Microsoft Word - Atlan 030 - Das steinerne Labyrinth.rtf
verschlossen.
Corteen zog sich blitzschnell zurück und versuchte sein Glück bei einer angrenzenden Höhlenwindung. Auch dort stieß er gegen ein unüberwindliches Hindernis, kaum daß er einen halben Meter eingedrungen war. Die nächsten drei Ausbruchsversuche endeten ebenfalls in einer Sackgasse.
Er wirbelte herum und versuchte in entgegengesetzter Richtung auszubrechen, aber noch bevor er den nächsten Durchbruch erreichte, ertönte ein klatschendes Geräusch. Die Höhlung war verschlossen!
Nun ertönte das Klatschen aus allen Richtungen. Es hörte sich an, als würden Maurer Wände mit Mörtel bewerfen.
Die Spalten und Risse und Durchbrüche und Höhlengänge verschlossen sich mit einer breiigen Masse. Jedesmal wenn Corteen eine solche Stelle erreichte, war die breiige Masse bereits erhärtet. Er erinnerte sich an den Fladen mit dem Pfotenabdruck und wußte, daß es sich um die gleiche Masse handelte, mit der nun die Höhlenwindungen um ihn zugemauert wurden.
Das war es: Die Tiere mauerten ihn hier ein!
Er rannte noch einige Male gegen die Barrieren an, doch alle seine Ausbruchsversuche scheiterten.
Die Geräusche, die beim Aufwerfen des Breies entstanden waren, verstummten. Stille trat ein. Corteen vernahm nur seine eigenen, rasselnden Atemzüge.
Die unbekannten Tiere hatten ihr Werk vollendet.
Corteen war ihr Gefangener.
*
Das Trommeln setzte kurz darauf ein. Es kam links von Corteen von einer Stelle des erhärteten Breies. Es wurde immer schneller und stärker und endete bald in einem Bersten und Krachen.
Eine Öffnung war entstanden, durch die ein Lichtschein in Corteens Gefängnis fiel. Das flackernde Licht stammte von einer Fackel, die von einer Pfote gehalten wurde.
Dahinter sah Corteen ein menschenähnliches Gesicht in einem runden, fast fünfzehn Zentimeter durchmessenden Kopf. Corteen starrte fasziniert in das ausdrucksstarke Gesicht, das fast zur Gänze von einem weißen Flaum bedeckt wurde. Den Körper des Wesens konnte er nicht sehen, weil er im Dunkeln lag.
Für Corteen war es klar, daß er es hier nicht mit einem Tier zu tun hatte. Nicht nur weil das fremdartige Geschöpf ein menschenähnliches Gesicht besaß und seine Pfoten zu Fäusten schließen konnte, um eine Fackel zu halten. Nein, es waren vor allem die Augen, in denen sich außer Intelligenz starke Emotionen widerspiegelten.
Corteen wartete ab, was geschehen würde.
Das Wesen schnitt eine Grimasse und sprang mit einem Satz durch die fast vierzig Zentimeter durchmessende Öffnung. Knapp vor Corteen ließ es sich auf die Hinterbeine sinken und kratzte sich auf dem weißen Bauch. Dann gab es einen artikulierten Laut von sich und fuchtelte dabei mit der Fackel über Corteens Kopf. Selbst wenn dieses Wesen an den Anblick von Menschen gewöhnt war, so war Corteen trotzdem eine ungewöhnliche Erscheinung. Denn der Gummimann hatte seinen Körper in die Länge gezogen, um sich in der Enge des Labyrinths bewegen zu können. Nur sein Gesicht war das eines Menschen, seine Arme waren kurze Stummel, auf die er sich jetzt stützte, um sein Gegenüber eingehender betrachten zu können.
Er stellte fest, daß das Wesen ungefähr siebzig Zentimeter lang und dreißig hoch war, wenn es sich auf alle viere niederließ. Sein Körper war im Hinterteil breit und lief vorne etwas zusammen. Es besaß nur auf Kopf und Hals, im Gesicht und am kurzen Schwanz Haare, der Körper war von einer braunen, schuppenartigen, hornigen Kruste bedeckt, die helle Bauchseite wirkte dagegen nicht so robust. Unterhalb des Halses besaß es zwei Hautlappen, von denen einer prall gefüllt, der andere leer und in sich zusammengefallen war. Corteen vermutete, daß es sich um natürlich gewachsene Vorratsbehälter handelte, die unter Umständen auch dem Transport von Gütern und Jungwesen dienen konnten.
Alles in allem sah das Wesen einem irdischen Dachs sehr ähnlich.
Es gab wieder einige Knurrlaute von sich und starrte Corteen erwartungsvoll an. Der USO-Spezialist nahm an, daß das Wesen sich mit ihm zu verständigen versuchte.
“Tut mir leid, ich kann dich ebensowenig verstehen, wie du mich”, sagte Corteen bedauernd.
Das Wesen schnitt wieder eine Grimasse, steckte die Fackel in ein Loch im Boden und ballte die Pfoten zu Fäusten. Dann warf es Corteen einen bezeichnenden Blick zu, ging zu einem der verstopften Höhlengänge und begann darauf loszuschlagen. Corteen konnte der Bewegung der Fäuste mit den Augen nicht folgen, so schnell trommelte das Wesen gegen den erhärteten Brei.
Weitere Kostenlose Bücher