Microsoft Word - Atlan 023 - Seuchenalarm auf Cronot.rtf
Marout Kennon.
Plötzlich fielen ihm die Ereignisse der vergangenen Stunden wieder ein. Oder waren es Tage gewesen?
Er wußte es nicht genau.
Er wußte nur, daß man ihn und Kennon mit Paralysatoren geschockt und
gleichzeitig mit Narkosestrahlern bewußtlos gemacht hatte, um sie mit den Erregern der Metamorphose-Seuche zu infizieren. Ob das bereits geschehen war, konnte er nicht sagen.
Ließ sich das wirklich nicht sagen?
Ronald Tekener erschauerte. Seine Glieder wurden immer eisiger, und er spürte dort, wo er sonst das kräftige Schlagen seines Herzens gewohnt war, nur ein schwaches, zitterndes Pulsen.
Sekunden später wurde er von einer Hitzewelle überschwemmt. Sein Herz schlug plötzlich dröhnend wie ein Schmiedehammer. Salziges Sekret rann ihm die Nase entlang, in den Mund, in die Augen und in die Ohren. Die nächste Hitzewelle verschaffte ihm den Eindruck, in einem Hochofen zu verglühen. Er krallte die Fingernägel in das undefinierbare Material seiner Unterlage und schrie.
Als die Hitzewelle abklang, peinigten den USO-Spezialisten heftige Stiche in der Nierengegend. Unwillkürlich verrenkte er den Kopf, um an sich hinabzusehen, denn er hatte den Eindruck, als stieße ihm jemand unablässig scharfgeschliffene Dolche ins Nierenbecken. Er konnte jedoch nicht so weit hinabsehen. Statt dessen erblickte er seine Hand und erkannte, daß sie blaß und kalt und so angeschwollen war, daß die Knochen nicht mehr zu sehen waren.
Eiskaltes Grauen griff nach Tekener. Er wußte ungefähr, was sich in seinem Organismus abspielte. Die fürchterliche Krankheit war ausgebrochen, und die Metamorphose-Viren griffen zuerst die Eiweißverbindungen des Körpers an. Später würden sie die Zellkerne angreifen und verändern, so daß sein Körper allmählich zu einem Monstrum umgeschmolzen wurde.
Plötzliche heftige Stiche im gesamten Zellgewebe zeigten ihm an, wie rasch der Vorgang ablief. Und nebenan lag noch immer Kennon, anstatt nach Tahun zu fliegen und Hilfe zu holen ...!
Tekener wand und krümmte sich.
“Ihr Halunken!” stieß er keuchend hervor. “Ihr dreckigen, armseligen Halunken. Jawohl armselig seid ihr, wenn ihr zu solchen Mitteln greift!”
Er riß sich zusammen, zwang sich zu einem höhnischen Lachen und sagte kalt:
“Tatsächlich kann ich euch armselige Kreaturen nur bedauern, vielmehr sollte ich es, aber das hat Zeit, bis ihr tot seid.”
Die Schmerzen überschwemmten ihn erneut, diesmal viel stärker als zuvor. Der Oberstleutnant biß sich die Lippen blutig, um nicht wieder schreien zu müssen.
Ihr werdet mich nicht um Mitleid betteln hören! dachte er zornig.
Etwas knackte, dann sagte die Stimme Tarvu von Nyklats:
“Das sollte Ihnen genügen, Rabal Tradino. Sie haben gesehen und gehört, daß Ihr Partner verloren ist, wenn Sie nicht schnellstens ein Mittel beschaffen, das gegen sämtliche Spielarten des Metamorphose-Virus wirkt.”
Als Kennon nicht antwortete, fuhr er fort:
“Ich lasse Sie jetzt abholen und in das schnellste Beiboot der TARMAT bringen.”
Kennon antwortete noch immer nicht, deshalb schaltete der Akone irritiert ab.
Kennon sprach auch dann nicht, als ihn die verinummten Antis abholten. Er musterte sie nur verächtlich, und er hätte ihnen in die Gesichter gespuckt, wenn er nicht unter einer Hochenergieglocke gelegen hätte.
Seine Wut wich einer gewissen grimmigen Befriedigung, als er bemerkte, welche umfangreichen Vorsichtsmaßnahmen man getroffen hatte, damit er niemand infizieren konnte. Überall standen Kampfroboter herum. Kein Bewohner der Tempelstadt ließ sich sehen, außer seinen Begleitern.
Sinclair Marout Kennon simulierte erfolgreich den Menschen, dessen natürliche Abwehrkräfte den Ausbruch der Seuche bislang erfolgreich verhindert hatten, die aber nun allmählich zusammenbrachen. Er erhöhte seine Hauttemperatur und ließ die biologisch lebende Hautfolie durch Einbringen von Drogen leicht anschwellen.
Als der alte Transporter, in den man ihn verfrachtet hatte, durch eine Strukturlücke die Stadt verließ, sah er, daß die TARMAT ihr Beiboot bereits ausgeschleust hatte. Es stand etwa fünf Kilometer östlich des Mutterschiffes und erhob sich nur wenig über das Wipfeldach des Dschungels. Aus diesem Umstand und dem Wissen um die durchschnittliche Baumhöhe schloß Kennon, daß es’ etwa fünfzig Meter durchmaß.
Von seiner Besatzung ließ sich niemand sehen. Seine Anti-Bewacher transportierten ihn in eine Isolierkammer im unteren Teil des Schiffes. Die Einrichtung ließ
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