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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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in Sunnyvale, solche roten »Panikknöpfe« gekauft. Das sind nachgemachte IBM-Knöpfe mit einem Klebestreifen hinten, die man sich auf die Tastatur pappen und drücken soll, wann immer man das Gefühl hat, man »kriegt 'ne Krise«. Die Panikknöpfe machten mich richtig traurig, weil Panik doch eine ganz schön überholte, kitschige Reaktion auf all die Veränderungen in der Welt ist. Ich meine, wenn man schon eine negative Einstellung dazu hat, gibt es schließlich andere Möglichkeiten: Distanzierung - Auflösung - Apathie - aber Panik? Wie kitschig!
    I ch habe Abe von meinen Shiatsu-Stunden geschrieben und von der merkwürdigen Beziehung, die Leute in Tech-Firmen oft zu ihrem Körper haben. Er antwortete:
     
    Ich weiß, was du meinst. Bei Microsoft tut man so, als würde der Körper nicht existieren .. . Auf das GEHIRN kommt es an. Du hast recht, die Microsoftler spielen ihre Körper mit unsinnlichen Tommy-Hilfiger-Geek-Klamotten fast bis zur Unsichtbarkeit herunter oder generalisieren sie mit GAP-Sachen dermaßen, daß sie sich dadurch zu diesen internationalen Symbolen für MANN und FRAU zurechtmorphen, wie man sie von Flughäfen her kennt.
    S usan hat einen Job bei General Magic angeboten bekommen - der Typ, den sie auf der Halloween-Party angequatscht hat, hat sie empfohlen - und Todd hat ein Angebot von Spectrum HoloByte. Zuerst konnte ich mir das nicht erklären - doch dann meinte er, daß ihn wahrscheinlich jemand vom Fitneßstudio empfohlen habe. Hier herrscht der reine Job-Kannibalismus. Beide Angebote sind verlockend. Aber Susan hat zuviel Geld in Oop! gesteckt, um zu gehen, und Todd macht es hier einfach zuviel Spaß. Aber es ist gut zu wissen, daß ein Plan B bereitliegt, falls Oop! mal den Bach runtergeht. Bei Oop! geht es nicht um die Arbeit. Entscheidend ist, daß wir alle zusammenbleiben.

DIENSTAG
    W ir waren heute oben in SFO in Chinatown Mittag essen, und da hingen diese Papiervögel von der Decke, und ein kleiner Junge wollte die Vögel anfassen, und sein Vater hob ihn hoch, damit er rankam. Ich war mir dessen nicht bewußt, aber ich starrte die ganze Zeit hinüber und hörte nicht mehr zu, was die anderen sagten, und dann bemerkte ich, daß Karla mich beobachtete.
    Z eit, Zeit, Zeit. Das Thema läßt uns keine Ruhe. Das ist wie beim Geld - wenn man es nicht hat, denkt man zuviel darüber nach.
    Auch Karla hat über die Zeit nachgedacht. Heute, während der Shiatsu-Stunde - ich lag flach auf dem B auch, und mein Rücken und meine Seiten wurden geknufft und geknetet-, teilte mir ihre Stimme, losgelöst von ihrem Körper, mit, daß im allgemeinen »die Wahrnehmung des Zeitflusses in direkter Korrelation zu der Anzahl der Verbindungen steht, die man zur Außenwelt hat. Die Technik vermehrt diese Verbindungen, daher ›erlebt‹ man die Zeit nicht mehr auf die gleiche Weise wie früher. Das ist wie bei der Glockenkurve. Es gibt ein Maximum, an dem die Menge der Technologie, über die man verfügt, die Menge der Zeit, die man wahrnimmt oder erlebt, vergrößert. Es ist, als säße im Gehirn ein winziger, Cashew-förmiger Thalamus, der die Zeit portionsweise abgibt und dabei tick-tick-tick macht. Es gibt einen Punkt, an dem ein technologisches Gleichgewicht besteht, danach geht es nur noch bergab.«
    A be hat per E-Mail eine Antwort auf mein Zeit-Zeug geschickt:
     
    Wenn man sein Gehirn erst mal auf Hochtouten gebracht hat, kann man nicht wieder ZURÜCKSCHALTEN. Man kann sich ja auch nicht mit einem Daewoo begnügen, wenn man einmal einen Infinite J-3D gefahren ist. Das geht beim Gehirn nicht.

MITTWOCH
    H eute morgen hat Dad Road to Nowhere gesungen. Michael programmiert meinen Vater um. Damit muß ich erst mal klarkommen.
    I mmer, wenn Anatole zu europäisch und unerträglich wird -kurz, wenn er zuviel jammert-, sagen wir zu ihm: »He, Anatole, dein Rollkragenpullover guckt raus.« Den Witz versteht er nicht. »Aber ich hab 'doch gar keinen Rollkragenpullover an...« Anatole hat uns was ganz Tolles erzählt: Bei Apple hatten sie ein Programm namens KlatschBase, über das jeder Mitarbeiter anonym Gerüchte von bis zu 100 ASCII-Zeichen ins System eingeben konnte. Todd hackte gleich eine eigene Version für unser Netzwerk zusammen, mit dem Namen KlatschMeister. Es lief praktisch sofort total aus dem Ruder:
     
    1) SUSAN KAUFT BEI TARGET EIN, BENUTZT ABER TÜTEN VON NORDSTROM
    2) DANIEL VERKAUFT PER MAILORDER GETRAGENE BOXERSHORTS ... $ 6,00 FÜR JEDEN TAG, DEN ER SIE ANHATTE
    3) BUG SCHWITZT ZU

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