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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Arm noch ein Armdrücken verträgt.«
    Sie redete ohne Punkt und Komma, ganz rosig vor Glück. Sie saß da und lächelte die Studenten an, die offensichtlich mächtigen Respekt vor ihr hatten. Sie ist sicher eine Art Campus-Legende.
    »Du hast mir eine Supernachricht überbracht, und das werde ich dir nie vergessen«, sagte sie und küßte mich auf die Wange, und ich dachte an Karla und war so glücklich in meinem Herzen und doch so fern von ihr.
    »Mann, ich bin so glücklich, daß ich kacken könnte«, sagte sie. »He - guck mal da - dieser Tisch mit den Technikern - komm, aus denen machen wir Kleinholz!«

SAMSTAG (eine Woche später)
    M ichael und StrichCode - Verzeihung: Amy - sind jetzt verlobt. Amy und Michael haben in den Residence Inn Suites unten in Mountain View ein John-und-Yoko-mäßiges Liebesfest gefeiert. Karla und ich haben sie besucht, und ihre Suite war total zugemüllt mit Pizzakartons, Diet-Coke-Dosen, dreckiger Wäsche, ungelesenen Zeitungen und Kaugummipapier. Michael hat sich von einer einsamen Maschine in eine Liebes- maschine verwandelt. Menschen!
    Amy, 20, wird ihren Abschluß in Computertechnik machen und ab Mai bei uns arbeiten. Wir sind alle in sie verliebt und haben großen Respekt und schreckliche Angst vor ihr. Sie und Michael zusammen - so muß die nächste Entwicklungsstufe der Menschheit aussehen. Und die beiden sind so glücklich miteinander - wenn man sie sieht, ist es, als würde man die Zukunft sehen.
    A ch ja - ich habe letzte Woche noch vergessen, was aufzuschreiben. In der Bar habe ich Amy gefragt, wie es kommt -oder vielmehr wie es möglich ist, daß zwei Menschen sich nicht kennen und sich trotzdem verlieben und all das. Sie erzählte mir, daß sie ihr ganzes Leben lang nur als Körper oder als Mädchen behandelt worden sei - oder beides auf einmal. Nur beim Interfacen mit Michael im Net konnte sie sicher sein, daß er wirklich mit ihr redete und nicht mit dem Bild, das er sich von ihr gemacht hatte. »Wenn du im Net dein Geschlecht verrätst, bist du angeschissen.« Sie meinte: »Das ist die aktualisierte Version des reichen Mannes, der sich als arm ausgibt und eine Prinzessin findet. Aber scheiß auf den Prinzessinnen-Mist - wir beide sind Könige.«
    Wir wurden immer betrunkener, und sie sagte zu mir: »Das ist es, Dan. So wollte ich mich immer fühlen. Das ist es.«
    »Was?«
    »Liebe. Im Himmel zu sein bedeutet, verliebt zu sein, und die Liebe hört nie auf. Und das Gefühl der Vertrautheit hört nie auf. Im Himmel zu sein bedeutet, immer und ewig dieses Gefühl der Vertrautheit zu haben.«
    Und ich kann eigentlich nicht behaupten, daß ich da anderer Meinung bin.
    H eute abend kam Michael auf eine Weise ins Büro gestampft, wie er es noch nie getan hat, klatschte in die Hände und brüllte: »Kameraden, wir werden diese Maschinen jetzt zu etwas bringen, was sie noch nie getan haben. Sie sollen singen.«
     
    Melrose
    Voyager
    Melrose
    Voyager
     
     
     
     
     
    »Jetzt Rautentaste betätigen ...«

7 Transhumanity
ACHT MONATE SPÄTER Las Vegas, Nevada Donnerstag, 5. Januar 1995
    D er Alaska-Airlines-Kapitän sagte: »Meine Damen und Herren, zu Ihrer Rechten sehen Sie Las Vegas. Gleich kommt die Pyramide des Luxor-Hotels in unser Blickfeld...«
    Die 737 schlingerte zur Seite, während ihre menschliche Fracht wie Muppets in eine Richtung schwappte, um sich ein schrecklich mißlungenes Sim-City-Spiel anzusehen: die obsidianschwarze Glaspyramide des Luxor Hotels, die antiseptische, legomäßig reine, obszön überdimensionierte König-Artus-Phantasie des Excalibur. Weiter den Strip hinauf stand der Jade-Glaskasten von MGM mit 3.500 Spielautomaten und 150 Spieltischen - die höchste Konzentration von Geldautomaten auf der Welt - »das Detroit der postindustriellen Wirtschaft«, erklärte Michael.
    Für mich war es schön, so viele Gesichter von Menschen aus meinem Leben zu sehen, beleuchtet vom Schimmer der Kabinenfenster - Karla, Dad, Susan, Emmett, Michael, Amy, Todd, Abe, Bug und Bugs Freund Sig -, Gesichter, beinahe fötusgleich leer und mit einem Ausdruck der Verständnislosigkeit gegenüber dieser neuen Welt dort unten, in die wir in Kürze eintauchen würden.
    Sig ist ein Augenarzt aus Millbrae, der Bug davon überzeugt hat, daß er nicht stereogrammatisch blind ist. Er ist eine große Verbesserung gegenüber Jeremy, und Bug ist plötzlich so viel mehr er selbst, entspannt und witzig und einfach... froh. Noch im SFO Airport hatten Sig und Bug einen J.

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