Microsoft Word - Atlan 023 - Seuchenalarm auf Cronot.rtf
in unmittelbaren Kontakt gekommen, konnten also Krankheitserreger auf ihrer Oberfläche getragen haben.
Der Oberstleutnant atmete flacher, im Glauben, daß nun die Reihe an ihm wäre, da hörte er den einen Anti etwas auf Interkosmo rufen.
“Laß ihn, wo er ist, Vendon!”
Sie wollten ihn also hilflos zurücklassen. Er würde entweder sterben oder zu einem schrecklichen Ungeheuer werden.
Tekener wollte schreien, brachte aber keinen Laut über die ausgedörrten Lippen. Dafür schrie jemand anderes. Der USO-Spezialist sah vor sich schemenhafte Bewegung. Riesige Schatten kamen dort aus dem Dschungel, stampften donnernd über den Boden.
Dann erfüllte ein ohrenbetäubendes Trompeten die Luft.
Der Kampfschrei der Condos!
Als das vielstimmige Geschrei abbrach, hörte Tekener von dort, wo der Gleiter der Antis stehen mußte, das charakteristische Krachen und Splittern von Metallplastik.
Plötzlich saß er schwankend auf dem feuchten Boden. Seine Augen funkelten. Links von ihm rannten die beiden Antis davon. Doch dann tauchten vor ihnen die urweltlichen Kolosse der Cordos auf, und sie kehrten schreiend um.
Etwa zehn Meter vor Tekener stampfte einer der gigantischen Saurier durch das Schilf, blieb stehen und richtete die beiden mächtigen Rüssel auf. Aus seinem linken Ohr, dessen mit Knorpelrippen besetzte Muschel bis fast auf den Boden hing, schwang sich eine herkulische Gestalt, ein langes Schwert in der Hand. Das Sternenlicht spiegelte sich in dem tödlichen Stahl.
“Daynamar!” flüsterte Tekener.
Sekundenlang wandte der Wilde ihm sein ebenholzschwarzes Gesicht zu; sein hellblondes Haar flatterte im Wind, dann stürmte er mit einem Wutschrei auf die Antis los.
Von links und rechts tauchten zwei weitere Rockandos auf. Ihre Oberkörper waren nackt wie der von Daynamar, und in den Händen hielten sie kurze Wurfspeere. Als sie ausholten, rief ein Kommando Daynamars sie zurück. Offenbar wollte ihr Anführer die Antis für sich allein haben.
Ja, denkt er denn nicht an die Energiewaffen und Schutzschirme? fragte sich Tekener verzweifelt.
Doch dann erinnerte er ‘sich, daß die Antis bisher,- außer auf die Roboter— keinen einzigen Schuß abgefeuert hatten. Sollten sie in der ersten Überraschung ihre Waffen verloren haben?
Daynamar sprang auf den ersten Anti zu und schwang sein mächtiges Schwert über dem Kopf. Als die Waffe niedersauste, wartete Tekener auf die Entladung, mit der sie im Schutzschirm des Antis verglühen mußte. Aber nichts dergleichen geschah.
Der Baalol-Priester sank leblos zu Boden, von dem furchtbaren Schwertstreich voll getroffen. In der nächsten Sekunde war Daynamar bei dem zweiten Anti und trennte ihm mit einem Schlag den Kopf vom Rumpf.
Oberstleutnant Ronald Tekener atmete erleichtert auf, dann wurde er von einem Schwächeanfall zu Boden geworfen. Nur undeutlich nahm er wahr, daß Kamla Romo sein Inkognito lüftete und anschließend die Rockandos warnte, Tekener zu nahe zu kommen.
Sie hatten keine Schutzschirmprojektoren bei sich! dachte er dankbar. Und ihre parapsychisch erzeugten Individualschirme waren wie üblich auf die Abwehr von energetischen Einwirkungen abgestimmt.
“Urande maseste Kamadonka!” dröhnte Daynamars Stimme nach einiger Zeit durch die Nacht. “Wir grüßen unseren Freund!”
Die Stimmen seines Stammesgenossen fielen ein, dann bewegten sich erneut zahlreiche Säulenbeine, stampften den Boden wie zum Gruß und ließen ihn erbeben.
Nach einiger Zeit wurde es still, dann vernahm Ronald Tekener die vertraute Stimme des Siganesen.
“Wie fühlen Sie sich, Sir?”
Tekener bewegte die Lippen, war sich aber nicht sicher, ob er auch nur eine Silbe formte. Die Welt schien weit weggerückt zu sein. Es war, als lebte er in einem dunklen Universum für sich—allein mit seinen Erinnerungen.
Aber Romos Stimme drang erneut in dieses Universum ein.
“Ich habe Monty Stuep über Funk alarmiert’, berichtete der Siganese eifrig. “Er sollte inzwischen Tarvu von Nyklat unterrichtet haben, Yuycolo hat eigenmächtig und ohne Wissen des Akonen gehandelt, Sir. In der Tempelstadt regiert die Panik.”
“Danke ...”, murmelte Tekener, und diesmal war er sicher, daß er das Wort nicht nur gedacht, sondern auch ausgesprochen hatte.
“Danken Sie Daynamar”, erwiderte Kamla Romo. “Wenn er nicht zufällig in der Nähe gewesen wäre, hätte ich lange nach ihm suchen können.”
Prachtken! dachte Tekener, und er war sich nicht klar darüber, ob er Romo oder Daynamar damit gemeint hatte.
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