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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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so, als würden sie uns schmecken, und liefen dann einer nach dem anderen in die Waschküche, um sie dort in den Ausguß zu schütten.
    I ch habe mir Dads Hände angesehen: Sie sind wirklich ganz rauh und rot.
    S usan hat was mit einem Typen von Intel, aber ich glaube nicht, daß die Sache Zukunft hat, denn Intel hat eine ganz absonderliche Unternehmensphilosophie. »Die sind wie Cyborgs«, sagt Susan. »Sie haben alle ein und dasselbe Gehirn. Wie in diesem Sci-Fi-Film, den ich mal gesehen habe. Da geht es um ein Dorf, in dem, wenn ein Kind etwas erfuhr, es im selben Moment alle anderen Kinder auch wußten. Wie in einem Bienenstock. Als würde ständig ein nur vom Unterbewußtsein wahrnehmbares Band laufen, das einem suggeriert: Widerstand ist zwecklos ...Du WIRST dich anpassen ...« Und dann wurde sie nachdenklich und sagte: »Wenn ich's mir recht überlege - eigentlich ist es wie bei Microsoft. Eigentlich sind alle großen Tech-Firmen wie Microsoft.«
    B in mit Ethan im Empire Tap Room in der Emerson Street einen trinken gegangen. Er sagte: »Das Valley hat keinen richtigen Mittelpunkt. Man ist hier auf sich gestellt; es ist schön, aber es ist ein Vakuum; ein Königreich mit tausend Prinzen, aber keinen Königen.«
    Ich weiß, was er meint - den Mangel an Visionären, die mittelpunktlose Langeweile des Valley-Lebens. Ich meine, wenn ich's recht bedenke, arbeiten und schlafen die Valley-Bewohner nur - arbeiten und schlafen und arbeiten und schlafen, und irgendwo dazwischen verschwimmt die Grenze zum Traum. Es ist, als gäbe es den kollektiven Beschluß, einer Gottheit keine Chance zu geben. Nicht aus Verzweiflung; sie wollen nur keine halben Sachen. Sie wollen den Teufel höchstpersönlich.
    Und dann die Pfennigfuchserei! Die Geheimhaltungsabkommen! Die vor überdurchschnittlich hohen IQs strotzenden Erbmasse-Geschenkkörbe! Ich schätze, dies hier ist wirklich der Geburtsort der neuen, postindustriellen Wirtschaftsordnung, inmitten der Geister von Aprikosenhainen, Spinatfarmen und Pferderanches - hier in den Wissenschaftsparks, den Industriegebieten und den kühlen grünen Vororten. Hier, wo die sexy neuen Technologien entworfen, ge-CAD-et, konstruiert, designt und gemodelt werden - Post-Maschinen, die unzählige Millionen von Menschen über Nacht arbeitslos machen. Palo Alto ist von außen praktisch unsichtbar, aber schließlich findet die ACTION immer im Unsichtbaren statt. Bis 3:30 morgens gearbeitet. Eine frische Nacht. Einen Spaziergang den La Cresta Drive hinunter gemacht. Was für eine Ruhe. Machte mich ganz besinnlich. Ich hatte das Gefühl, mein Innerstes wäre viel dichter an der Oberfläche als sonst. Ein schönes Gefühl. Dafür braucht man Ruhe.

~
    Die Aquatechniker haben die Pool-Heizung
    zu lange angelassen, so daß nachts Chlordämpfe über der Flora des Planeten aufstiegen, und ich stellte mir vor, wie mein Körper im Pool dahintrieb, warm und geschützt, wie ich die Schwerkraft spürte, ihr jedoch ein Schnippchen
    schlagen könnte. Würdest du dich mit mir treiben lassen, wenn ich dich jetzt darum bitten würde? In den Pool springen, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dich auszuziehen? Dürfte ich dir die Sachen vom Leib reißen, dich entkleiden, und würden wir uns zusammen ins Wasser fallen lassen?
     
    Ich habe Angst.
     
    Ich will dich nicht verlieren. Ich kann mir nicht vorstellen,
    daß ich jemals wieder für irgend etwas oder irgend jemanden
    so viel empfinden werde.
    Das habe ich nicht erwartet
    diese Verbindung zwischen meiner
    Seele und dir.
    Du hast mir meine Einsamkeit gestohlen. Niemand weiß, daß ich mir
    gewünscht habe, daß du wie ein Dieb in mein Haus der Autonomie
    eindringst; daß ich meine Türen verschlossen, aber meine Windows
    offengelassen hatte, in der Hoffnung, aber nicht in dem Glauben, daß
    du hereinkommen würdest.

SONNTAG
    Michael hat uns zu »Interactive Multimedia - Produktdesign und das Jahr 2000« geschickt. Es war im Hyatt oder so unten in San Jose. Michael wollte, daß wir uns einen »Überblick über die Branche« verschafften. Wir haben nur mit Mühe und Not bis zum Ende durchgehalten.
    Am Tag nach dem Seminar, muß ich hinzufügen, kaufte Michael uns allen als Entschädigung aufblasbare San-Jose-Sharks-Figuren. (Die Sharks sind hier *ganz groß*. Ich glaube, ich fange bereits an, sie als »meine« Mannschaft zu sehen.) Wenn ich dieses Jahr ordentlich Geld verdiene, kaufe ich für die Spiele nächstes Jahr Dauerkarten. Kann die Saison gar nicht

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