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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Laune, weil Susan und Karla die ganze Zeit über Fabios Brustmuskeln redeten ... »Sie sind wie fleischfarbene Sofakissen ... wie fünfzigpfündige Entrecotes ... wie ...«, und dann sagte Todd: »Es reicht.«
    W ar insgesamt bei etwa siebzehn Meetings. Auf der CES erwähnen alle die ganze Zeit ihr Hotel. Gast in einem renommierten Hotel zu sein ist auf der CES unheimlich wichtig fürs Prestige - den ganzen Tag lang wurden wir ständig gefragt, wo wir wohnten. Es hieß dann immer: »Und, äh (spannungsvoller Moment), wo wohnen Sie?« Und wir antworteten lässig: »Ach, im Luxor.« Die Hotels in Las Vegas ähneln Videospielen - sowohl Videospiele als auch Hotels plündern ausgestorbene, mythische Kulturen auf der Suche nach einem leichtverkäuflichen Mythos mit optischem Potential: Ägypten - Camelot - die Piratenflagge. Wir ertappten uns dabei, daß uns die Hotels ein bißchen leid taten, die es sich nicht leisten konnten, mit viel Geld mythische Archetypen nachzubauen, oder einfach zu dumm waren, um einzusehen, daß sie ohne ein Thema so gut wie unsichtbar sind. Es ist, als wären die langweiligen Hotels nicht in der Lage, zu erkennen, wie die westliche Kultur funktioniert. Ein Hotel in Las Vegas braucht Spezialeffekte, Spiele, Simulatoren, Morphings ... das Hotel von heute muß ein Fantasy-System installiert haben, sonst geht es unter.
    T odd war bei Siegfried und Roy, und hinterher mußte er Karla und mir unbedingt sein Programm zeigen, während wir für die Virtual-Reality-Tour anstanden. Wir waren bestenfalls enttäuscht. Todd zeigte sich jedoch ziemlich beeindruckt: Er sah Siegfried und Roy als stolzes Beispiel dafür, wie Wissenschaft und Chirurgie im Namen des Entertainments und der Bräunungsstreifen Hand in Hand gehen. Er schien ein wenig seiner Bodybuilding-Zeit vor weniger als einem Jahr nachzutrauern. »Siegfried und Roy stehen ganz offensichtlich an der Spitze irgendeines aufregenden neuen Paradigmas für den menschlichen Körper«, sagte Todd. »›Sehen Sie das Gesicht von morgen schon heute. ‹«
    Doch dann kam das große Drama du jour. Todd erwischte seine Eltern beim Glücksspiel ... direkt im Erdgeschoß des Luxor! Sie standen bei den Quarter-Video-Poker-Automaten, und - Mann, war das irre: Sie klebten an ihren Geräten, richtig unheimlich, wie diese fiesen alten Rentner, die lange, braune Zigaretten rauchen und einen anschreien, wenn sie glauben, daß man das Gewinn-Karma ihrer Maschine vergiftet. Todd lief hinüber und »stellte« sie, und das war eine sehr peinliche Szene, aber ich hätte sie nicht versäumen mögen. Ich meine, sie brüllten sich alle gegenseitig an. Todd war wirklich entsetzt, als er sah, wie seine Eltern sich so offensichtlich mit der »säkularen« Welt abgaben. Und natürlich wohnen seine Eltern auch in der Hacienda, und es war wirklich wie in einem dieser ausländischen Filme, die man ausleiht und dann nur halb abgespielt wieder zurückgibt, weil sie zu konstruiert sind, um glaubwürdig zu sein, und dann kommt das wahre Leben, und man fragt sich, ob die Europäer schon die ganze Zeit genau Bescheid wußten.
    Todd kam in unser Zimmer und motzte eine Weile darüber, wie verlogen seine Eltern seien, und ich mußte mich sehr beherrschen, ihn nicht daran zu erinnern, daß gerade er am Abend vorher selbst mit einem Lisa-von-Sony-Unit »gesündigt« hatte. Karla ging mit ihm raus auf den Strip, um einen Spaziergang zu machen, und ich hatte zum erstenmal am Tag ein bißchen Ruhe.
    I n dieser Pause rief ich vom Hotel aus Mom an. Ich hatte alle Lichter ausgemacht und die Vorhänge zugezogen, um keine Sinneseindrücke hereinzulassen. Es war schwarz und empfindungslos. Das Zimmer war leer, bis auf meine Stimme und Moms Stimme, die durch den Telefonhörer tröpfelte, und da durchschoß mich so ein Gefühl - das Gefühl, was für ein Geschenk es ist, daß die Menschen miteinander sprechen können, solange sie am Leben sind. Diese beiläufigen Gespräche, diese vertraute Stimme, die ich durch ein Telefon in einem Hotelzimmer in Las Vegas hörte. Es war seltsam, zu erkennen, daß unsere Stimme in gewissem Sinne unsere gesamte Existenz ist.

SAMSTAG
    B ILL war in der Stadt, um ein neues Produkt vorzustellen. Auf den Bildschirmen in den Messeräumen sein Gesicht zu sehen und seine Stimme zu hören war extrem bizarr. Als würde man in den Chemieunterricht der elften Klasse zurückgebeamt. Wie ein längst vergangener Traum. Wie der Traum eines Traumes. Und die Leute hingen gebannt an jeder

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