Microsoft Word - Atlan 019 - Tödliche Tiefen.rtf
die Anlage. In mühsamer Kleinarbeit hatte er die zahlreichen Anschlüsse umgeändert, bis der Informationsstrom auch von seiner Mikrospule aufgenommen werden konnte. Er war sicher, daß er jetzt die endgültige Bestätigung dafür bekommen würde, daß auch in ZONT-1 an der Transmit-Weiche gearbeitet wurde. Einen großen Teil der mit Daten angereicherten Bänder hatte er an Kennon übergeben. Der Robotmensch übernahm alles, was Kamla Romo ihm brachte, um es mit seinen körpereigenen Hochleistungsgeräten zu verarbeiten.
Die Kapazität des kleinen Gerätes war schon zu achtzig Prozent erschöpft, als der Siganese Ald Veltron kommen hörte. Er erhob sich und tänzelte auf der Metallstrebe entlang, bis er zu einer Öffnung kam, durch die er hinaussehen konnte. Die Schraube, die ursprünglich in dem Loch gesessen hatte, war durch die ständigen Erschütterungen herausgeschüttelt worden.
Zusammen mit dem Wissenschaftler kam sein Assistent Korn Kelan in den Raum. Beide Männer waren sichtlich erregt.
“Mit einer solchen Entwicklung konnte niemand rechnen”, sagte Kelan. “Tekener hat uns alle völlig überrumpelt.”
“Es ist richtig, daß der Transport endlich durchgeführt wird”, erklärte Veltron überzeugt. “Die Behälter müssen auf die Tagesseite von Phynokh gebracht werden. Das ist eine unumgängliche Tatsache. Es ist das Verdienst des Terraners, daß er das erkannt hat. Gefährlich ist nur, daß der Ertruser ebenfalls mit Tekener gehen wird.”
“Du bist davon überzeugt, daß er ein Verräter ist?”
“Ich bin ganz sicher”, nickte Veltron.
“Niemand glaubt dir.”
“Ich weiß”, seufzte der Wissenschaftler. “Was willst du tun?”
“Kelan, wir müssen verhindern, daß Monty Stuep sein Ziel erreicht.”
“Was willst du tun, Veltron?”
“Wir müssen den Ertruser beseitigen. Das ist die einzige Möglichkeit, die uns bleibt.”
“Das wäre gegen den Befehl”, sagte Kelan erregt.
“Wenn man etwas als richtig erkannt hat, dann muß man handeln, auch wenn man damit gegen einen Befehl verstößt”, erklärte Veltron fest.
“Wann willst du es tun?”
“Beim Transport”, antwortete der Wissenschaftler. “Irgendwann wird sich eine Gelegenheit ergeben, Monty Stuep unauffällig zu töten, so daß alle anderen an einen Unglücksfall glauben. Ich kann warten, Kelan, und ich werde warten, bis meine Chance kommt.”
Ald Veltron ging wieder zur Tür.
“Komm jetzt”, forderte er seinen Assistenten auf. “Wir werden uns für den Transport melden.”
*
Oberstleutnant Ronald Tekener legte ein atemberaubendes Tempo vor. Er ließ sich sofort nach dem Gespräch von Bront von Okaylis zu dem Liftkorb bringen, in dem er zur Oberfläche des Riesenplaneten hinabfahren wollte.
Der Akone führte die beiden Terraner und den Ertruser in das unterste Stockwerk von ZONT-1. Hier trennte sie nur noch die Schale der Station von der Außenwelt. Sie hörten das Rauschen und Heulen des Sturmes viel deutlicher als jemals zuvor. Es schien, als prasselten ununterbrochen kleine Materieteilchen gegen die Hülle von ZONT-1. Je tiefer sie im Zentrallift der Forschungsstation nach unten sanken, desto lauter mußten sie sprechen, um sich verständigen zu können. Auch die Schwankungen und Vibrationen schienen stärker geworden zu sein. Als sie über den Boden der Halle schritten, in deren Mitte der Liftkorb stand, fühlten sie ständige Stöße unter ihren Füßen. Dicht neben der Liftkabine tanzte ein massives Werkstück. Es wurde von den Erschütterungen immer wieder hochgeworfen.
Der Druckbehälter war etwa sieben’ Meter lang und sechs Meter breit. Seine metallische Außenhaut wies zahlreiche Narben auf, die ihr von aufprallenden Ammoniakbrocken geschlagen worden waren.
An den vier Kanten saßen starke Motoren. Sie trieben mächtige Zahnräder an, die in die vier Stahlstreben griffen, zwischen denen der Lift in die Tiefe klettern konnte.
“Der Korb wird jedesmal mit einem Hitzeschild überzogen, bevor er hinausgelassen wird”, erklärte Bront von Okaylis. “Die auftreffenden Materieteilchen würden die Außenhaut sonst verbrennen. Deshalb darf der Druckbehälter sich auch nicht zu lange im Freien . bewegen. Sie haben alle einhundert Meter die Möglichkeit, sich in die Rettungsstationen zu begeben, falls das nötig sein sollte. Halten Sie sich jedoch nur dann dort auf, wenn es gar nicht anders geht.”
“Sie begleiten uns”, sagte Tekener ruhig. “Sie können uns beraten.”
Er wandte sich an Monty Stuep und
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