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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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MITTWOCH
    H eute morgen saß ich mit Michael am Pool und beobachtete ihn, wie er dem R2D2-Pool-Reiniger zusah. Ich erzählte ihm, was ich mir gestern zum Thema Maschinen und Fortschritt überlegt hatte. Er aß gerade ein von Halloween übriggebliebenes Snickers und sagte: »Wenn man sich vorstellen kann, daß der Mensch in der Lage ist, ein Bewußtsein zu entwickeln, das komplexer ist als das seine, dann - PENG - glaubt man an den Fortschritt, ob man sich dessen bewußt ist oder nicht.« Na, dann glaube ich wohl an den Fortschritt. Michael starrte wie ein Anti-Narziß in die saubere blaue Flüssigkeit und rührte mit dem Zeigefinger darin herum. Er sagte: »Weißt du, Daniel, ich frage mich, ob ich meine Persönlichkeit nicht all die Jahre unterbewußt nach dem Vorbild von Rechnern geformt habe - weil Rechner sich nie Gedanken über menschliche Dinge machen müssen; denn wenn nichts sie berührt und sie nichts fühlen, dann wissen sie auch nicht, was ihnen fehlt. Ich glaube, das geht vielen so. Was meinst du?« Ich antwortete: »Ich glaube, Nerds träumen insgeheim davon, mit ihrem Rechner zu sprechen - ihn zu fragen: ›Was denkst und fühlst du - fühlst du wie ich ?«‹
    Michael fragte: »Glaubst du, daß Humanoide - Menschen - jemals eine Maschine erfinden werden, die beten kann? Beten wir zu Maschinen oder durch sie? In welcher Weise nutzen wir Maschinen zur Befriedigung unserer tiefsten Bedürfnisse?« Ich sagte, ich hoffte, wir täten es. Er überlegte laut: »Was würde R2D2 zu mir sagen, wenn er sprechen könnte?«

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    Mein Gehirn besteht aus Wegen und Rutschen und Leitern und Lasern, und ich habe euch alle in den Pavillon darin eingeladen. Wenn ihr eintretet, wird mein Gehirn nach Mandarinen und brandneuen Laufschuhen riechen.
     
    HALLO
    Mein Name ist:
    UNIX
     
     
     
    Freund
    oder
    Feind?

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    I ch bin heute nachmittag mit Todd und Karla Speicher kaufen gegangen. Ich mußte einen Streifen 27512er EPROMs besorgen - bei Fry's, dem Nerd-Kaufhaus am Camino Real, Nähe Page Mill Road. Wegen der paar Kröten mußte ich vor Ethan zu Kreuze kriechen - wie erniedrigend! Die Fry's-Kette ist total auf MEE abgestellt, Männliche Einkaufs-Energie. Die meisten Männer haben nämlich etwa 73 Kalorien Einkaufsenergie, und wenn die erst mal verbraucht sind, sind sie für den Rest des Tages - oder sogar der Woche -erschöpft und lassen sich nicht einfach durch einen frisch gepreßten Orangensaft im Schlemmermarkt wieder auftanken. Deshalb muß ein Geschäft, das einen Mann zum Einkaufen bewegen will, all seine MEE-Kalorien auf einmal verschlingen. Und so bietet Fry's in seiner höhlenartigen Einkaufsarena, die Gänge voller Kopfschuppen, schlechter Kleidung und mit unterschwelligen Hobbit-Anspielungen gespicktem Nerd-Gebrabbel, ausschließlich spezifisch für Männer konzipierte Konsumartikel an.
    B ei den EPROM-Regalen bestaunten Karla, Todd und ich die Pyramiden von Hostess-Gebäck, die Kilometer von Computermagazinen, die Kaskaden von Nerd-Lifestyle-Accessoires: Telekommunikationszubehör, Klemmen, Pornographie, Rasierer, Doritos-Chips, Chemikalien zum Ätzen von Platinen und all die Bestandteile mysteriöser Rube-Goldberg-Geräte gleich unter der schwarzen Plastik-Hülle des neuesten Gimmicks für $ 1.299,99. Das einzige, was es dort nicht gibt, sind Rückenmassageroller, und Karla suchte vergeblich nach Tampons. »Merken:«, sagte sie in ein imaginäres Diktiergerät, »Bei Fry's gibt es Hygieneartikel für Männer, aber nicht für Frauen.«
    Kurz darauf sah ich bei dem Modelleisenbahn-Nachbarn der Wildweststadt »Canyon City« plötzlich diesen Jungen, der genau aussah wie mein geliebter verstorbener Bruder Jed. Und in dem Moment, na ja, d r e h t e i c h d u r c h.
    Ich stand da wie angewurzelt, und Karla fragte: »Dan, alles okay?« Dann kam Todd an, schaute in die Richtung, in die ich starrte, und platzte heraus: »Hey Dan - der Junge da sieht genauso aus wie der auf den Fotos im Arbeitszimmer deines Vaters.«
    Da begriff Karla und baute sich vor mir auf, und Todd sagte: »Oh-oh...« und steuerte aufs CD-Player-Regal zu. Karla sagte: »Komm, Dan. Laß uns gehen.«
    Doch ich erwiderte: »Er ist es, Karla. Mir geht es gut. Aber schau ihn dir bloß an. So sah er aus.« Wir liefen diesem Jed-Doppelgänger hinterher, doch dann kam uns das zu blöd vor, und wir ließen es. Ich

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