Microsklaven
kennengelernt hast. Hast du damals je geglaubt, daß du dich niemals verlieben würdest?«
»Ziemlich oft.«
»Und als es dann doch passierte, wie hast du dich gefühlt?«
»Glücklich. Und dann bekam ich Angst, daß es genauso schnell wieder verschwinden würde, wie es gekommen war. Daß es ein Versehen war - daß ich es nicht verdiente. Es ist wie ein sehr, sehr schöner Zusammenstoß, der niemals endet.«
»Und an welchem Punkt bist zu jetzt?« Ich dachte: »Ich glaube, die Angst verschwindet langsam. Ich weiß nicht, was als nächstes kommt. Aber die Liebe ist nicht weg, nein.«
Bug sah bestürzt und glücklich aus, aber auch irgendwie traurig.
Er sagte: »Früher war mir wichtig, wie andere Leute sich mein Leben vorstellten. Aber in letzter Zeit habe ich erkannt, daß die meisten Leute zu sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt sind, um auf das eines anderen auch nur den kleinsten Gedanken zu verschwenden.« Er blickte zu mir auf: »O nein, nicht du und Karla und der Rest der Truppe. Aber die Menschen im allgemeinen. Meine Familie kommt aus Idaho. Coeur d'Alene. Ein wunderschöner Ort, aber glaub' mir, Dan, es ist hart, dort anders zu sein.«
Wie es in unserem Büro so üblich ist, begann er, mit Legosteinen herumzuspielen.
»Das fängt schon früh an - nur um zu überleben, versucht man, nicht anders zu sein - man bemüht sich einfach, wie alle anderen zu sein - Anonymität wird zum Reflex -, und dann wacht man eines Tages auf und ist zu all diesen anderen Menschen geworden - zu anderen -, etwas, was man nicht ist. Und man fragt sich, ob man jemals das sein wird, was man wirklich ist. Oder man fragt sich, ob es zu spät ist, das herauszufinden.« Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Also hörte ich zu, was oft die beste Idee ist. Und mir wurde klar, daß Bug den ganzen Weg von San Francisco hergefahren war, nur um jemanden zu finden, dem er das sagen konnte. »Wie auch immer, ich rede nie über mich, und ihr fragt mich nie, und das habe ich immer respektiert. Aber es gibt einen Punkt, wo man entweder spricht oder sich das, was als nächstes kommt, verscherzt.«
Er stand auf: »Ich fahre zurück zur Halbinsel. Nach Hause. Ich wollte nur mit jemandem reden.« Ich sagte: »Viel Glück, Bug«, und er zwinkerte mir zu. Wie keß!
DIENSTAG
P rogrammiertag. War aus irgendeinem Grund richtig microsoftig.
Mittags ging Karla mit Mom und Misty spazieren, und die beiden kamen völlig komatös vor Langeweile zurück. Ich habe noch nie zwei Menschen gesehen, die so wenig miteinander anfangen konnten. Ich verstehe einfach nicht, wie zwei Menschen, die ich so sehr liebe, einander dermaßen gleichgültig sind.
Ach ja, und Misty wird total F-E-T-T, obwohl Mom sie auf eine »Schlankheitsdiät« gesetzt hat. Die Nachbarn füttern sie mit Essensresten, weil sie so unwiderstehlich ist. Deshalb mußte Mom einen Halsbandanhänger machen lassen, auf dem steht: »BITTE NICHT FÜTTERN, ICH BIN AUF DIÄT.« Karla sagte, Mom sollte Millionen davon prägen lassen. Sie könnte ein Vermögen damit verdienen, sie in ganz Amerika zu verkaufen - für Menschen.
Aber Misty watschelt wirklich ganz schön!
S mog unten im Valley. Rostorange. Deprimierend. Wie die 70er.
S usan hat uns von ihrem gestrigen Date mit Emmett erzählt, in einem Toys-R-Us-Superstore in San Francisco. Emmett hat sich einen romulanischen Warbird aus Star Trek gekauft. Susan hat ein bißchen von dem berüchtigten »weichen, nicht krümelnden Play-Doh« gekauft, außerdem die obligatorische Fun Factory, einen Bug Dozer und einen Topf »Gak« - ein elastisches Slime-artiges Spielobjekt auf Wasserbasis, von Nickelodeon lizensiert und von uns allen »der vierte Aggregatzustand« genannt.
Hinterher haben sie an der Page Mill Road geparkt und Handy-Gespräche abgehört.
S usan regt sich immer noch extrem darüber auf, daß es bei Fry's keine Tampons gibt. Ich glaube, Fry's sollte sich in acht nehmen.
T odd hat den Versuch aufgegeben, eine politische Gesinnung zu haben, denn Dusty macht sich nichts mehr daraus und offenbar auch sonst niemand im Büro. Immerhin war es eine lustige Achterbahnfahrt. Er spricht jetzt auch öfter mit seinen Eltern oben in Port Angeles. Man kann sich vorstellen, wie seine religiösen Eltern ausgeklinkt sind, als er ihnen erzählt hat, er sei Kommunist. Sie glauben immer noch an Kommunisten.
E than und ich sind nach einer »Reise nach Europa« (zehn Stunden Programmieren; das war's dann wohl mit unserer neuen Freizeitmaxime) in
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