Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
angelegt, die Acha für sie gekauft hatte. Lüsternen Blicks musterte Kensor die Frau.
«Hör mal, du Kaufmann… Ist sie nicht ein bißchen zu alt, um noch Jungfrau zu sein?»
Mit einem heftigen Hieb schleuderte Acha Kensor gegen die Wand. Halb benommen, konnte der Hauptmann sich kaum auf den Beinen halten. Der Ägypter nutzte diese Schwäche, entriß ihm das Kurzschwert und setzte ihm die Spitze der Klinge an den Hals.
«Wer… wer bist du?» stammelte der Hethiter.
«Du bist der Verbindungsoffizier zwischen dem Heer und dem Palast. Du beantwortest mir jetzt meine Fragen, oder ich bringe dich um.»
Kensor versuchte sich zu befreien, doch da bohrte sich ihm die pitze seines Schwerts auch schon ins Fleisch, und Blut spritzte hervor. Der übermäßige Weingenuß tat ein übriges, der Hauptmann war seinem Angreifer ausgeliefert.
Verschreckt flüchtete die Bäuerin sich in einen Winkel.
«Wann wird der Angriff auf Ägypten stattfinden?» fragte Acha. «Und warum bauen die Hethiter so viele Kampfwagen?»
Kensor verzog das Gesicht. Der Kerl hatte ja schon allerlei in Erfahrung gebracht.
«Der Angriff… Militärisches Geheimnis.»
«Wenn du schweigst, nimmst du das Geheimnis mit ins Grab.»
«Das wirst du nicht wagen…»
«Du irrst, Kensor. Ich werde nicht zögern, dich umzulegen und so viele Offiziere zu töten wie nötig, um die Wahrheit herauszubekommen.»
Die Schwertspitze bohrte weiter, der Offizier schrie auf vor Schmerz. Die Frau wandte den Blick ab.
«Den Zeitpunkt des Angriffs kennt nur der Herrscher… Ich bin nicht eingeweiht.»
«Aber du weißt, warum das hethitische Heer so viele Kampfwagen benötigt.»
Der Nacken schmerzte, die Trunkenheit umnebelte ihn, Hauptmann Kensor murmelte etwas, als spräche er zu sich selbst.
Achas Gehör war fein genug, noch einmal brauchte der andere die schreckliche Erklärung nicht zu wiederholen.
«Bist du verrückt geworden?» herrschte er Kensor an.
«Nein, das ist die Wahrheit!»
«Unmöglich!»
«Es ist die Wahrheit.»
Acha war wie vor den Kopf geschlagen. Was er da gehört hatte, übertraf seine schlimmsten Befürchtungen und konnte das Schicksal der Welt umkrempeln.
Zielgenau und erbarmungslos stach der Ägypter zu. Kensor fiel unter seiner eigenen Waffe und war sofort tot.
«Dreh dich um», befahl Acha der Frau.
«Nein, laß mich, hau ab!»
Mit erhobenem Schwert ging er auf seine Geliebte zu.
«Bedaure, meine Schöne, aber ich kann dich nicht am Leben lassen.»
«Ich habe nichts gesehen, nichts gehört!»
«Bist du dir ganz sicher?»
«Er hat doch nur gemurmelt, ich habe wirklich nichts gehört, das schwöre ich dir!»
Sie fiel auf die Knie.
«Töte mich nicht, ich flehe dich an! Ich werde dir nützlich sein, um aus der Stadt herauszukommen!»
Acha zögerte. Sie hatte nicht unrecht. Da die Stadttore nachts verschlossen blieben, würde er den Morgen abwarten müssen, um in Begleitung seiner Frau die Stadt zu verlassen. Mit ihr würde das kein Aufsehen erregen, umbringen könnte er sie dann immer noch, in einem Hohlweg.
Acha setzte sich neben den Toten. An Schlaf war nicht zu denken. Er mußte so schnell wie möglich nach Ägypten zurück und aus dem, was er erfahren hatte, Nutzen ziehen.
War die morgendliche Kühle erst abgeklungen, war der Winter in Nubien ein Traum. Am Uferhang hatte Ramses einen Löwen mit seinen Weibchen entdeckt. Affen, die in die Wipfel der Dumpalmen geklettert waren, hatten das vorüberfahrende königliche Schiff mit ihren schrillen Schreien begrüßt.
Bei einer Zwischenlandung hatten Dorfbewohner dem Herrscher und seinen Begleitern Bananen und Milch angeboten. Es war ein improvisiertes Fest, und Ramses hatte sich mit dem Stammesältesten unterhalten, einem neunzigjährigen Medizinmann mit schlohweißer Mähne.
Als der Greis vor ihm niederknien wollte, faßte Ramses ihn am Arm, um ihn daran zu hindern.
«Du bringst Licht in meine alten Tage… Die Götter haben mir gestattet, den Pharao zu sehen! Ist es nicht meine Pflicht, mich vor ihm zu verneigen und ihm zu huldigen?»
«Ich muß deiner Weisheit huldigen.»
«Ich bin nur ein Dorfmagier!»
«Wer das Gesetz der Maat sein Leben lang geachtet hat, verdient mehr Hochachtung als ein falscher, verlogener und ungerechter Weiser.»
«Bist du denn nicht Herr über Beide Länder und über Nubien? Ich herrsche nur über ein paar Familien.»
«Aber ich brauche dein Erinnerungsvermögen.»
Der Pharao und der Magier setzten sich in den Schatten einer Palme, die
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