Microsklaven
Dads Lebenslauf mit Quark neu formatiert und ein bißchen aufgemotzt. Seinen alten hatte er auf einem (o Gott...) Nadeldrucker ausgedruckt. Moms Selectric wäre da noch cooler gewesen.
H eute nachmittag habe ich versehentlich gesagt, Palo Alto läge im »Silicon Valley«, und Ethan fauchte mich an: »Silicon tut man in die Titten, Dan-O. Das heißt Sili kinn ... «
Peng! Dusty fing an, uns von ihrer ersten Brustvergrößerung mit 19 zu erzählen, die sich später als Mißerfolg herausstellte; von ihrem Rechtsstreit und ihren Selbsthilfegruppen - Geschichten, wie aus Nippeln schwarze Schmiere suppt, »... immunsuppressive Silikongel-Kügelchen wanderten durch meinen Blutkreislauf und lösten diese nicht enden wollende Yuppie-Grippe aus. Es war grauenhaft. So bin ich zur Körper-Manipulation und zu meinem extremen Gesundheitsbewußtsein gekommen ... durch diese Kügelchen.«
Und wieder einmal hingen wir alle gebannt an den Lippen der Dustmistress. Karla und Susan sind jetzt total fasziniert von Dustys Armen, die aussehen wie die lederumhüllten Stahlkabel der Bay Bridge, digital animiert wie Spielberg-Dinosaurier. Wenn sie ihre Arme anwinkelt, wird einem ganz anders -als würde man gleich gefressen. Sie sagt, weil sie so lange Arme hat, müsse sie sie »um drei Potenzen stärker« trainieren, damit sie genauso proportioniert sind wie bei einer kleineren Frau. Sie ist eben ein Mathe-Crack.
Die Gehässigkeit Dusty gegenüber ist schnell verfolgen. Jetzt mögen sich alle. Ich glaube sogar, es geht über bloßes »Mögen« hinaus - aber wie weit oder in welche Richtung, weiß ich nicht.
D usty ist ungefähr fünf Jahre älter als Todd. Etwas später, während einer Pause zum Kohlehydratetanken, begann sie, mir und Karla ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Das geht schnell bei Dusty. Die Grenze zwischen ihrem Ich und den anderen ist reichlich verschwommen.
»Vor etwa zwei Jahren habe ich einen Schnitt gemacht und angefangen, auf jüngere Typen zu stehen. Die älteren nahmen immer alles so ernst... und wollten immer gleich übers Heiraten reden. Die Kids sind wie junge Hunde, wenn ich so einen wieder loswerden will, fange ich einfach an, vom Kinderkriegen zu reden, dann fällt ihm ganz schnell ein, daß er ja dringend noch irgendwelche Freunde besuchen muß und deshalb nicht zu mir kommen kann.«
Sie fand ein Stück Haut an ihrer Hühnerbrust und zupfte es ab. »Ich glaube, wenn ich erst mal anfange, Kinder zu kriegen, werde ich meinen Körper vergessen. Aber wenn ihr das Todd erzählt, seid ihr erledigt. Den will ich noch länger behalten. Denkt dran - ich kann euch zwischen Daumen und Zeigefinger zu Katzenfutter zerquetschen.« Das könnte sie wirklich!
Karla sagt, Dusty hat total Schiß davor, ein Kind zu bekommen: Abgesehen von ihren Implantaten und ihren Bulimie- und Extremdiätphasen hat sie all die Jahre auch noch solch enorme Mengen schrecklichster Sachen zu sich genommen, daß sie Angst hat, das Kind könnte nicht normal werden. »Sie hat alles ausprobiert«, sagte Karla, »Steroide, Aufputschmittel, Beruhigungsmittel, Koks, Poppers, Pritikin, Oprah ...«
W ar mit Karla oben bei Mom und Dad und habe ihnen geholfen, Sachen für den Recycling-Hof zu sortieren. Als gerade keiner hinsah, bewarf ich das Haus der Valotas, die unterhalb von uns wohnen, mit ein paar heruntergefallenen Mandarinen. Mr. Valota ist so ein Typ wie Gladys Kravitz aus Bewitched, der irgendwie alle Fehlinformationen, zweifelhaften Behauptungen und schlimmen Gerüchte aufschnappt, die im Valley herumschwirren, um sie dann zwischen den Warenregalen bei Draeger in Menlo Park Mom einzutrichtern. Er zieht ihr gegenüber immer über Oop! her. Vielen Dank, Mr. Valota.
Mit einem angenehm dumpfen Geräusch schlugen die Mandarinen auf den Zederschindeln seiner Veranda auf. Den Mr. Valotas dieser Welt brennen nie die Häuser ab. Als ich die Rubbermaid-Mülltonnen zum Ende der Auffahrt schleppte, geriet ich völlig außer Atem. Ich hoffe, es merkt keiner, daß ich so gar nicht in Form bin.
A bes Liste der Dinge, die man tun muß, um etwas vom Leben zu haben:
1)Wohnst du in einem Gemeinschaftshaus?
Zieh aus!
2)Wende dich Aktivitäten zu, die nichts mit
Computern zu tun haben.
3)Gönn dir ein Schaumbad
(was anderes ist mir nicht eingefallen).
DIENSTAG
D ustys Zwillingsschwester Michelle war bei uns zu Besuch. Sie ist Vertreterin für Kollagen bei einer Biotech-Firma in der Nähe von San Diego und sieht aus wie eine pummelige,
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