleinen Büro haben die Wände Ohren, und ich belausche Tag für Tag die Entwicklung einer tiefen Frauenfreundschaft.
    Heute haben Karla, Susan und Dusty allerdings eine völlig neue Stufe erreicht. Es fing ganz harmlos an: Wir unterhielten uns darüber, daß sich in den letzten Jahren viele Nahrungsmittel zu etwa achtzehn Versionen ihrer selbst geklont haben. Zum Beispiel Old Coke, New Coke, Diet Coke, koffeinfreie Old Coke, koffeinfreie New Coke, Coke mit Fruchtfleisch, Coke mit Käse ... Wir überlegten, wo wohl die Wurzeln der Produkt-Vermehrung lagen und kamen überein, daß die Erdnußbutterhersteller diese Manie ausgelöst haben, als sie vor Jahrzehnten Erdnußbuttervariationen mit und ohne Erdnußstückchen erfanden.
    Dann geriet die Unterhaltung aus dem Ruder. Karla fiel plötzlich ein, Susan zu erzählen, daß es bei Fry's keine Tampons zu kaufen gibt, und Susan wurde immer wütender, und schließlich wurde das Gespräch total tamponisch. »Es ist doch völlig unbegreiflich, daß sie bei Fry's keine Tampons verkaufen. Schließlich sind die immerhin so teuer, daß sie damit etwa 1.000 % Profit machen müßten.« Susan rief bei Fry's an, um sich zu vergewissern, ob es dort wirklich keine Tampons gebe.
    Karla: »Lindy, diese Frau, die ich letzte Woche auf der Geek-Party kennengelernt habe, arbeitet bei Apple, und sie hat mir erzählt, daß dort auf allen Damentoiletten solche durchsichtigen Lucite-Spender mit Grarw-Tampons stehen. Also, das ist eine Art von betrieblicher Einmischung in das Leben der Werktätigen, mit der ich leben könnte.« Alle waren sich einig, daß Gratis-Tampons das Nonplusultra der Hipness sind.
    »Bei Apple ist bestimmt in Wirklichkeit eine Frau der Boß«, sagte Dusty. »Vielleicht ist es tatsächlich so, und sie halten es nur geheim, um es

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