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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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gewohnt ist.
    V on der Spitze der Luxor-Pyramide wird ein Laserstrahl aus reinweißem Licht in den Himmel geschossen, und ich hatte noch nie etwas so Langes gesehen und wußte nicht, daß es so einen Lichtstrahl überhaupt gibt. Rein und makellos, und vom Boden aus gesehen ist er so mächtig, daß er die Atmosphäre richtiggehend zu durchstechen scheint. Ich fing an, irgendwas über den Laser zusammenzudelirieren, aber alle dachten, ich wäre jetzt vollkommen irre geworden, und Abe sagte, ich solle still sein.
    Ethan hätte der Lichtstrahl gefallen, denn die Luxor-Pyramide sieht aus wie die Pyramide auf dem Dollarschein, deshalb schickte ich ihm von dort eine Postkarte. Es wäre viel passender, wenn das Luxor statt dieses an den Haaren herbeigezogenen ägyptischen Motivs lieber gleich den Dollar zum Thema hätte.
    T odd war in der Lobby der Hacienda, als wir ungefähr um 2:30 morgens hereinkamen. Er hielt einen Plastikbecher voller Kennedy-Dollars in der Hand und hatte sich mit Gratis-Drinks betrunken, aber er war nicht mehr so fies drauf. Im Kasino herrschte ein entsetzlicher Lärm. Da kamen die benzinbetriebenen Laubsauger von Palo Alto lange nicht mit. Als Karla und ich zum Aufzug gingen, begleitete uns Todd und machte die Automaten nach: »Dollar-Automaten machen kunk-kunkkunk-kunk-kunk; Quarter-Automaten machen kabunka-bun-ka-bunka-bunka; Dime-Automaten machen nink-nink-nink-nink-nink.« Er war wirklich gut als Maschine. Ich glaube, er hat sich richtig mit den Automaten angefreundet. Wir lobten ihn für seine Vorstellung und schickten ihn in den Saal zurück, damit er auch noch sein allerletztes Kleingeld verlieren konnte. Er torkelte unsicheren Schrittes los, sagte: »Heute ist Oberkörper-Nacht!« und präsentierte uns seinen Bizeps.
    K arla war schnell eingeschlafen, aber mir war das wie immer nicht vergönnt. Ich ging hinunter ins Kasino und spielte äußerst unprofessionell an den Automaten, bis ich meine $20 in Quartern los war.

~
    Sands
    gestohlene Armbanduhren
    liegengelassene Eheringe
    vergrabene Schlackensteine voller $100-Scheine.
    Du willst kapitulieren.
    Angesichts des Zufalls gestehst du dir deine Unfähigkeit ein, Logik und lineare Systeme zu begreifen.
     
     
    21
    Royal Flush
    drei Zitronen
    Grillsoße
    Plastikeimer
    Garagentüröffner
    Woofer
    Antenne
    Touch-Tone
    La Quinta
    Telefonkarte
     
    Wir erzeugen Geschichten für euch, weil ihr eure eigenen einfach löscht.

FREITAG
    T odd hat gestern abend mit einem Lisa-Unit von der Sony-Party geknutscht, wohin er zurückgekehrt ist, nachdem er uns angepöbelt hat. Heute morgen ist er bei Karla und mir ins Zimmer geplatzt und hat es gestanden, mit Tränen in den Augen und einem Korb Croissants in der Hand. Ein schlechter Anfang für einen verrückten Tag. Er war ganz krank vor Reue. Anatole war im Badezimmer, um sich Karlas Fön auszuleihen, und hörte alles durch die Tür. Todd ließ mich, Anatole und Karla auf einen ganzen Stapel von Bibeln schwören, daß wir Dusty niemals etwas davon erzählen würden. Anatole hob zu einer seiner »Ien-meinöm-Lohnd ...«-Ansprachen an, um uns zu erklären, alle französischen Männer hätten eine Geliebte, aber als er merkte, wie traurig Todd aussah, hörte er wieder auf. Todd war den ganzen Tag trübsinnig und still. Ich dachte an Dusty und Lindsay Ruth zu Hause und war froh, daß er sich so elend fühlte, aber er hatte den Gedanken, jetzt eine Familie zu haben, dermaßen verdrängt, daß er einfach explodieren mußte. Zumindest hat er mit keinem Lisa-Unit GESCHLAFEN.
    Außerdem regnete es draußen. Es regnete. Seltsamer Gedanke, daß es in Las Vegas Wetter gibt, als wäre es ein realer Ort. Aber da alle die ganze Zeit drinnen im Kasino sind, spielt das wohl keine große Rolle.
    E s gab mal eine Twilight-Zone-Folge, in der die Erwachsenen von den Launen eines zehnjährigen Jungen terrorisiert wurden. Dieser Junge, Anthony, konnte die Welt verändern, indem er sich einfach nur vorstellte, wie sie sein sollte - er konnte es auf die Ernte schneien lassen - er konnte Menschen umbringen - er zwang alle, ein Fernsehprogramm zu gucken, in dem nichts als Dinosaurier und Cartoons gezeigt wurden. Und das einzige, was man sagen konnte, um nicht selbst umgebracht zu werden, war: »Gut gemacht, Anthony, gut gemacht.« Eine Zielgruppe, die nur aus einer Person besteht.
    D ie CES ist eine Verkaufsmesse wie jede andere: Tausende und Abertausende von Männern, die meisten in Woll-Anzügen mit Schildchen, auf denen zum Beispiel

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